Dune Legenden 03 - Die Schlacht von Corrin
in ländliche, kaum bevölkerte Gegenden, um der Ansteckung zu entgehen. Rikov stellte Gruppen aus Männern und Frauen ohne Familie zusammen und ließ sie im Orbit die militärischen Abwehrstationen besetzen. Sie erhielten den Auftrag, jedes Raumfahrzeug abzuschießen, das von Parmentiers Oberfläche ins All startete.
»Sofern es überhaupt menschenmöglich ist«, verkündete er im Rahmen einer öffentlichen Ansprache, »müssen wir verhindern, dass die Seuche auf andere Liga-Welten übergreift. In dieser Hinsicht tragen wir eine gewaltige Verantwortung. Statt an uns selbst müssen wir an das Wohl der ganzen Menschheit denken und hoffen, dass Parmentier das einzige Ziel dieses Anschlags war.«
Während Rayna der Rede ihres Vaters zuhörte, erfüllte es sie mit Stolz, wie mutig und gebieterisch er auftrat. Weil sie der Familie Butler angehörte, bestand ihr Vater darauf, dass sie eine umfassende politische und historische Bildung genoss, und hatte für sie nur die besten Lehrer und Tutoren eingestellt. Ihre Mutter war genauso fest davon überzeugt, dass Rayna eine solide religiöse Indoktrination zukommen musste. Das stille Mädchen verstand sämtliche Wissensgebiete außerordentlich gut miteinander zu vereinen. »Rayna«, hatte darum ihr Vater einmal zu ihr gesagt, »du wirst dich eines Tages noch als kommissarischer Viceroy oder Große Matriarchin qualifizieren.« Zwar wusste das Mädchen nicht, ob sie sich für eines dieser Ämter interessierte, aber ihr war klar, dass er die Äußerung als Kompliment gemeint hatte.
Zur Sicherheit musste Rayna zu Hause bleiben und bekam die Stadt nur noch von weitem zu sehen, beobachtete die Rauchsäulen der Brände, spürte in der Luft Anspannung und Schrecken. Im fahlen Gesicht ihres Vaters stand tiefe Sorge. Jeden Tag rackerte er sich bis zur Erschöpfung ab, beriet sich ausgiebig mit medizinischen Experten und Seuchenbekämpfungstrupps.
Raynas Mutter hingegen konnte man die Anzeichen der Panik anmerken. Stundenlang hielt sie sich im häuslichen Heiligtum auf und betete, zündete den Drei Märtyrern Kerzen an, flehte um die Rettung der Bewohner Parmentiers. Über die Hälfte des Hauspersonals hatte sich inzwischen abgesetzt, um nachts aus Niubbe zu fliehen; ohne Zweifel verschleppten manche dieser Flüchtlinge die Krankheit aufs Land. Es gab keinen vollständigen Schutz, ganz gleich, wohin man sich wandte.
Das paranoide und gewalttätige Verhalten der Erstinfizierten vereinte sich mit der Furcht und dem Fanatismus jener, die dem Virus noch nicht zum Opfer gefallen waren. Die Märtyrer-Jünger veranstalteten lange Umzüge durch die vom Chaos beherrschte Hauptstadt, trugen Spruchbänder und beteten im Chor zu den Drei Märtyrern. Doch es hatte den Anschein, als wollte der Geist Serena Butlers, Iblis Ginjos und Manions des Unschuldigen keines dieser Bittgesuche erhören.
Während die allgemeine Panik wuchs, organisierte Rikov bewaffnete Zivilschutzeinheiten, die auf den Straßen für Ruhe und Ordnung sorgen sollten. Zu allen Tages- und Nachtstunden quoll Rauch aus provisorischen Krematorien, die man errichtet hatte, um verseuchte Leichname schnellstens zu beseitigen. Trotz aller Desinfektions- und striktester Isolationsmaßnahmen breitete sich die Epidemie weiter aus.
Bald sah Rikov verhärmt aus, und dunkle Schatten umgaben seine Augen. »Die Ansteckungsrate ist unglaublich hoch«, berichtete er Kohe. »Und beinahe die Hälfte der Erkrankten stirbt, außer wenn eine ununterbrochene Behandlung erfolgt, aber dafür haben wir nicht im Entferntesten genügend Ärzte, Pflegepersonal, Heilkundige und Hilfskräfte. Die Wissenschaftler haben bisher kein Heilmittel gefunden, keinen Impfstoff, überhaupt nichts Wirksames. Nur die Symptome können behandelt werden. Menschen sterben auf der Straße, weil die Kliniken längst geschlossen und alle Betten belegt sind, und es fehlt sogar an Freiwilligen, um Trinkwasser, Decken und Nahrungsmittel auszuteilen. Die Versorgung kommt zum Erliegen, alles bricht zusammen.«
»Diese Seuche bedroht das Leben aller«, sagte Kohe. »Was können wir anderes tun, als zu beten?«
»Ich hasse die Maschinendämonen«, sagte Rayna laut.
Als ihre Eltern bemerkten, dass das Mädchen ihnen zuhörte, scheuchte ihre Mutter sie aus dem Zimmer. Doch Rayna hatte schon genug erfahren und machte sich darüber ihre Gedanken. Millionen von Menschen mussten an dieser von den bösen Denkmaschinen verbreiteten Krankheit sterben. So viele Leichen, verlassene Häusern
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