Dune Legenden 03 - Die Schlacht von Corrin
über ein gewisses Misstrauen verfügen. Dieser verwöhnte Große Patriarch, der die Amtskette durch die politischen Machenschaften seiner Großmutter erhalten hatte, verdiente es nicht, den überlebenden Rest der Menschheit zu regieren. Dazu war ein Visionär wie Yorek Thurr nötig, jemand mit Mumm, einem Ziel und Intelligenz.
Thurr beugte sich über den schlafenden korpulenten Mann wie eine Mutter, die ihrem Kind einen Gutenachtkuss geben wollte. Er verdrängte das hartnäckige Summen in seinem Kopf und konzentrierte sich auf das, was er tun musste. »Wachen Sie auf, Xander Boro-Ginjo, damit wir zur Sache kommen können. Dies ist der bedeutendste Termin Ihres Lebens.«
Der Große Patriarch schnaufte und richtete mühsam den nackten Oberkörper auf. Als er den Mund öffnete, um eine Frage zu stellen, hob Thurr gelassen den kleinen Behälter, den er in der Hand hielt, und sprühte ihm eine Flüssigkeit mit stechendem Geruch in den offenen Mund und die Kehle. Xander hustete und würgte und legte die Hände an den Hals. Seine Augen traten vor Entsetzen hervor, als wäre er gerade vom Stilett eines Assassinen getroffen worden.
»Es ist kein Gift«, sagte Thurr, »sondern nur ein Mittel, das Ihre Stimmbänder neutralisiert. Sie können immer noch flüstern, sodass wir unser Gespräch führen können, aber ich darf nicht zulassen, dass Sie um Hilfe schreien. Selbst Ihre inkompetenten Wachleute würden zu viel Unruhe verbreiten. Es ist schon schwer genug, sich in diesen Zeiten zu konzentrieren.« Er rieb sich die glatte Schädeldecke.
Xander keuchte und flüsterte, bis es ihm schließlich gelang, heisere Worte hervorzustoßen. »Was ...? Wer ...?«
Thurrs Stirn legte sich in Falten. »Ich habe Ihnen doch schon gesagt, wer ich bin. Wie können Sie es nach so wenigen Tagen vergessen haben? Wir hatten eine Diskussion in Ihrem Büro. Erinnern Sie sich nicht an mich?«
Boro-Ginjo riss die Augen weit auf. Er stieß einen Ruf nach seinen Wachen aus, aber seine Stimmbänder gaben nicht mehr als ein leises Winseln von sich.
»Hören Sie auf, Ihre Zeit zu vergeuden. Heute Abend stehen große Veränderungen an. In den Annalen der Liga wird dieser Moment als entscheidende Wende in der menschlichen Geschichte verzeichnet werden.« Thurr lächelte. »Sie sollten mich nicht vorverurteilen, bis Sie wissen, was ich anzubieten habe. Ich habe viele Jahre lang auf Corrin gelebt, und ich habe äußerst wichtige Informationen über Omnius. Ich kenne Geheimnisse der Denkmaschinen, die sich für die gesamte Menschheit als überlebenswichtig erweisen könnten.«
Xander öffnete und schloss den Mund wie ein Fisch auf dem Trockenen. »Aber ... die Maschinen sind doch gar keine Gefahr mehr. Sie sind auf Corrin isoliert.«
Thurr hätte ihn am liebsten geohrfeigt. »Omnius ist immer eine Gefahr! Das sollten Sie niemals vergessen.« Sein ganzes Leben lang war der Djihad Thurrs Machtbasis gewesen, der Sinn seines Lebens. Und wenn die Liga jetzt wirklich daran glaubte, dass die letzten Denkmaschinen außer Gefecht gesetzt waren, musste er eine Möglichkeit finden, sich unentbehrlich zu machen. Für Yorek Thurr war es von größter Bedeutung, dass er nicht in die Bedeutungslosigkeit fiel.
Wieder flüsterte Xander nach den Wachen, worauf Thurr ihm auf die schwabbelige Wange schlug und einen hellroten Handabdruck hinterließ. Der Große Patriarch zitterte vor Wut. Dieser verzärtelte Kerl war vermutlich noch nie auf solche Weise behandelt worden.
Völlig ruhig trat Thurr an den Nachtschrank neben Xanders Bett und hob voller Ehrfurcht die Amtskette des Großen Patriarchen auf. »Dieses Stück habe ich selbst entworfen, zusammen mit Iblis Ginjos Witwe«, sagte er und blickte auf den eingeschüchterten Mann, der immer noch sprachlos in seinem Bett saß.
»Nachdem Iblis von Xavier Harkonnen ermordet wurde, trafen wir uns zu einer Notkonferenz, um zu diskutieren, wie der Djihad weitergeführt und die Liga der Edlen auf Kurs gehalten werden könnte. Aus politischen Gründen und weil die Menschen diese Wahl eher akzeptieren würden, bestand Camie darauf, dass sie die Nachfolge ihres Mannes antrat, mit dem Versprechen, dass ich der nächste Große Patriarch sein würde. Doch nach zehn Jahren überreichte sie die Amtskette an ihren Sohn Tambir. Sie hatte diese Entscheidung nicht mit mir besprochen, sondern nach eigenem Ermessen getroffen.« Seine Nasenflügel bebten.
»Ich war wütend. Ich drohte ihr, sie zu töten. Sie lachte mich nur aus. Nach allem,
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