Dune Legenden 02 - Der Kreuzzug
die Entwicklung und Ausbildung seines Sohnes kümmern konnte. Doch dann, vor einem Jahr, hatte Jool durch seine Anmaßung und Unaufmerksamkeit den Tod von Zon Noret verschuldet, einem fähigen Söldner, der vom Djihad gebraucht wurde. Wie groß war der Verlust, den dieser eine Fehler der Kampfkraft der freien Menschheit bereitet hatte.
Er wusste bereits, dass es ihn persönlich eine Menge gekostet hatte, und er bezweifelte, dass sein Gewissen ihm je eine Verschnaufpause gönnen würde. Getrieben und besessen musste er für zwei Ginaz-Söldner kämpfen – oder mehr. Jool konnte nur warten, bis sein Vater als rastloser Kriegergeist zurückkehrte, begierig darauf, wieder zu kämpfen, wiedergeboren im Körper eines neuen, eifrigen Kämpfers ...
Während er nun auf die letzte Prüfung wartete, grub Jool die Finger in den warmen Sand, spürte seinen Pulsschlag und den Schweiß auf seiner Haut. Mit jedem Atemzug wurde er daran erinnert, wie sehr er sich danach sehnte, seine Fertigkeiten dem Djihad zur Verfügung zu stellen und sich einen Namen zu machen. Irgendwo in sich trug er den Geist eines unbekannten Kameraden. Wenn der Rat der Veteranen ihn heute für würdig befand, würde Jool erfahren, wessen Geist in ihm brannte.
Er schloss die Hände um den Sand, dann hob er sie und beobachtete, wie die Körner durch seine Finger rieselten. Er musste sich das Privileg verdienen ...
Jeder in der neuen Gruppe potenzieller Söldner war ein Spezialist auf unterschiedlichen Gebieten. Manche waren besonders gut im Nahkampf gegen die Denkmaschinen, andere hatten geheime Sabotage- oder Zerstörungsfertigkeiten entwickelt. Doch alle waren im uralten Kampf gegen Omnius von großem Nutzen.
Die hoffnungsvollen Neulinge duellierten sich in einem abgesperrten Bereich des felsigen Strandes. Söldner bestanden die Prüfungen nicht nur dadurch, dass sie ihre Gegner besiegten, sondern indem sie mit ihrer Begabung bewiesen, dass wirklich die Seele eines Kriegers in ihnen wohnte. Einige der Auszubildenden scheiterten bei den leidenschaftlichen Vorführungen. Niedergeschlagen zogen sie sich zurück.
Jool Noret versagte nicht.
Ein paar der Verlierer schlichen mit gesenktem Blick davon, als hätten sie jede Hoffnung aufgegeben. Jool beobachtete sie. Wer sich so schnell entmutigen ließ, war als Kämpfer unter realen Schlachtbedingungen eher hinderlich. Andere, die nicht den Erwartungen entsprachen, bewahrten ihre trotzige Entschlossenheit; auch wenn sie bei dieser Prüfung versagt hatten, waren sie begierig, zu ihren Ausbildern zurückzukehren. Sie würden mehr lernen, ihre Fähigkeiten verbessern und es erneut versuchen.
Am nächsten Morgen stand Jool Noret neben sechs Gefährten, die allesamt vom Rat der Veteranen als Meister ausgewählt worden waren. Während weiße Wellen gegen das zerklüftete schwarze Felsenriff schlugen, entzündeten die Veteranen mit Treibholz ein Freudenfeuer am Strand, nicht weit von einem Platz mit dicken Palmen. Ein stummer Junge mit blondem Haar schritt feierlich voran und schleppte mühsam ein Becken mit geschliffenen Korallenscheiben. Als er das Becken absetzte, klapperten die Stücke wie die Zähne eines Skeletts. Jool blinzelte im äquatorialen Sonnenlicht.
»Ihr alle werdet den Kampf fortführen«, sagte der führende Veteran, ein einarmiger Krieger, der sein graues Haar zu einem dicken Zopf geflochten trug. Meister Shar konnte nicht mehr gegen Maschinen kämpfen, doch er hatte sein Leben dem Erschaffen von Ersatzkriegern gewidmet, die viel mehr Schaden anrichten würden, als die Denkmaschinen ihm bereitet hatten.
Shar hatte den Arm in seiner letzten Schlacht verloren. Er hielt sich für zu alt, um weiterhin zu kämpfen, und hatte sich geweigert, einen Ersatz aus den Vorräten der Militärärzte anzunehmen. Er wollte, dass stattdessen ein jüngerer Kämpfer den Arm erhielt, jemand, der in der Lage war, den Kampf fortzusetzen. Trotz seiner Behinderung hatte sich der Meister so viel Beweglichkeit bewahrt, dass er sein Haar selbst flechten konnte und jede Hilfe ablehnte, obwohl kaum jemand verstand, wie der alte Mann so etwas mit nur einer Hand vollbrachte.
»Dies ist das letzte Mal, dass ihr als Schüler vor uns tretet.« Shar ließ seinen eisigen Blick über die sieben jungen Krieger wandern. »Wenn ihr Ginaz in Richtung ferner Schlachtfelder verlasst, werdet ihr als stolze Söldner gehen, als Vertreter unserer Fertigkeiten und unserer heldenhaften Geschichte. Seid ihr bereit, diese schwere Verantwortung
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