Dune Legenden 02 - Der Kreuzzug
ihrem Kopf lastete, als wollte ihr Schädel jeden Moment platzen. Mit beiden Händen hielt sie den Soostein, als würde sie beten, bis ihre Hände und Arme zitterten.
»Wie viel Schmerz kann ein verletzliches biologisches Wesen ertragen?«, fragte ein Neo-Cymek.
»Ob sie irgendwann explodiert?«, überlegte ein anderer.
Funken umtanzten ihren Körper, schlugen glühend in ihre Haut, entzündeten ihr kurzes braunes Haar. Immer noch trieb Xerxes die Intensität in unvorstellbare Höhen hinauf. Der Titan hing über ihr, und die Neos jubelten vor Vergnügen.
Unvermittelt konzentrierte sich der induzierte Schmerz auf ihr Gehirn, auf den brillanten Geist, der im Körper von Zufa Cevna, der Höchsten Zauberin des Djihad, herangereift war. Blitze zuckten zwischen den Synapsen und überlasteten ihr Nervenzentrum.
Normas Augen öffneten sich. Es fühlte sich an, als würden eine Milliarde winziger Klingen ihre Zellen aufschlitzen und sie in immer kleinere Stücke zerteilen, in unendlicher Potenzierung des Schmerzes. Der Soostein strahlte wie eine Miniatursonne in ihrer Hand und spiegelte ihr Inneres.
Im Zenit ihrer Agonie lockerte sich etwas in ihrem Gehirn und setzte die angeborenen Rossak-Fähigkeiten frei, die dort seit ihrer Geburt geschlummert hatten. Der Soostein, den Aurelius ihr geschenkt hatte, war der Schlüssel, der die Barriere öffnete, die ihre Mutter nie hatte ausfindig machen können. Die ganze Macht des Soosteins wurde von ihr absorbiert, und plötzlich spürte sie gar nichts mehr. Die Schmerzsender der Cymeks bombardierten sie weiter, aber Norma lenkte die Energie mühelos von ihrem Körper ab ... um sie in einiger Entfernung zu sammeln.
Ihre körperliche Gestalt pulsierte, vibrierte und versprühte blaue Funken. Norma Cevnas Fleisch leuchtete, zerschmolz und verwandelte sich in pure Energie. War es dasselbe, was die Kamikaze-Zauberinnen ihrer Mutter zu tun gelernt hatten, um die Cymeks zu eliminieren?
Nein. Norma machte sich klar, dass es einen fundamentalen Unterschied gab. Sie konnte den Effekt kontrollieren.
Sie sah ihr eigenes Blut, das auf den Boden, an eine Wand und auf die widerlichen Gehirntanks gespritzt war. Sie konzentrierte sich auf ihren Widersacher Xerxes und spürte, wie sich eine gewaltige Energiewelle in ihrem transformierten Gehirn aufbaute, wie eine Waffe, die sich auf die nächste Entladung vorbereitete. Blaues Licht sprang von ihrem Geist zum Titanen und ließ den Behälter des Cymeks zerplatzen. Er detonierte wie eine organische Bombe, die das enthaltene Gehirn zum Kochen brachte.
Als Nächstes ließ sie alle anderen Neo-Cymeks gleichzeitig explodieren. Es war ein wunderbarer mentaler Energiestrom, der sämtliches organisches Gewebe in der Umgebung verdampfen ließ. Doch das war erst der Anfang ihrer neuen Fähigkeiten.
Allmählich ließ der Sturm aus Mentalenergie nach, und Norma fühlte eine intensive Ruhe und Euphorie, als wäre sie ganz allein im Universum ... als wäre sie Gott, unmittelbar vor dem Schöpfungsakt.
Obwohl sie das Kind einer mächtigen Zauberin von Rossak war, hatte Norma bislang noch keinerlei telepathische Begabung erkennen lassen. Doch die unglaublichen Torturen, in der unerwarteten Kombination mit dem Soostein als Katalysator, hatten ihre angeborenen Kräfte zum Leben erweckt.
Alles war so klar. Sie konnte unendlich weit sehen, durch Millionen von Galaxien und die gesamte Raumzeit. Sie blickte einmal im Kreis durch das Universum, bis sie sich selbst von hinten sah. Und sie sah, dass sie nicht mehr als die Essenz eines Geistes war, eine frei schwebende, pulsierenden Energiekonzentration. Alles, wirklich alles, schien ihr nun möglich zu sein.
Aus flimmernder Energie rekonstruierte sie sich nun einen Körper. Sie schuf Materie aus dem Nichts, Atom für Atom, Zelle für Zelle. Mit unsichtbaren Händen, als wäre sie wirklich Gott, formte sie eine neue körperliche Gestalt für ihr Bewusstsein, für ihren mächtigen, exponenziell erweiterten Geist.
Dann hielt sie inne, um zu einer Entscheidung zu gelangen. Ihre alte Gestalt war zweifellos eine Möglichkeit, vielleicht auch eine etwas größere Version. Sie konnte ihre ursprünglichen Züge ein wenig glätten, aber nicht zu sehr. Sie stellte sich vor, wie sie aussehen könnte.
Natürlich gibt es noch ganz andere Möglichkeiten.
Für Norma war der menschliche Körper nicht mehr als ein organischer Behälter, auch wenn die meisten Leute viel mehr darin sahen. Ihre Reaktion auf andere wurde von deren
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