Dune Legenden 02 - Der Kreuzzug
dass sie draußen aufdecken sollten. Wenn er es bequem hatte, konnte er viele Stunden an diesem Aussichtspunkt verbringen und über Möglichkeiten nachsinnen, wie man es von einem Weisen erwartete. Hastig wischte eine Sklavin den Stuhl des großen Mannes ab und hielt ihn bereit, damit er sich setzen konnte.
Er bestellte seine übliche Kost. Holtzman bevorzugte jeden Tag ein spezielles Gericht, nach einer fest vorgegebenen Routine. Er liebte einen vorbestimmten Tagesablauf, weil er dann keine Zeit mit irritierenden Unregelmäßigkeiten verlor. Die Dienerin, eine hübsche Brünette in weißem Spitzenkleid, kehrte mit einem Tablett zurück, auf dem ein Kaffeeservice stand. Sie goss ihm eine suppenschüsselgroße Tasse ein, von der er vorsichtig nippte.
Auf dem Wasser tief unter ihm trieb ein mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen beladener Lastkahn langsam in Richtung Starda. Auf dem Fluss herrschte nur wenig Verkehr, weil sich fast alle Schiffe zum abendlichen Fest in der Stadt eingefunden hatten. Holtzman seufzte. Lord Bludd feierte ständig aus diesem oder jenem Anlass.
In den vergangenen Wochen hatte der Weise Normas Aufzeichnungen und Pläne studiert und herauszufinden versucht, was sie mit diesem alten Frachtschiff anstellen wollte. Vielleicht sollte er einfach auch das alte Gefährt konfiszieren, auch wenn Tuk Keedair wieder mit juristischen Schritten drohen würde. Aber VenKee Enterprises war genauso wohlhabend wie Holtzman, und er war nicht an einem langwierigen Gerichtsprozess interessiert. Sein wichtigstes Anliegen war es, dass Norma Cevnas Ruf ruiniert wurde und sie die Koffer packte.
Und wenn er obendrein herausfand, woran sie gearbeitet hatte, wäre das ein netter Bonus.
Holtzman nahm einen Schluck Kaffee und überlegte, ob er in der Angelegenheit andere Experten zu Rate ziehen sollte. Doch dann beschloss er, niemand anderem die Dokumente in die Hände zu geben. Er hatte sich schon zu viel Ärger mit Norma eingehandelt.
Wahrscheinlich ist alles nur reine Zeitverschwendung, dachte er und wischte sich die Mundwinkel mit einer feinen Serviette. Norma Cevna ist und bleibt eine realitätsferne Spinnerin.
* * *
In den folgenden Stunden verhielten sich die Zensunni-Sklaven wie an einem normalen Arbeitstag, während sie den großen Hangar einmotteten, damit Holtzman die Anlage übernehmen konnte. Keedair machte eine Bestandsaufnahme und inspizierte die Fortschritte, aber er schien nicht mit dem Herzen bei der Sache zu sein. Er würde schon bald aufbrechen.
Mit zunehmender Aufregung verbreitete sich die Neuigkeit unter den Zensunni im gewaltigen Hangar. Überall wurde geflüstert, Augen strahlten erwartungsvoll, Mutmaßungen und Hoffnungen machten die Runde. Alle hatten darauf gewartet, dass Ishmael ein Zeichen von Gott erhielt, und nun waren sie bereit, ihm zu folgen.
Ishmael machte sich Sorgen, dass er sie zu lange zur Passivität ermahnt hatte. Er befürchtete, die Zensunni könnten vergessen haben, Stärke zu zeigen. Aber jetzt war keine Zeit für Zweifel.
Bereits um Mittag herrschte im fernen Starda hektische Betriebsamkeit, während sich alles auf den offiziellen Beginn der Jubiläumsfeier vorbereitete. Die Bürger und sogar die Dragonerwachen waren ahnungslos und selbstzufrieden.
Bei Sonnenuntergang würde Aliid das Zeichen zur Revolte geben. Ishmael wusste, dass er seine Tochter, ihren Mann und alle anderen Sklaven schon vor dem Beginn der Feuersbrunst in Sicherheit gebracht haben musste.
Als würde er einen Arbeitsauftrag erfüllen, öffnete er die Einstiegsrampe des großen Schiffes. Daraufhin beluden seine Leute das Schiff mit Wasserfässern und Vorräten aus ihren Baracken und dem Hangar. Nachdem Keedair zu seiner Überraschung festgestellt hatte, dass das Schiff voll funktionsfähig zu sein schien, hatte er befohlen, seine Vorräte und Wertsachen an Bord zu bringen. Wenn demnächst die gesamte Vermögensmasse des Projekts in die Hände von Lord Bludd fiel, wollte der Tlulaxa-Händler das Schiff in den Orbit bringen, um es zu einem Raumdock zu schleppen und umzubauen. Ursprünglich hatte er beabsichtigt, alles, dessen er habhaft werden konnte, auf Suspensorplattformen wegzuschaffen, doch nun hatte er eine bessere Transportmöglichkeit.
Ishmael jedoch wollte den Schiffsprototyp zu einem anderen Ziel bringen, zu einem neuen Planeten, weit entfernt von Sklavenjägern oder grausamen Denkmaschinen. Es war ihm gleichgültig, wohin die Reise ging, er wollte nur an einen Ort fliehen, wo sie
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