Dune Legenden 02 - Der Kreuzzug
Grundprogrammierung versehen hat?«, fragte Omnius. »Es wäre ein schwerer Fehler, meine Fähigkeiten zu unterschätzen.«
Agamemnon dachte darüber nach. Falls der Allgeist eine Möglichkeit gefunden hatte, den Vorrangbefehl, keinem der Zwanzig Titanen etwas anzutun, zu umgehen, hätte Omnius die Cymeks schon vor langer Zeit beseitigen können. »Ich kann nur betonen, wie wertvoll ich für dich bin, Omnius. Dein Maschinenimperium hat meinen militärischen Erfolgen sehr viel zu verdanken. Mein Körper ist eine Maschine, obwohl mein Gehirn menschlich ist. Ich repräsentiere die ideale Kombination zweier Welten.«
»Dein organischer Kern ist nach wie vor fehlerhaft. Ohne ihn würdest du mehr leisten können.«
Agamemnon hatte keine Ahnung, was hinter dieser plötzlichen Denunziation steckte, aber er blieb ruhig. »Mein menschliches Gehirn ermöglicht es mir, unsere Feinde besser zu verstehen. Effiziente und logisch arbeitende Denkmaschinen werden das chaotische Wesen der Menschen niemals begreifen. Es wäre ein schwerer taktischer Fehler, wenn du nicht alle deine Ressourcen nutzen würdest.«
Unter ihm sackte der Boden weg, als der hohe Zentralturm sich unvermittelt in seine Fundamente zurückzog. Genauso plötzlich hörte die Bewegung auf, und die Flussmetallwände wurden transparent, sodass Agamemnon nun die nächtliche Maschinenstadt überblicken konnte. Bogenförmige Lichter flimmerten über die Außenwände der Gebäude, und am Himmel waren Roboterfahrzeuge unterwegs.
»Der Fall Hekate beunruhigt mich sehr, falls sie wirklich dahinterstecken sollte.« Der Cymek wäre fast unter der dröhnenden Stimme zusammengezuckt. »Sie ist eine deiner Titanen, und du solltest sie unter Kontrolle haben. Vor kurzem hat sie schwere Schäden auf Bela Tegeuse angerichtet.«
»Sie ist eine ehemalige Titanin, Omnius. Hekate hat sich tausend Jahre lang versteckt. Ich bin nicht bereit, eine persönliche Verantwortung für ihre Aktionen zu übernehmen.«
»Du hättest sie aufspüren und eliminieren sollen. Schon vor langer Zeit.«
»Dazu hatte ich nie Zeit, weil ich ständig andere Aufträge für dich zu erfüllen hatte. Hättest du wirklich für mehrere Jahre auf meine Dienste verzichtet, damit ich auf die Jagd nach jemandem gehen kann, der bis vor kurzem keinerlei Schwierigkeiten gemacht hat?«
Agamemnon vermutete, dass der angebliche Zorn des Allgeistes nicht mehr als ein ausgeklügelter Bluff war, um ihn einzuschüchtern. Als hätte Omnius auch nur das geringste Verständnis für die Kunst der Intrige!
»In meiner Großzügigkeit habe ich Folgendes beschlossen, Agamemnon: Ich werde dir erlauben, noch etwas länger zu leben, aber du musst Hekate eliminieren. Sichere Bela Tegeuse und installiere dort eine funktionsfähige Kopie meines Allgeistes, bevor die Liga der Menschen dort einen Brückenkopf einrichten kann. Du musst dich beeilen.« Schlagartig wurden die transparenten Wände durch Barrieren aus Flussmetall verschlossen.
»Ja, Omnius. Ich werde tun, was du befiehlst.«
Die Stimme schien zu wandern und kam jetzt nur noch aus einer Richtung. Von oben. »Also haben wir eine Abmachung. Wenn du das Problem Hekate löst, bleibst du am Leben. Aber wenn du scheiterst, werde ich dich zermalmen.«
»Es ist stets mein vordringlichster Wunsch, dir zu dienen, Omnius. Aber wie du angedeutet hast, werde ich durch die Relikte meines menschliches Daseins niemals vollkommen sein.«
»Du amüsierst mich, Agamemnon. Aber das genügt mir nicht.«
Vor Wut kochend verließ der Cymek-General den Zentralturm und stürmte in seiner riesigen Kampfgestalt durch die Straßen. Als ihm zwei menschliche Sklaven begegneten, ließ er es sich nicht nehmen, sie an einer Wand zu zerquetschen. Andere Trustees flüchteten sich in die Sicherheit der nächsten Gebäude.
Seit Jahrhunderten waren Agamemnon und sein stetig schrumpfender Titanenclan nur deshalb treue Diener von Omnius gewesen, weil sie keine andere Wahl hatten. Nun wünschte sich der General mehr als je zuvor, endlich gegen den Allgeist aufzubegehren. Zumindest würde ihn der Narr Xerxes jetzt nicht mehr in die Quere kommen.
Die Entschlossenheit durchströmte ihn wie ein Energiestoß. Er hatte lange genug gewartet. Der neu rekrutierte Beowulf hatte bereits über einhundert Neos ausfindig gemacht, die ihre Revolte unterstützen wollten. Agamemnon musste die Gelegenheit ergreifen. Und zwar jetzt.
Und eine Gelegenheit wie Bela Tegeuse würde sich nicht so schnell wieder
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