Dune Legenden 02 - Der Kreuzzug
betrachtet. Aber nicht jedes Wissen ist ein Segen. Es gibt Dinge, von denen kein Mensch jemals erfahren sollte.
Kogitorin Kwyna,
Archive der Stadt der Introspektion
Wie in Trance folgte Xavier dem Tercero auf einen schmalen Balkon hoch über den Straßen der Tlulaxa-Stadt. Die Nacht war neblig und feuchtkalt. Die zwei Männer machten sich an den schwierigen Aufstieg über Geländer und den Strick, sie überquerten dunkle Fußgängerbrücken und Gehwege, und Xavier half Cregh, wo er konnte.
Er war überzeugt, dass Wachen vor der Tür zu seinen Räumen und denen von Quinto Paolo postiert waren. Er hoffte, dass niemand nach ihm sah, bevor dieser verzweifelte Soldat ihm das große Geheimnis gezeigt hatte. Und vor allem hoffte er, dass seine Suite nicht mit mikroskopisch kleinen Überwachungskameras ausgestattet war. Doch für solche Sorgen war es jetzt ohnehin zu spät.
Bei Nacht war die Hauptstadt von Tlulax – zu deren Zentrum kein Fremder Zugang hatte – düster und unheimlich. »Gehen wir dort hinein?«, fragte Xavier leise den Veteranen, der kaum noch am Leben war. »Der innere Bereich ist abgeschottet und wird streng bewacht ...«
»Es gibt Wege, die hineinführen. Die Tlulaxa bekommen so selten Besuch von anderen Welten, dass sie gar nicht wissen, wo sich die Schwachstellen der Abschirmung befinden.« Cregh nahm einen röchelnden Atemzug und musste sichtlich gegen seine Schmerzen ankämpfen. »Aber ich vermute, dass es schwieriger sein wird, hineinzugelangen als herauszukommen. Die meisten Gefangenen sind nicht sehr ... gut zu Fuß. Psst! Sehen Sie!« Er zeigte geradeaus.
Geduckt beobachteten sie drei Tlulaxa, die an ihnen vorbeigingen. Jeder trug ein elektronisches Gerät in der Hand. Als der Weg wieder frei war, huschte Hondu Cregh durch die Dunkelheit, dicht gefolgt von Xavier.
In einer engen Gasse vor einem hangargroßen Gebäude aus Metall zog Cregh eine Klappe auf und schlüpfte hinein. Die beiden Männer stiegen den Wartungsschacht hinauf. Der Weg war offensichtlich anstrengend für Cregh, aber er gönnte sich keine Pause.
Im großen Gebäude war der Gestank nach Chemikalien und Tod selbst für Xaviers beeinträchtigten Geruchssinn überwältigend. Doch bei dem, was er dann sah, wünschte er sich, stattdessen das Augenlicht verloren zu haben.
Die Pritschen waren wie offene Särge mit Diagnose- und Versorgungsapparaturen, die die armseligen, jammernden Gestalten am Leben erhielten, indem sie sie mit Flüssigkeiten voll pumpten. Der riesige Saal reichte so weit, wie Xavier in der matten Beleuchtung blicken konnte.
An die Pritschen waren tausende menschlicher Körper gefesselt. Lebende Organbanken. Manche waren nur noch verstümmelte Torsos oder einzelne Gliedmaßen, die durch künstliche Nährstoffzufuhr frisch gehalten wurden. Es waren nicht mehr als menschliche Fragmente. Andere Körper waren offensichtlich Neuzugänge, die an die Betten gefesselt Stück für Stück ausgeschlachtet wurden, um die Bestellungen zu erfüllen.
Die wahren »Organfarmen« der Tlulaxa.
Xavier sog zitternd und schluchzend den Atem ein und spürte, wie ihm übel wurde. Er prüfte die Luft und fragte sich, ob er nur noch deshalb am Leben war, weil ein unbekannter Spender ihm unfreiwillig neue Lungen zur Verfügung gestellt hatte.
Die meisten Gefangenen hatten das typische schwarze Haar und die braune Haut von buddhislamischen Sklaven, wie sie auf IV Anbus oder Poritrin gelebt hatten. Die Zensunni und Zenschiiten, denen nicht die Augen entfernt worden waren, blickten ihn voller Verzweiflung, Hoffnung oder Hass an.
»Ich konnte von meiner Pritsche fliehen«, sagte Cregh mit rasselnder Stimme. »Nachdem man mir die meisten lebenswichtigen Organe entnommen hatte, wussten die Fleischhändler, dass ich ohne Infusionen nicht lange überleben würde – höchstens ein oder zwei Stunden. Doch als ein anderer Organspender starb, konnte ich seine Beutel mit der Nährlösung und dem Stimulans an mich nehmen. Das gab mir die nötige Kraft, Sie ausfindig zu machen. Ich wusste, wo Sie untergebracht waren. Ich hatte gehört, wie zwei der Tlulaxa-Schlächter darüber redeten.« Er atmete tief ein, als würde er einen Blasebalg füllen, dann hustete er. »Ich musste mein Leben opfern ... damit Sie davon erfahren, Primero Harkonnen.«
Xavier wäre vor Verzweiflung fast zusammengebrochen. Er wäre am liebsten geflohen, aber er riss sich zusammen und sah den schrecklich entstellten Überlebenden an. »Aber wie haben die Tlulaxa
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