Dune Legenden 02 - Der Kreuzzug
Sie gefangen? Wir dachten, Sie und die anderen Kolonisten wären auf Balut getötet worden.«
»Die Djipol des Großen Patriarchen und Dutzende Sklavenschiffe der Tlulaxa kamen bei Nacht und bombardierten unsere Hauptsiedlung«, sagte Cregh. »Sie verwendeten Betäubungsgas, sodass wir keinen Widerstand mehr leisten konnten. Genauso wie auf Rhisso. Sie töteten ein paar von uns und verteilten die Leichen, um den Anschein zu wahren. Dann nahmen sie uns gefangen und zerstörten die Gebäude. Sie hinterließen keine Spuren bis auf eine Hand voll ausgeschalteter Kampfroboter, die sie von irgendeinem alten Schlachtfeld geholt hatten. Die Liga musste davon ausgehen, dass es ein Überfall der Denkmaschinen war.«
Xavier schwindelte angesichts dieser Informationen. Dann wurde Cregh sichtlich schwächer und fiel auf die Knie. »Auf diese Weise konnten die Tlulaxa frisches Material für ihre Organfarmen beschaffen und Iblis Ginjo hatte wieder einen Anlass, das Volk gegen die Denkmaschinen aufzuhetzen. Die Menschen folgten seinem Aufruf, ohne etwas von der Wahrheit zu ahnen.«
»Ein abscheulicher Komplott«, sagte Xavier.
»Das ist noch nicht alles. Das Gleiche hat er vor Jahren auf Chusuk getan. Und auf dem Bergwerksasteroiden Rhisso. Als nächste Welt will er ... Caladan überfallen. Sie müssen ihn aufhalten.«
Xavier hörte ihm mit zunehmendem Entsetzen zu, während der Tercero die Worte mühsam hervorstieß, wie eine Batterie, die den letzten Rest ihrer Ladung abgab. Schließlich sackte der Mann zu Boden, weil er keine Kraft mehr hatte. Xavier fragte sich, wie es der Offizier geschafft hatte, so lange ohne wichtige innere Organe zu überleben – nur mit Rumpf, Kopf und Gliedmaßen und ohne die ausgefeilten Lebenserhaltungssysteme, mit denen die Tlulaxa ihre Organreservoirs frisch hielten.
Xavier ging in die Knie, legte einen Arm über eine knochige Schulter des Offiziers und stand auf. Er versuchte den Mann mitzuschleifen, obwohl er wusste, dass er ihm nicht mehr helfen konnte. Er wankte zwischen den Reihen der sargähnlichen Betten und Seziertische hindurch und zog den tapferen Soldaten mit sich. Doch dann wurde es für ihn zu viel. Hondu Cregh war tot.
Behutsam ließ Xavier den Körper des Tercero zu Boden gleiten. Überall sah er halb zerlegte Menschen, die für die Zwecke der Tlulaxa am Leben gehalten wurden. Manchen war die Haut abgezogen worden – zweifellos zur Behandlung von Verbrennungsopfern des Djihad –, sodass ihre rohen Muskeln freilagen und feucht im Licht glänzten.
Er taumelte zurück und überlegte, ob er versuchen sollte, diese Menschen zu befreien. Doch er wusste, dass sie ohne die medizinischen Versorgungssysteme schnell sterben würden. Sie hatten bereits lebenswichtige Organe verloren. Ein paar schafften es vielleicht ... aber wohin sollten sie fliehen? Was konnte er letztlich für sie tun?
Obwohl er einen hohen Rang in der Armee des Djihad bekleidete, war er hier ganz allein, nur von Feinden umgeben – und dazu zählten nicht nur die Tlulaxa, sondern auch Iblis Ginjo und seine Djipol-Wachen. Xavier konnte keinen Alarm schlagen. Er hielt sich an einem der Operationspritschen fest. Der Körper, der darin lag, hob zuckend eine Hand und wollte nach ihm greifen.
»Wie ich sehe, wären einige Erklärungen angebracht«, sagte eine feste, machtvolle Stimme. »Urteilen Sie nicht über Dinge, die Sie nicht verstehen.«
Xavier wirbelte herum und sah den Großen Patriarchen am Ende des langen Gangs stehen, begleitet von Medizinern der Tlulaxa, Djipol-Wachen und Fleischhändlern. Xavier erstarrte. Er wusste, dass sein Leben verwirkt war, ganz gleich, welche Stellung er innehatte. Vielleicht würden sie ihn an einem Haken aufhängen und seine Organe ernten ...
»Ich verstehe bereits viel mehr, als ich jemals verstehen wollte«, sagte Xavier. Er versuchte seine Abscheu und Wut zu verbergen. »Ich vermute, Sie können das alles mit guten Gründen rechtfertigen.«
»Dazu ist nur eine erweiterte Perspektive nötig, Primero. Das werden Sie doch bestimmt verstehen.« Iblis wirkte gesund und mächtig, während Xavier sich einfach nur schrecklich alt fühlte.
»Ist dies ... ist dies der Ort, von dem meine Lungen stammen?«
»Das war, bevor ich an die Macht kam, also ist mir darüber nichts bekannt. Und selbst, wenn ... jeder hätte es als lohnenswerten Handel betrachtet – ein namenloser Schlucker gegen einen großen Primero.« Iblis sammelte sich und suchte nach einer Möglichkeit, wie er seine
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