Dune Legenden 03 - Die Schlacht von Corrin
einige sogar mit offener Aggressivität, als würden sie überlegen, ob sie die Ärztin töten sollten, damit sie nichts verraten konnte. Wenn Raquella sie nicht überzeugen konnte, würden sie sie nicht gehen lassen. Dann konnte sie Mohandas nicht von dem Heilmittel berichten.
»Also gut, Jimmak. Ich verspreche es. Ich werde niemanden hierher bringen.«
Aber was hatte vor ihrem Gewissen die höhere Priorität – die Kranken und Sterbenden zu retten oder ein Versprechen zu halten? Zu viele Leben standen auf des Messers Schneide. Sie wollte nicht ehrlos handeln ... doch es gab für sie keinen Zweifel, wie ihre Entscheidung aussehen würde. Selbst wenn sie Jimmak dazu hintergehen musste, konnte sie all den infizierten Menschen nicht die Chance auf eine Heilung nehmen.
Auf jeden Fall wogen die Bedürfnisse der sterbenden Bevölkerung schwerer als die Wünsche einer Hand voll missgestalteter Kinder. Sie würde Jimmak und seine Gefährten schützen, so gut sie konnte, aber sie durfte Mohandas diesen Hinweis nicht vorenthalten. Sie musste ihm wenigstens eine Probe des Wassers überbringen.
Es war machbar.
Die Missgeburten beobachteten sie genau und verwehrten ihr den Zugang zum Teich, als würden sie befürchten, sie könnte eine Flasche mit Wasser stehlen. Raquella seufzte, legte sich auf die Suspensortrage und sagte zu Jimmak, dass sie bereit war. Der junge Mann legte ihr eine Augenbinde um, dann spürte sie, wie er sie aus der Höhle schob. »Versprich, dass du niemandem etwas über diesen Ort erzählst«, flehte er sie an. Sein Mund war so dicht an ihrem Ohr, dass sie seinen warmen Atem spürte.
»Du hast mein Wort«, sagte sie in die Dunkelheit.
Als Raquella in die überfüllte Felsenstadt zurückkehrte, versammelten sich die schwarz gewandeten Zauberinnen voller Erstaunen um sie. Selbst Ticia Cevna ließ ihre Überraschung erkennen, dass sie noch am Leben war.
»Sie sind von den Toten zurückgekehrt – und Sie sind geheilt!«, sagte die junge Karee Marques, ohne auf die anderen zu achten. »Wie ist das möglich?«
»Das spielt keine Rolle«, sagte Raquella und bemerkte den strengen Blick der Missbilligung in Ticias Augen. »Ich habe vielleicht den Schlüssel gefunden, um alle anderen zu retten.«
80
Ein guter Plan muss flexibel sein, und unerwartete Resultate müssen akzeptabel sein ... vorausgesetzt, sie sind von hinreichender Bedeutung.
Yorek Thurr,
geheime Corrin-Tagebücher
Nach so vielen Jahren unter Denkmaschinen hatte Yorek Thurr fast vergessen, wie aufregend es sein konnte, seine besonderen Fähigkeiten zur Verfolgung und Infiltration einzusetzen.
Während seines »ersten Lebens« in der Liga der Edlen hatte er ausgefeilte Täuschungs- und Beobachtungstechniken für die Djihad-Polizei entwickelt. Er konnte überall spionieren und einen Menschen auf hundert verschiedene Arten töten. Doch nach seiner Zeit als unbestrittener Herrscher von Wallach IX und dann als verhätschelter Gefangener auf Corrin waren Thurrs Fähigkeiten verkümmert.
Also war er sehr zufrieden mit sich, als er sich spätnachts in den Verwaltungspalast des Großen Patriarchen schlich und feststellte, dass er immer noch über das nötige Geschick verfügte. Wachen patrouillierten auf dem Gelände, und die Fenster und Eingänge wurden durch primitive Sicherheitssysteme überwacht. Doch die elektronischen Geräte und Warnsensoren waren genauso einfach zu überlisten wie die verschlafenen, nachlässigen Wachposten.
Bei der Djipol hatte Thurr sich angewöhnt, niemals zur gleichen Zeit zu schlafen. Er änderte ständig seinen Tagesablauf, blieb mehrere Nächte lang wach oder gönnte sich nur wenige Stunden Schlaf in einem Bunker. Iblis Ginjo hatte es für eine amüsante Spielart der Paranoia gehalten, aber für Thurr war es kein Spiel, sondern bitterer Ernst gewesen.
Eins der hohen kleinen Fenster stand offen, und Thurr kroch über einen Dachfirst, hangelte sich zum Fenster hinunter und schob die Beine durch die enge Öffnung. Er zog die Schultern zusammen, schlüpfte wie ein Aal hinein und ließ sich lautlos auf den Marmorfußboden fallen. Durch den Korridor lief er bis zur offenen Suite von Xander Boro-Ginjo.
Als er das Schlafzimmer des Großen Patriarchen gefunden hatte, lag der Idiot gemütlich schnarchend allein in seinem Bett neben einem sprudelnden Springbrunnen, der Thurrs heimliche Annäherung übertönte. Xander schien völlig arglos zu sein. Thurr runzelte die Stirn. Jeder anständige Führer musste
Weitere Kostenlose Bücher