Dune Legenden 02 - Der Kreuzzug
den Kämpfen, während Leronica Vazz auf Caladan ihr eigenes Leben führte.
Sie zog ihre Zwillingssöhne voller Liebe und Aufmerksamkeit auf, aber sie verhätschelte sie nicht. Als Estes und Kagin das Alter von acht Jahren erreicht hatten, hatte sie ihnen bereits beigebracht, Galach grammatisch korrekt zu sprechen und zu schreiben, eine für ihr Alter bemerkenswerte Leistung. Sie zeigte ihnen Bilder von Planeten der Liga und nannte ihnen die Namen wichtiger Sterne am Himmel, deren Konstellationen sie zu Tieren und mythischen Ungeheuern verband.
An wolkigen Abenden in der Sturmsaison unterrichtete sie ihre Söhne in der Geschichte des Alten Imperiums und wie es zur Herrschaft der Maschinen gekommen war. Und sie erzählte ihnen vom immer noch unentschiedenen Djihad, der von Serena Butler angeführt wurde. Während ihr Mann Kalem am Feuer saß und Spielzeug für die Kinder schnitzte, hörte er Leronicas Lektionen ebenfalls aufmerksam zu.
In der warmen Saison verbrachte Kalem mit Estes und Kagin viel Zeit auf dem Boot. Er erklärte ihnen die Systeme, damit sie eines Tages selbst zu geschickten Fischern wurden. Mit der überschwänglichen Begeisterung der Jugend spielten die Zwillinge in den Wellen, schwammen im ruhigen Wasser des Hafens und erkundeten die Umgebung der Küstenstadt. Manchmal spielten sie Söldner gegen Kampfroboter, aber zumeist bezogen sich ihre Spiele auf die Welt um sie herum. Am Strand suchten sie nach Schätzen und in den weißen Wolken erkannten sie Gesichter und Gegenstände. Caladan war bereits größer, als ihre jugendliche Phantasie erfassen konnte.
Leronica verbrachte einen großen Teil ihrer freien Zeit damit, Bilder in Büchern zu studieren und von den Planeten zu träumen, von denen Vorian ihr erzählt hatte. Aber sie ließ sich niemals ihre Traurigkeit anmerken, und sie glaubte, dass sie ihre Gefühle gut vor Kalem verbarg, der sie als Ehemann nie enttäuscht hatte. Er war seinem Versprechen treu geblieben und sie ebenfalls ...
Sie hatte sich daran gewöhnt, in der kühlen, feuchten Dunkelheit kurz vor Sonnenaufgang aufzustehen. In der Taverne bereitete sie heiße Getränke und reichhaltige Frühstücksmenüs für die unverheirateten Fischer zu. Als sie an diesem Tag Teller mit gewürzten Eiern und dampfendem Fisch-Kartoffel-Haschee austeilte, verspürte sie eine tiefe Leere in sich. Nicht weil ihre Söhne heute mit dem Boot hinausfuhren, sondern weil Estes und Kagin tatsächlich alt genug waren, um ihrem Vater und Großvater beim Fischen zur Hand zu gehen.
Sie hatte keinen Grund, sich Sorgen zu machen, und vertraute Kalem, aber sie empfand trotzdem ein gewisses Unbehagen bei der Vorstellung, dass ihre Zwillinge zum ersten längeren Fischzug aufbrechen würden. Immerhin waren sie erst acht Jahre alt. Aus den Geschichten, die ihr Mann ihr erzählt hatte, wusste sie, dass draußen auf dem Meer vieles geschehen konnte.
Nachdem sie kleine Obsttorten und Thermoskannen mit einem starken gerösteten Getränk serviert hatte, das sich bei den Fischern großer Beliebtheit erfreute, sah Leronica ihre vereinzelten Gäste an. »Ihr könnt euch selbst bedienen. Ich muss mich von meinem Mann und meinen Kindern verabschieden.«
Kalem hatte die Zwillinge bereits nach dem Frühstück zum Hafen mitgenommen. Die Jungen rannten schreiend und voller überschüssiger Energie die steile Straße zum Kai hinunter und weckten jeden auf, der noch nicht mit seinem Tagewerk begonnen hatte. Sie hatten zwar schon an kurzen Bootsausflügen rund um die Bucht teilgenommen, aber diesmal würden sie mehrere Tage auf dem offenen Meer verbringen und versuchen, einen satten Fang heimzubringen. Wie richtige Fischer.
Leronica konnte nicht entscheiden, wer stolzer wirkte – die Zwillinge oder Kalem. Ihr Vater Brom Tergiet hatte sein Boot bereits mit Körben voller Kleidung und Proviant beladen. Sogar an Spielzeug für seine Enkel hatte er gedacht. Leronica hatte zusätzliche Decken und Medikamente eingepackt, obwohl sie nur vier Tage unterwegs sein würden. Ihre Jungen waren Nachkommen von Vorian Atreides. Sie hatten gute Gene und eine solide Erziehung, und sie waren widerstandsfähig und intelligent.
Am Hafen schlug das aufgewühlte Wasser gegen die Kaimauer. Die Fischer unterhielten sich mit lauten Rufen, während sie ihre Boote bestiegen und sich mit den Netzen abmühten, die in der Nacht steif gefroren waren. Leronica rieb die Hände aneinander, um sie warm zu halten, während sie zu den Fischkuttern weiterlief, die
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