Dune Legenden 03 - Die Schlacht von Corrin
und leere Geschäfte konnte sie sich gar nicht konkret vorstellen.
Gemäß der orbitalen Blockade war mittlerweile zwei Handelsraumschiffen die Landung verweigert worden. Nun flogen ihre zivilen Piloten andere Liga-Welten an, um sie über die Krise auf Parmentier zu informieren, aber niemand außerhalb des Planeten konnte in irgendeiner Form Hilfe leisten. Nachdem Gouverneur Butler die Welt unter so strenge Quarantäne gestellt hatte, musste man die Seuche ihren Lauf nahmen lassen, bis sie von selbst verebbte. Vielleicht sterben wir alle, dachte Rayna, wenn Gott oder die heilige Serena uns nicht beschützt.
Unterdessen hatte die tödliche Seuche auch eine der sieben orbitalen Abwehrstationen erfasst. Die Krankheit befiel die gesamte militärische Besatzung der versiegelten Station, steckte buchstäblich jeden an, sodass alle gleichzeitig erkrankten. Im Zustand der Paranoia und Aufgebrachtheit kaperten ein paar Betroffene ein Raumschiff und unternahmen einen Fluchtversuch, aber die anderen Stationen schossen es ab. Innerhalb weniger Tage verstarben auch die geschwächten Opfer, die an Bord der Orbitalstation zurückgeblieben waren, die sich damit in ein Weltraumgrab verwandelte. In den übrigen Stationen harrten die von Rikov persönlich ausgesuchten Soldaten auf ihren Posten aus und erfüllten ihre Pflicht.
Im Innenhof des Hauses konnte Rayna im leichten Wind die Schwingungen der Furcht und Hoffnungslosigkeit spüren. Ihre Mutter hatte ihr verboten, in die Stadt zu gehen, um sie auf diese Weise vor einer Ansteckung zu bewahren. Falls die Seuche der Maschinendämonen wirklich eine Strafe Gottes war, betrachtete Rayna diese Vorkehrung als unzulänglich, doch sie hielt sich stets an die Ermahnungen ihrer Eltern ...
Eines Nachmittags begab sich Kohe zum Beten ins Heiligtum, und Rayna sah sie einige Stunden lang nicht. Während sich die Seuche auf Parmentier rasant weiter ausbreitete, brachte Raynas Mutter immer mehr Stunden mit der Anrufung Gottes und der Heiligen zu, stellte Fragen, forderte Antworten, erflehte Beistand. Mit jedem Tag sprach schlimmere Verzweiflung aus ihrer Stimme.
Schließlich fühlte sich Rayna so einsam und besorgt, dass sie beschloss, sich zu ihrer in Andacht vertieften Mutter zu gesellen. Das Mädchen erinnerte sich an die vielen Male, als sie und Kohe gemeinsam gebetet hatten; diese Anlässe waren ganz besondere, zauberhafte Erlebnisse gewesen, bei denen Rayna Trost gefunden hatte.
Doch als sie die Hauskapelle betrat, fand sie Kohe auf dem Fußboden ausgestreckt vor. Sie lag schwach und fiebrig da, Schweiß bedeckte ihren Körper, das Haar klebte am Kopf. Kohes Haut fühlte sich an, als ob sie inwendig glühte, sie schlotterte, die Lider waren halb geschlossen und flatterten im Delirium.
»Mutter!« Rayna umschlang sie und hob ihren Kopf an. Kohe keuchte etwas, aber das Mädchen konnte es nicht verstehen.
Weil Rayna klar war, dass sie ihr irgendwie helfen musste, packte sie ihre Mutter an den Armen und bot alle Kraft auf, um sie vom Altar fortzuziehen. Rayna war gertenschlank und schlaksig, kein allzu kräftiges Mädchen, doch verlieh ihr das Adrenalin die erforderliche Stärke. Endlich hatte sie ihre Mutter in die Familienwohnräume gezerrt, die sie mit Rikov teilte. »Ich rufe Vater an. Sicher weiß er, was zu tun ist.«
Kohe stöhnte und versuchte mühselig, auf die geschwächten Beine zu kommen. Rayna half ihr dabei, sich auf das niedrige, weiche Bett zu legen. Ihre Mutter fand gerade genug Kraft, um sich wie einen schlaffen Sack auf die Decken fallen zu lassen. Rayna weigerte sich zu glauben, dass ihre Mutter sich die Seuche der Maschinendämonen zugezogen hatte. Wie konnte jemand Schaden nehmen, während er in der Kapelle betete? Wie konnten Gott oder die heilige Serena so etwas dulden?
Als Rikov unten in der Stadt, wo er mit dem Regierungskabinett tagte, den aufgeregten Anruf seiner Tochter empfing, vergaß er bis auf weiteres seine Pflichten und verließ die Notstandssitzung. Er schrie Flüche in den Himmel, während er zum Gouverneurswohnsitz raste. Mittlerweile hatte er auf diesem Planeten so viel Tod und Unheil gesehen, dass er jeden Tag, wenn er zu Hause eintraf, regelrecht erschüttert wirkte. Nun starrte er Rayna aus wilden, leicht gelblichen Augen an, als wäre sie die Urheberin der Epidemie.
Er nahm Kohe auf dem Bett in die Arme, stützte sie, doch sie regte sich nicht. Fieber durchtobte sie, und sie war bereits in tiefe Bewusstlosigkeit gefallen. Schweiß rann ihr
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