Dune Legenden 03 - Die Schlacht von Corrin
wiederzusehen.«
Das letzte Mal, als die Familie beisammen gesessen hatte, war er wegen einer läppischen sarkastischen Bemerkung mit Estes in Streit geraten. An Einzelheiten entsann sich Vorian gar nicht mehr, aber derartige Episoden stimmten ihn stets traurig. Mit ein wenig Glück verlief der heutige Abend erträglich. An ihm sollte es nicht liegen. Doch die Kluft zwischen ihnen würde bleiben.
Als Jugendlicher hatte Kagin zufällig herausgefunden, dass Vorian sein und Estes' echter Vater war und die schockierende Wahrheit sofort seinem Bruder enthüllt. Leronica hatte versucht, die bestürzten Brüder zu beschwichtigen, doch ein so tiefer Schmerz ließ sich nicht allzu schnell lindern. Beide hingen zu sehr den schönen Erinnerungen an ihre Kindheit mit Kalem Vazz nach, der sie wie seine eigenen Kinder aufgezogen hatte, bis ihn auf See ein Elecran getötet hatte.
Während Leronica in der Küche zu tun hatte, ging Vorian an die Tür, um seine Söhne zu begrüßen. Estes und Kagin waren Mitte sechzig, aber verzögerten ihre Alterung durch regelmäßigen Melange-Verzehr, der ihre Augen leicht bläulich verfärbt hatte. Sie hatten beide das schwarze Haar und die hageren Gesichtszüge der Atreides, nur war Estes größer und lebhafter als der eher ruhige, in sich gekehrte Kagin. Aufgrund seines jugendlichen Äußeren und frohen Lächelns wirkte Vorian jung genug, um ihr Enkel sein zu können.
Sie schüttelten sich die Hand – Umarmungen, Küsse, Worte der Zuneigung gab es nicht für Vorian, nur rücksichtsvollen Respekt –, bevor sie gemeinsam die Küche aufsuchten. Erst dort änderte sich der Tonfall der Brüder; ihrer Mutter begegneten sie mit aller Liebe und ihrem ganzen Charme.
Vor langer Zeit hatte Vorian, der damals noch frisch verliebt gewesen war, Leronica und die Jungen auf Salusa in einem hübschen Haus untergebracht. Dann war er fortgegangen, um im Djihad zu kämpfen, während sie ihr Dasein selbst organisieren mussten, ohne dass er je erkannt hätte, wie stark sein Verhalten den Eindruck erweckte, er würde sie auf einer fremden Welt ohne Freunde im Stich lassen.
Vor jeder Heimkehr hatte Vorian erwartet, dass die Zwillinge ihn als Helden begrüßten, doch die Jungen wahrten zu ihm Distanz. Mittels verschiedener Gefälligkeiten, die ihm Liga-Politiker schuldig waren, stellte Vorian sicher, dass seine Söhne hilfreiche Verbindungen knüpfen konnten, eine angemessene Ausbildung erhielten und ihnen die besten Möglichkeiten offen standen. Sie nutzten diese Privilegien aus, aber sie dankten ihm nie. Wenigstens hatten sie auf Leronicas Drängen seinen Namen angenommen. Das war immerhin etwas.
»Es gibt von eurem Vater importierte Riesenkrabben und Uferschnecken«, kündete Leronica gut gelaunt aus der Küche an. »Eines seiner Lieblingsgerichte.« Vorian atmete die würzigen Düfte des Knoblauchs und der Kräuter ein, und ihm lief das Wasser im Mund zusammen. Er erinnerte sich noch genau an das erste Mal, als sie auf Caladan diese Mahlzeit für ihn gekocht hatte.
Leronica brachte ein Tablett mit vier großen Krabben ins Esszimmer und setzte es auf einem Suspensorfeld-Drehtisch ab, der über dem zentralen Podest schwebte. Unter der transparenten Tischplatte befand sich ein künstlicher Gezeitentümpel, eine Miniaturwelt aus Meerwasser, Steinen und Sand. An den Steinen klebten kleine, kegelförmige Schnecken. Vorian hatte den Tisch von Caladan mitgebracht, weil er wusste, dass er Leronica gefallen würde.
Bevor die Familie Platz nahm, öffnete Vorian eine Flasche Salnoir, den Leronica bevorzugte und der ausgezeichnet zu Meeresfrüchten schmeckte. Auf anderen Planeten kannte man den trockenen Rosé unter den verschiedensten Namen, obwohl er überall aus einer im Wesentlichen gleichen Traube gekeltert wurde. Vor allem jedoch schätzte Leronica den günstigen Preis; es war ihr ganzer Stolz, die Haushaltskosten möglichst gering zu halten.
Irgendwann hatte Vorian es aufgegeben, sie zur Besserung des Lebensstandards zu höheren Ausgaben überreden zu wollen. Ein sparsamer Lebensstil stellte sie zufrieden und vermittelte ihr ein deutlicheres Wertegefühl, denn es blieb Geld übrig, um es für förderungswürdige Anliegen zu spenden. Da so viele Flüchtlinge des Djihad Hilfe nötig hatten, verspürte Leronica in luxuriöser Umgebung stets ein schlechtes Gewissen. In mancher Hinsicht erinnerte sie Vorian an Serena Butler.
Vorian ließ die dem Haushalt anfallenden Rechnungen von einem Militärbuchhalter
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