Dune Legenden 02 - Der Kreuzzug
grellen salusanischen Sonne und seufzte, als er sein Leben plötzlich als schwere Last empfand. Er hatte bereits einige Zeit in Gesellschaft des alten Emil Tantor verbracht, der völlig damit zufrieden zu sein schien, sein einsames Haus mit seiner Schwiegertochter Sheel und ihren drei Kindern zu teilen.
Obwohl Xavier eine eigene Familie hatte, die ihn mehr als alles andere liebte, hatte er das Gefühl, irgendwann etwas verloren zu haben. Octa war eine stille und starke Frau, eine Zuflucht im Getümmel seines Lebens. Er liebte sie bedingungslos, auch wenn er sich noch gut an die sorgenfreie Leidenschaft seiner kurzen Beziehung zu Serena erinnerte. Sie waren damals jung gewesen, im Überschwang der Romantik, und hatten keine Ahnung von der Tragödie gehabt, die wie ein Meteor aus dem Weltraum auf sie zuraste ...
Xavier hatte aufgehört, es zu bedauern, dass er Serena verloren hatte. Ihr Leben hatte sich schon vor langer Zeit in unterschiedliche Richtungen entwickelt. Trotzdem empfand er Bedauern, wenn er sah, wie sehr er sich verändert hatte. »Manion«, sagte er leise, »wie kommt es, dass ich so starr, so unbeugsam geworden bin?«
»Darüber muss ich einen Moment nachdenken«, sagte der ehemalige Viceroy.
Beunruhigende Gedanken stürmten auf Xavier ein. Der optimistische und leidenschaftliche junge Mann, der er einst gewesen war, kam ihm nun wie ein Fremder vor. Er dachte über die verschiedenen Aufträge nach, die er im Namen des Djihad erfüllt hatte, und fühlte sich nicht imstande, sie ausnahmslos gutzuheißen.
Schließlich antwortete Manion mit all der Ernsthaftigkeit, die ihn auch bei seinen Reden vor dem Parlament ausgezeichnet hatte. »Der Krieg hat dich härter gemacht, Xavier. Er hat uns alle verändert. Manche Menschen hat er sogar zerbrochen. Doch andere, wie du, hat er stärker werden lassen.«
»Ich befürchte, dass meine Stärke meine größte Schwäche ist.« Xavier starrte in das dichte Gewirr der grünen Reben, doch er sah nur seine Erinnerungen an zahlreiche Djihad-Kampagnen ... Raumschlachten, zerstörte Roboter, massakrierte Menschen, die den Attacken der Denkmaschinen zum Opfer gefallen waren.
»Wie das?«
»Ich habe gesehen, wozu Omnius in der Lage ist, und mein ganzes Leben dem Ziel gewidmet, einen Sieg der Maschinen zu verhindern.« Er seufzte. »Das ist die Art und Weise, wie ich meine Liebe zu meiner Familie zeigen will – indem ich sie beschütze. Leider bedeutet das, dass ich fast nie zu Hause bin.«
»Wenn du es nicht tust, Xavier, werden wir alle zu Sklaven des Allgeistes. Octa versteht es genauso wie ich und wie deine Töchter. Lass nicht zu, dass es zu schwer auf deiner Seele lastet.«
Xavier nahm einen tiefen Atemzug. »Ich weiß, dass du Recht hast, Manion ... aber ich will nicht, dass mein rücksichtsloser Kampf für den Sieg auf Kosten meiner Menschlichkeit geht.« Er sah seinem Schwiegervater in die Augen. »Wenn Menschen wie ich gezwungen sind, wie Maschinen zu werden, um die Maschinen zurückzuschlagen, dann haben wir den Djihad bereits verloren.«
49
Wir können jedes Detail des langen Marsches der menschlichen Geschichte studieren und gewaltige Datenmengen aufnehmen. Warum fällt es den Denkmaschinen dann so schwer, daraus zu lernen? Und ich gebe zu bedenken: Warum wiederholen Menschen unablässig die Fehler ihrer Vorfahren?
Erasmus,
Reflexionen über biologische Intelligenzen
Selbst nach jahrhundertelangen Experimenten mit unterschiedlichsten menschlichen Versuchsobjekten waren Erasmus immer noch nicht die Ideen ausgegangen. Es gab so viele interessante Möglichkeiten, diese Spezies zu testen. Und nachdem er die Welt nun auch durch die Augen seines jungen Zöglings Gilbertus Albans sehen konnte, schienen sich ganz neue, faszinierende Möglichkeiten zu eröffnen.
Der Roboter trug sein schmuckes scharlachrotes Gewand, das mit goldenem Pelz besetzt war. Sehr modisch und beeindruckend, fand er. Seine Flussmetallhaut war frisch poliert, sodass sie im rötlichen Licht von Corrin glänzte.
Der junge Gilbertus war ebenfalls tadellos gekleidet und von Kammerrobotern herausgeputzt worden. Trotz zwei Jahre fleißiger Ausbildung und Vorbereitung hatte der Junge seine Wildheit immer noch nicht ganz verloren. Jederzeit konnte sein rebellisches Wesen wieder durchbrechen. Erasmus war jedoch überzeugt, dass er diesen Fehler irgendwann ganz aus der Welt schaffen konnte.
Der Roboter und der Mensch standen vor dem ausbruchssicheren Lager für die Sklaven und
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