Dune Legenden 02 - Der Kreuzzug
politisch motivierte Ehe, die beiden Partnern praktische Vorteile brachte, ohne dass körperliche Leidenschaften im Spiel waren.
»Und es gibt eine noch viel höhere Rechtfertigung«, fuhr er fort. »Die geschätzte Kogitorin Kwyna sagte: ›Jene, die im Untergrund leben, dürfen sich nicht vor dem Freien fürchten. Sie mögen sich in der Dunkelheit sicher und geborgen fühlen, aber sie werden erst frei sein, wenn sie sich den Weg ans Sonnenlicht erkämpft haben.‹ Offensichtlich hat sie damit Ix gemeint!«
Mehr Jubel und Applaus ertönte, aber Iblis drang gerne tiefer vor, um sich der Unterstützung des Volkes ganz sicher zu sein. In unauffälliger Kleidung streiften seine Beobachter von der Djipol durch die Menge und meldeten über Funk, dass sie niemanden gefunden hatten, der etwas anderes als begeisterte Zustimmung zum Ausdruck brachte. Als der Große Patriarch weitere solcher Berichte empfing, nahm er einen tiefen, zufriedenen Atemzug und unterdrückte einen Lachanfall, weil er daran denken musste, wie hoch er sich von seinen armseligen Anfängen als Vorarbeiter im Dienst des tyrannischen Titanen Ajax heraufgearbeitet hatte.
Auf Ix hatten seine Agenten und die waghalsigen Söldner von Ginaz seit Monaten die Sklaven angestachelt, sich zu erheben und den dort residierenden Omnius zu zerstören, genauso wie beim »großen Triumph auf der Erde«. Da der Ix-Omnius nicht in der Lage war, die Mentalität eines menschlichen Mobs zu verstehen, versuchte er nicht einmal, die absurderen Behauptungen der Einsatzkommandos durch Gegenpropaganda zu entkräften. Die gezielte Manipulation von Informationen war für den Computer-Allgeist ein unbegreifliches Konzept. Iblis wollte diesen Umstand zu seinem Vorteil nutzen.
Er rief: »Wenn wir nur eine der Synchronisierten Welten zurückerobern können, bedeutet das, dass wir auch eine weitere befreien können. Und noch eine! Wir dürfen nicht zögern, mag es noch so viele Menschenleben kosten!« Dann beschwor er die heiligen Namen. »Das sind wir Serena Butler und ihrem Kind Manion, das den Märtyrertod starb, schuldig!«
Von seinen Worten mitgerissen schwenkten die Menschen Wimpel, die eine stilisierte Serena Butler und ihren engelgleichen Sohn zeigten – wie eine Madonna mit dem Kind. »Serena! Serena! Manion der Unschuldige!«
Immer wenn er Reden wie diese hielt, richtete Iblis seine Gedanken nach innen und zehrte von seinem rechtschaffenen, tief verwurzelten Zorn, den er dazu benutzen konnte, den Feind zu Metallschrott zu zerfetzen und zu formlosen Klumpen zu verglühen. Diese Menschen waren seine Werkzeuge.
Im Grunde war der Große Patriarch ein Verkäufer, der die Massen von einer Idee überzeugen wollte. Um diese Aufgabe bewältigen zu können, um auch kritischen Fragen standhalten zu können, musste er selbst an das »Produkt« namens Djihad glauben. Nur so konnte er für andere überzeugend genug sein. Also glaubte er daran.
Und er lächelte. Seine Djipol hatte diese Versammlung perfekt inszeniert. Die Mitglieder hatten sich in der Menge verteilt und stachelten die Menschen an. Bald würden neue Rekruten bereit sein, sich rücksichtslos in den Kampf um Ix zu stürzen, in dem enorme Verluste zu erwarten waren.
Er wusste ganz genau, dass diese Menschen Kanonenfutter für den Djihad waren, aber nur durch ihr Opfer konnte die Eroberung siegreich verlaufen, nur mit genügend Fanatikern und Zeit. In Zukunft würde es keine Niederlagen mehr geben – nur noch Siege und »moralische Siege«.
Der Große Patriarch bemerkte die statuenhafte, alabasterhäutige Zauberin in der ersten Reihe des Publikums. Schweigend und konzentriert verfolgte sie das Geschehen. Mit ihrer Größe und starren Haltung hob sich Zufa Cevna von der brodelnden Menge ab, als würde sie von einem Scheinwerfer angestrahlt werden. Wie gewohnt war ihr Blick auf ihn gerichtet, aber mit einer gewissen Distanziertheit, die er beunruhigend fand. Iblis hatte sie schon bei anderen Djihad-Kundgebungen gesehen. Was beabsichtigte die führende Zauberin von Rossak?
* * *
Mit maskierten Emotionen standen Zufa Cevna und ihre Schwestern auf dem rasenbedeckten Hügel. Sie hatte die Frauen aufgefordert, genau zu beobachten und ihren Verdacht zu bestätigen. Der durchdringende Duft der orangegelben Blüten wehte durch die Menge wie eine Droge aus dem Dschungel von Rossak. Doch die blassen Augen der Zauberin waren genauso scharf und wachsam wie jene der verstohlenen Djihad-Beobachter, die sie auf den ersten
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