Dune Legenden 02 - Der Kreuzzug
zu groß für sein Gesicht. Seine langen, gelenkigen Finger zuckten ungeduldig.
Zwei der Frauen in den weißen Gewändern bestiegen das Shuttle, und Niriem nahm auf dem Pilotensitz Platz. Serena schritt anmutig die Rampe hinauf, gefolgt von einem eifrigen Dr. Suk und einem deutlich weniger enthusiastischen Xavier. Die Männer setzten sich weit auseinander.
Während des Landeanfluges des Shuttles blickten sie auf Bandalong, die funkelnde neue Stadt, an der weiterhin nach einem grandiosen Plan gebaut wurde. Das Geld stammte aus den Gewinnen der Organfarmen und des Sklavenhandels. Weit außerhalb der offiziellen Stadtgrenzen – Fremden und selbst der Priesterin des Djihad war der Zutritt zu Bandalong verboten – landeten sie auf einem weitläufigen Raumhafen mit klarer, zweckmäßiger und farbloser Architektur.
Als Serena und ihre Seraphim ausstiegen, traten ihnen Iblis Ginjo und Rekur Van entgegen. Die politische Bedeutung des Fleischhändlers hatte durch seine Beziehungen zum Großen Patriarchen offenbar erheblich zugenommen. Der kleine Mann verbeugte sich vor Serena.
Sie blinzelte im gelben Sonnenlicht und stellte überrascht fest, dass das alltägliche Leben wie gewohnt weiterging. Sie sah keine jubelnden Mengen oder Scharen von neugierigen Zuschauern, wie es auf Liga-Welten die Regel war. Nur ein paar Geschäftsleute und Regierungsvertreter bildeten das Empfangskomitee. Sie war enttäuscht, weil sie wusste, dass sie durch ihre bloße Anwesenheit Begeisterung auslösen und die Herzen überfließen lassen konnte.
Serenas Ego hatte einen derartigen spektakulären Empfang nicht nötig, aber es verwunderte sie. Wenn die Tlulaxa keine extravagante Begrüßungszeremonie veranstalten wollten, warum hatten sie dann darauf bestanden, so viel Zeit für »Vorbereitungen« zu benötigen?
Einer der Repräsentanten löste sich von der Gruppe und trat vor. Er verbeugte sich leicht. »Priesterin Serena Butler, wir fühlen uns geehrt, dass Sie Ihre kostbare Zeit auf eine Reise nach Tlulax und einen Besuch unserer Welt verwenden. Wir haben einen Teil unserer Organfarmen in einen vorzeigbaren Zustand versetzt, aber ich hoffe, Sie verzeihen es uns, dass wir die komplizierten Arbeitsprozesse nicht unterbrochen haben.«
Iblis mischte sich mit voller und zuversichtlicher Stimme ein. »Die Nachfrage nach Erzeugnissen der Tlulaxa steigt mit jeder Schlacht gegen die Denkmaschinen, und wir möchten nicht, dass auch nur ein verletzter Veteran auf ein Auge oder ein neues Herz verzichten muss, weil diese hart arbeitenden Menschen durch einen diplomatischen Empfang von ihren Pflichten abgehalten wurden.«
Serena lächelte. »Der Große Patriarch weiß, dass ich niemandem zur Last fallen will. Ich möchte lediglich das anerkennen und ehren, was die Tlulaxa geleistet haben.«
Dr. Suk stand neben Serena und sprach die Bürokraten an. »Während meiner Tätigkeit als Militärarzt habe ich immer wieder auf Produkte von Tlulax zurückgegriffen und so zahlreiche Menschenleben retten können. Vor langer Zeit hat Primero Harkonnen persönlich neue Lungen erhalten, durch den großzügigen Einsatz des Fleischhändlers Tuk Keedair. Wenn der Primero an jenem Tag nicht gerettet worden wäre, hätte er nie zum Vater von Manion dem Unschuldigen werden können.«
Serena sah, wie Iblis mit ehrfürchtiger Befriedigung nickte. Sie hatte erlebt, wie ihr Kind bei Demonstrationen in Zimia und von den Mengen auf anderen Djihad-Welten als Heiliger verehrt wurde. Doch Xavier blieb in sich gekehrt, als würde er düsteren Gedanken nachhängen. Würden die Menschen das als seine größte Leistung im Gedächtnis behalten, nachdem er ein Leben lang in den Diensten des Djihad gestanden hatte? Dass er der Vater eines ermordeten Kindes war?
Serena entfernte sich vom Shuttle und näherte sich dem Rest des Empfangskomitees. Sie fragte sich, ob in dieser Kultur ein striktes Patriarchat herrschte, was ein Rückfall in primitive Zeiten wäre. Außergewöhnliche wissenschaftliche Errungenschaften und technische Durchbrüche wie die programmierbaren Organfarmen der Tlulaxa erforderten gewöhnlich einen freien Informationsaustausch und eine Förderung innovativer und fortschrittlicher Entwicklungen. So etwas passte nicht zu einer repressiven und heuchlerischen Gesellschaft.
Bereitete man ihr wegen ihres Geschlechts einen so zurückhaltenden Empfang?
Serena ließ sich nichts von ihren Überlegungen anmerken und lächelte, während sie in segnender Geste die Hände hob.
Weitere Kostenlose Bücher