Dune Legenden 02 - Der Kreuzzug
waren.
Er zog eine große Projektilpistole unter seinem Gewand hervor, richtete sie auf das erste Opfer – zufällig ein älterer Mann – und feuerte.
Die Waffe gab einen lauten Knall von sich, dessen Echo durch den Leib des alten Mannes lief. Die Menge reagierte sofort mit lautem Geschrei und geriet in Panik. Die Versuchsobjekte flüchteten wie eine erschrockene Viehherde – sowohl die wilden Sklaven als auch die kultivierteren Assistenten.
»Siehst du, wie sie weglaufen?«, sagte Erasmus. »Interessant, nicht wahr?«
Der Junge antwortete nicht. Sein Gesicht zeigte einen leicht entsetzten Ausdruck.
Erasmus zielte auf ein weiteres Opfer – eine schwangere Frau – und schoss erneut. Es machte ihm richtig Spaß.
»Reicht es nicht allmählich?«, fragte der Junge. »Ich habe die Lektion verstanden.«
Erasmus hatte in seiner Weisheit eine Projektilwaffe von großem Kaliber ausgewählt, die mit beträchtlicher Lärmentwicklung arbeitete und große Wunden riss. Jedes Mal, wenn ein Opfer getroffen wurde, spritzten Blut, Hautfetzen und Knochensplitter in alle Richtungen. Diese grausigen Verletzungen feuerten die Panik zusätzlich an, wie in einer Rückkopplungsschleife.
»Es gibt noch mehr zu lernen«, sagte Erasmus. Er bemerkte, dass Gilbertus unruhig auf der Stelle trat. Er schien nervös zu sein.
Interessant.
Die Gefangenen schrien und kreischten, kletterten übereinander hinweg und versuchten alles, um dem Roboter aus dem Weg zu gehen. Doch im engen Pferch gab es keine Sicherheit. Erasmus feuerte immer wieder.
Ein Projektil schlug in den Kopf eines Mannes, dessen Schädel und Gehirn sich in eine Explosionswolke auflösten. Mehrere Sklaven waren auf der Stelle erstarrt und schienen jeden Widerstand aufgegeben zu haben. Auch von dieser Gruppe tötete er die Hälfte, damit sie nicht aufgrund seiner Reaktionen ihr Verhalten änderten. Das Experiment erforderte, dass er sich nicht beeinflussen ließ und niemanden aus irgendeinem Grund bevorzugte.
Nachdem er mindestens ein Dutzend Gefangene getötet und doppelt so viele verstümmelt hatte, hörte er auf und hielt die langsam abkühlende Projektilwaffe in der Flussmetallhand. Um ihn herum tobte das Chaos des Entsetzens weiter. Die Überlebenden rannten hin und her und suchten nach Versteck- oder Fluchtmöglichkeiten. Einige halfen ihren verletzten Artgenossen. Schließlich hörte das Geschrei auf, und die Menschen drängten sich an den Zaun, so weit wie möglich von Erasmus entfernt, als würde dieser geringfügige Unterschied eine Rolle spielen.
Bedauerlicherweise waren die Überlebenden für künftige Experimente unbrauchbar, auch wenn sie keine körperlichen Verletzungen davongetragen hatten. Doch aus seinem immensen, sich ständig regenerierenden Bestand konnte er sich jederzeit neue Objekte besorgen.
Gilbertus war von der Einfriedung zurückgetreten, um sich den ausgestreckten Händen zu entziehen, die ihn um Hilfe anflehten. Der Junge betrachtete Erasmus mit verwirrt gerunzelter Stirn, als würde er nicht verstehen, in welche Richtung seine Emotionen fließen sollten.
Eigenartig. Erasmus würde auch Gilbertus' Reaktion auf das Experiment auswerten müssen – eine unerwartete Zugabe.
Einige Sklaven weinten und klagten leise, als Erasmus erneut durch das Tor schritt und zuversichtlich zu seinem jungen Zögling trat. Dieser jedoch schrak vor ihm zurück, in instinktiver Furcht vor dem Blut und den Geweberesten, die an der glänzenden Haut und den farbigen Gewändern des Roboters klebten.
Das brachte Erasmus zum Nachdenken. Es störte ihn nicht, wenn seine Gefangenen und Versuchsobjekte sich vor ihm fürchteten, aber er wollte nicht, dass dieser junger Mann seinen Mentor verabscheute.
Trotz der außergewöhnlichen Rücksicht, die der Roboter auf Serena Butler genommen hatte, war sie ihm schließlich in den Rücken gefallen. Die Wiederholung einer uralten Geschichte, die er nicht erwartet hatte. Vielleicht war sie schon zu erwachsen gewesen, zu sehr in ihrer Persönlichkeitsstruktur festgelegt, als er sie unter seine Fittiche genommen hatte. Erasmus hatte in vielen Jahren des Studiums eine Menge über die Natur der Menschen gelernt, und er würde sicherstellen, dass Gilbertus Albans ihm gegenüber absolut loyal war. Er musste vorsichtig und aufmerksam bleiben.
»Komm mit, junger Mensch«, sagte er mit simulierter Fröhlichkeit. Von nun an würde er dafür sorgen, dass der Junge keine falschen Vorstellungen von ihm entwickelte. »Hilf mir, mich zu
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