Dune Legenden 02 - Der Kreuzzug
uns vielleicht in Ruhe lassen.«
»Das ist unsere einzige Überlebenschance. Andernfalls werden die Dragoner uns alle töten«, stimmte ihr ein älterer Mann zu. »Die Vergeltung wird das, was mit Bel Moulay geschah, in den Schatten stellen.«
Ishmael warf beiden einen düsteren Blick zu. »Mein eigenes Leben ist mir nicht so viel wert, dass ich einen Freund verraten würde. Ich stimme Aliids Plan nicht zu, aber keiner von uns sollte an seiner Entschlossenheit zweifeln.«
»Dann müssen wir an seiner Seite kämpfen und hoffen, dass die Zenschiiten siegen«, sagte Rafel, der seine Frau am Arm hielt. Chamal wirkte unsicher, aber tapfer. »Wir alle haben die Freiheit verdient. Seit Generationen wurden wir von Sklavenhaltern unterdrückt, und nun gibt Gott uns diese Chance. Sollten wir sie nicht in jedem Fall annehmen?«
Ishmaels Gedanken wirbelten durcheinander. Er wusste aus leidvoller Erfahrung, dass Lord Bludd niemals vernünftig reagieren würde, selbst wenn er ihm den bevorstehenden Aufstand meldete. Aber er erinnerte sich auch an die friedliche und ruhige Art seines Großvaters und wusste, dass er sich nicht in ein wildes Tier verwandeln konnte.
Aliid war gewillt, Starda in Brand zu setzen und die Gebäude der Stadt, die Farmen und sogar die Bergwerke im Norden zu stürmen. Er plante eine überraschende Revolte, in der die Zenschiiten blutige Rache an ihren Herren nehmen wollten. Sie würden nicht nur die Dragonerwachen, sondern auch Frauen und Kinder niedermetzeln. Nachdem sich die Wut über viele Generationen hinweg aufgestaut hatte, war es unwahrscheinlich, dass sich der rasende Mob beherrschen würde. Ein Blutbad war unvermeidlich.
»Haben wir eine andere Wahl, Vater? Wir können den Aufstand nur verraten oder daran teilnehmen.« Chamal hatte die Frage sämtlicher Komplikationen entkleidet, um eine klare Antwort zu finden. Wenn sie so sprach, erinnerte sie ihn an ihre Mutter ...
»Wenn wir uns hier verstecken und nichts tun«, warf Rafel ein, »ziehen wir den Hass der Seite auf uns, die als Sieger aus dem Kampf hervorgeht. Es ist eine schwierige Entscheidung.« Die anderen murmelten zustimmend.
Ishmaels Tochter sah ihn voller Liebe an und kam einen Schritt näher. »Du kennst die Sutras am besten, Vater. Gibt uns das Wort Gottes eine Erkenntnis?«
»In jedem Koran-Sutra liegt tiefe Erkenntnis«, sagte Ishmael. »Manchmal sogar zu viel Erkenntnis. Zu jeder Lebenslage scheint es einen passenden Vers zu geben. Und jede mögliche Antwort auf eine Frage, die uns beschäftigt, lässt sich mit einem Vers rechtfertigen.«
Er blickte zum alten Raumschiff hinauf, an dem Norma Cevna und ihre handverlesenen Ingenieure viele Monate lang gearbeitet hatten. Nur Keedair war noch an Bord und eilte zwischen dem Schiff und seinen Büros hin und her, um geschäftliche und finanzielle Dokumente zu retten.
Ishmael kniff die Augen zusammen. »Aliid vergisst, was unser eigentliches Ziel ist. Er stellt die Rache über alles andere, doch in erster Linie sollte es uns darum gehen, unser Volk wieder in die Freiheit zu führen.«
Der Anführer der Zensunni musste eine Entscheidung treffen, mit der er das Leben von Chamal, ihrem Ehemann und aller anderen Menschen seines Volkes schützen konnte ... selbst wenn es bedeutete, dass er seine eigene Frau und oder seine anderen Töchter nie wiedersehen würde.
»Ishmael, wir müssen uns entweder dem Kampf anschließen oder uns mit unseren Unterdrückern zusammentun«, sagte Rafel. »Eine andere Möglichkeit haben wir nicht.«
»Das stimmt nicht.« Er blickte bedeutungsvoll auf das große, schweigende Schiff. »Ich sehe eine andere Möglichkeit.«
Seine Anhänger folgten seinem Blick, und allmählich nahmen ihre Gesichter den Ausdruck der ungläubigen Erkenntnis an.
»Ich werde«, fuhr Ishmael fort, »mein Volk von hier fortbringen, fort von dieser Welt ... in die Freiheit.«
* * *
Während sich die Stadtbevölkerung auf Lord Bludds Fest vergnügte, war Tio Holtzman mit viel wichtigeren Angelegenheiten beschäftigt. Der Erfinder hatte nicht mehr an Bel Moulay gedacht, seit der Revolutionsführer hingerichtet worden war. Damit war den Klagen der buddhislamischen Sklaven auf Poritrin ein Ende gesetzt worden.
Sklaven sollte man sehen und nicht hören, genauso wie Kinder.
Es war ein kühler Nachmittag, aber er hatte vorgehabt, sich ein spätes Mittagessen auf der Felsterrasse mit Ausblick auf den Isana-Fluss servieren zu lassen. Er zog sich warm an und sagte den Köchen,
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