Dune Legenden 02 - Der Kreuzzug
niemand mehr belästigen würde. Vor langer Zeit hatten die buddhislamischen Gläubigen die Liga der Edlen verlassen und sich geweigert, am Maschinenkrieg teilzunehmen. Doch sie waren nicht weit genug geflohen, sodass Fleischhändler wie Keedair ihre Sumpfsiedlungen auf Harmonthep überfallen hatten, während die heilige Stadt Darits auf IV Anbus dem Djihad zum Opfer gefallen war.
Nun würde Ishmael die Chance erhalten, sein Volk in die Freiheit zu führen, die es verdient hatte, und wirklich zu dem Anführer zu werden, den sie in ihm sahen.
Am späten Nachmittag hatte sich die Geduld der hart arbeitenden Sklaven erschöpft. Chamal hielt sich in der Nähe von Rafel und warf ihrem Vater immer wieder besorgte Blicke zu. Ishmael konnte ihnen nicht mehr sagen, dass sie noch länger warten sollten. Sie würden bald zur Tat schreiten müssen. Von Augenblick zu Augenblick stieg die Anspannung wie ein Schwall heißen Blutes in ihren Adern.
Ein murrender Keedair beobachtete die Zensunni mit finsterer Miene, als hätten sich erste Zweifel hinsichtlich ihres Verhaltens in seinem Kopf festgesetzt, dann kehrte er in seine Büros zurück.
Schließlich gab Ishmael ein leises Signal, und die Sklaven verließen ihre Arbeitsstätten, um sich mitten im Hangar zu versammeln. Ishmael stand vor der offenen Schleuse des riesigen, bestens ausgerüsteten Schiffes und stieß ein hohes Wimmern aus, einen unheimlichen Klagelaut, den er seit seiner Kindheit auf Harmonthep nicht mehr benutzt hatte, als er in den Sümpfen auf die Jagd gegangen war.
Die Zensunni-Gefangenen antworteten mit ähnlichen Rufen, wie sie für ihre verschiedenen Heimatplaneten und Kulturen typisch waren. Obwohl sie seit sehr langer Zeit versklavt waren, hatten sie ihre Herkunft nie vergessen.
Der junge Rafel und ein paar Leute aus seinem Trupp liefen zu den Kontrollen und öffneten das gewaltige Dach des Hangars. Unter lauten Knarren und Krachen wurden die sich überlappenden Wellblechplatten zur Seite geschoben, bis der Schiffsprototyp unter dem freien, von Wolken durchzogenen Himmel lag. Die kühle Luft schmeckte nach Freiheit, und sein Volk jubelte in begeisterter Vorfreude.
Als der Tlulaxa-Händler den Lärm hörte, kam er aus dem Verwaltungstrakt geeilt und starrte fassungslos auf die hundert Sklaven, die sich unter dem Schiff drängten, als hätten sie sich zum Appell eingefunden.
»Was macht ihr da? Geht wieder an die Arbeit! Sofort! Uns bleibt nur noch ein Tag, um ...«
Bevor Keedair seine Lähmwaffe ziehen konnte, war er von einer Gruppe Sklaven umringt, die ihm den Fluchtweg abschnitten. Rafel führte sie an, und durch ihre bloße Überzahl konnten sie den kleinwüchsigen Mann überwältigen, ohne auf seine Proteste und Flüche zu achten. Dann packten sie Keedair an den Armen. Die junge Chamal wirkte stark und entschlossen, als sie an seinem langen, grausträhnigen Zopf riss.
Er schrie vor Schmerz und Wut auf. »Das dürft ihr nicht mit mir machen! Ich werde jeden von euch hinrichten lassen!«
Sie zerrten ihn vor Ishmael, der ihn voller Abscheu und Verachtung betrachtete. Immerhin war er der Mann, der die ursächliche Schuld an seiner Versklavung trug. »Man wird euch schwer für diese Dummheit bestrafen!«, schwor Keedair.
»Nein«, sagte Ishmael. »Dies ist unsere einzige Chance. In weniger als einer Stunde wird eine blutige Revolte in Starda ausbrechen. Wir wollen nicht am Massaker teilnehmen, wir wollen nur unsere Freiheit.«
»Ihr könnt nicht entkommen«, sagte Keedair – ohne Trotz, weil er lediglich eine Tatsache feststellte. »Die Dragonerwachen werden euch finden, ganz gleich, wo ihr euch versteckt. Sie werden euch erbarmungslos jagen.«
»Nicht, wenn wir den Planeten verlassen, Sklaventreiber .« Rafel trat ganz nahe an den ehemaligen Fleischhändler heran, um ihn einzuschüchtern. »Wir wollen weit fort von hier fliehen, zu einer fernen Welt.«
Ishmael stieß einen Finger in die Brust des Tlulaxa. »Und Sie werden uns hinbringen – in Cevnas Schiff.«
59
Wähle deine Schlachten mit Bedacht. Letztlich ist der Unterschied zwischen Sieg oder Niederlage eine Frage deiner eigenen sorgfältigen oder leichtsinnigen Entscheidungen.
Tlaloc, Schwächen des Imperiums
Das rote Licht des Sonnenuntergangs auf Poritrin war wie ein Stichwort für den Beginn der Gewalt.
Auf den Docks am Flussdelta warteten Aliid und seine härtesten Zenschiiten-Brüder hinter den Zäunen, während die Feuerwerker mit den Kanistern voller schillerndem
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