Dune Legenden 02 - Der Kreuzzug
von ihrem Vater und ihrem Mann betrieben wurden.
Kalem kam gerade mit zufriedener Miene aus dem Maschinenraum. Er begrüßte seine Frau mit einem liebevollen Lächeln. »Beide Boote sind zum Auslaufen bereit. Wir haben nur noch auf dich gewartet.«
Die Dämmerung glühte über dem Meer auf, in einer dünnen roten Linie, die sich zusehends in einen orange-gelben Streifen verwandelte. Leronica stieg über die Reling auf das Boot. »Ich will euch nicht aufhalten. Schließlich habt ihr eine lange Reise vor euch.«
Estes und Kagin liefen zu ihrer Mutter und scheuten sich nicht, sie in die Arme zu schließen. Als sie ihre Gesichter betrachtete, erkannte sie darin Vors attraktive Züge wieder. Aber natürlich wussten die Kinder nichts von ihm. »Ihr beiden tut alles, was euer Vater oder Großvater euch sagt! Auf dem Meer müssen sie hart arbeiten. Macht ihnen keinen Kummer. Und achtet auf alles, was sie tun – damit ihr daraus lernt!«
Kalem fuhr den Zwillingen durch das dunkle Haar, das genauso gelockt war wie das ihrer Mutter. »Ich werde ihnen zeigen, wie es geht.« Er beugte sich vor, um Leronica zu küssen.
Sie drückte die Kinder noch einmal an sich, dann wich sie zurück. »Na los! Ihr solltet endlich in See stechen, bevor jemand anderer euch alle Fische wegfängt.«
Lachend liefen die Jungen zu den Netzen. »Wir werden alle Fische im Meer fangen!«
»Keine Sorge«, sagte Kalem mit gesenkter Stimme. »Ich werde gut auf meine kleinen Männer aufpassen.«
»Das weiß ich.« In all den Jahren ihrer Ehe war sie nie von Kalem schwanger geworden, aber er hatte Estes und Kagin nie anders behandelt, weil ein anderer Mann ihr leiblicher Vater war. Er tat, als hätte Vorian Atreides nie existiert, als hätte er Caladan nie besucht.
Leronica blieb am Hafen zurück und winkte, als die zwei Boote zum Horizont aufbrachen, der immer heller strahlte. Auf dem einen befand sich ihr Vater, mit dem anderen fuhren Kalem und die Jungen. Als sie sah, wie ihre Söhne ihm mit den Segeln und Winden halfen, war sie glücklich, einen so guten und liebevollen Mann geheiratet zu haben.
Trotzdem hätte sie sich selbst belogen, wenn sie sich nicht eingestanden hätte, dass sie Vor schrecklich vermisste ...
In den vergangenen acht Jahren war ihr prächtiger Soldat nicht zurückgekehrt. Sie wusste, dass die Zeit in einem anderen Tempo verlief, wenn man Monate für eine Reise von Stern zu Stern benötigte, zwischen den einzelnen Missionen. Sie war enttäuscht, aber gleichzeitig empfand sie Erleichterung. Obwohl sie Kalem damals beruhigt hatte, wusste sie nicht, was sie getan hätte, wenn Vor irgendwann zu ihr zurückgekehrt wäre.
Später am gleichen Tag, als es ruhig in der Taverne geworden war und die meisten Männer mit den Booten hinausgefahren waren, um Schulen von Butterfischen zu folgen, begrüßte Leronica eine Gruppe von Djihadis, die von der Beobachtungsstation gekommen waren. Es war bereits die dritte Ersatzmannschaft, die sich nach der Versetzung auf diesen Posten immer noch nicht ganz eingewöhnt hatte.
Die Männer bestellten Fertiggerichte, die sie zur Station mitnehmen wollten, und setzten sich schließlich vor ihre großen Krüge Tangbier. Dann überreichte ein junger Cuarto, der Anführer der Gruppe, Leronica stolz ein Paket. »Gestern hat ein Raumschiff unsere Beobachtungsdaten abgeholt ... und etwas für Sie mitgebracht.« Er grinste. »Ich würde gerne wissen, wie viel Zustellgebühr der Absender bezahlen musste ...«
»Nicht jeder ist so knauserig wie deine Frau, Raff«, scherzte ein anderer Soldat.
»Vielleicht haben sich meine Kochkünste schon in der ganzen Liga der Edlen herumgesprochen«, sagte Leronica und betrachtete das Paket von allen Seiten. »Vielleicht schicken mir die Soldaten von den Schlachtfeldern Geschenke, um ihre Dankbarkeit zum Ausdruck zu bringen.«
Sie sah das Paket mit vorgetäuschter Neugier an und tat, als hätte sie keine Ahnung, von wem es stammen könnte. Trotzdem schlug ihr Herz einen wilden Rhythmus. Nicht einmal diese Djihadis wussten, dass Primero Atreides es geschickt hatte.
Leronica eilte ins Hinterzimmer, entzündete ein paar Kerzen – deren Licht Vorian so sehr geliebt hatte – und öffnete das Paket. Ehrfürchtig stellte sie sich vor, wie es über viele Lichtjahre hinweg befördert worden war, bis es sie hier auf Caladan erreicht hatte.
Drinnen fand sie einen strahlenden Soostein von Buzzell, ein wunderschönes Feuerjuwel, das auf der kürzlich befreiten Welt Ix gefunden
Weitere Kostenlose Bücher