Dune-Stories: Träume vom Wüstenplaneten
ordentlicher Ort voller rechter Winkel und Quadrate, an dem sich etwa ein Dutzend Menschen in grünen Kitteln aufhielten. Die meisten arbeiteten an einem langen Tisch vor einer Wand, beobachteten Anzeigen oder tüftelten an Geräten herum. Es roch nach Ozon, und gedämpfte Laute ließen auf hektische Aktivität schließen: Maschinenröhren, das Pferdewiehern von Transmissionsriemen und Multitreibern. An der Rückwand aufgestapelt sah Jessica Käfige mit Kleintieren.
»Dr. Kynes?«, sagte sie.
Eine der Gestalten am Arbeitstisch drehte sich um. Es war ein dünner Mann ( wie die meisten dehydrierten Hüllen, die man auf diesem Planeten sieht, dachte sie).
»Ich bin Dr. Kynes.« Er sprach mit knapper Präzision und sah wie ein Mann aus, zu dem dieser Tonfall passte. Jessica sortierte ihn sofort als jemanden ein, von dessen Worten man rasiermesserscharfe Genauigkeit erwarten konnte und der alle ausgefransten Bedeutungsenden sauber abschnitt.
Gut, dachte sie. Diese Sorte Mensch ist im Allgemeinen ehrlich.
»Ich bin Lady Jessica, und« – sie zeigte auf Paul – »das ist mein Sohn Paul, der Erbe des Herzogs.«
Das Zucken von Dr. Kynes' Kiefermuskeln verriet seine Anspannung. Die anderen blickten ebenfalls vom Tisch auf. Ihre Bewegungen waren vorsichtig, wachsam. Maschinengeräusche verstummten surrend. In der Stille war ein leiser Tierlaut von den Käfigen zu hören und verstummte unvermittelt, als würde sich sein Urheber plötzlich schämen.
»Wir fühlen uns geehrt, Euer Hochgeboren«, sagte Kynes.
Hochgeboren! Den Fehler machen sie alle, dachte Jessica. Na gut, lassen wir es durchgehen.
»Sie scheinen hier sehr beschäftigt zu sein«, bemerkte sie.
»Was ist das für ein Ort, Mutter?«, fragte Paul. Er blickte sich zwischen den Anwesenden um, die noch immer Anzeigen beobachteten und Geräte justierten. Das alles erinnerte ihn ein wenig an Dr. Yuehs Labor, doch dieser Raum war besser ausgestattet.
»Wir erhalten hier nicht häufig königlichen Besuch«, sagte Kynes. »Wir sind ... nicht vorbereitet. Bitte verzeihen Sie die ...«
»Ich dachte, dieser Ort sei verlassen«, sagte Jessica. »Ist das hier nicht eine der alten biologischen Wüstenstationen? Ich habe sie auf einer Landkarte des Herzogs gesehen. Ich dachte, dies ist der Ort, den er morgen aufsuchen wollte.«
Kynes warf einen kurzen Blick auf den Tisch, befeuchtete sich die Lippen mit der Zungenspitze und wandte seine Aufmerksamkeit wieder Jessica zu.
»Man hat uns nicht mitgeteilt, dass Sie kommen«, sagte er. »Die ...« Er zuckte mit den Schultern.
Jessica ließ den Blick erneut durch das Labor wandern und erkannte jetzt, was all die Geschäftigkeit bedeutete: Man beseitigte die Spuren irgendwelcher in letzter Minute durchgeführter Tests oder etwas in dieser Art! Die Wissenschaftler hier waren im Begriff, alles fortzuschaffen, um die Basis für Letos Besuch vorzubereiten!
Paul zerrte an ihrem Arm. »Kann ich mir die Tiere dort in den Käfigen ansehen?«
Sie schaute zu Kynes.
»Oh, die sind absolut ungefährlich«, sagte Kynes. »Aber steckt trotzdem nicht den Finger durch die Maschen. Einige der Kängururatten sind bissig.«
»Du bleibst bei mir«, sagte sie zu Paul. Sie sah deutlich, wie unbehaglich dem Planetologen zumute war. Sie starrte ihn an, was seine Nervosität noch verstärkte. »Ich möchte die Dinge gerne so sehen, wie sie wirklich sind«, sagte sie. »Deshalb treffe ich manchmal unangekündigt ein.«
Kynes' Miene verdüsterte sich. Durch die offene Tür warf er einen Blick auf den Ornikopter und die beiden Männer, die daneben standen.
Und Jessica begriff noch etwas: Kynes hatte damit gerechnet, dass jemand kommen würde. Sonst hätte schon der Ornikopter mehr Unruhe verursacht. Vielleicht hatte er seinen eigenen Transporter erwartet oder mehr von seinen Gehilfen. Jessica gestattete sich ein kühles Lächeln und schaute zur Tür hinaus.
»Idaho!«, rief sie. »Kommen Sie bitte her.«
Sie sah, wie Idaho mit dem einheimischen Piloten sprach und sich ihnen dann über den Sand näherte und durch die Tür trat. Mit seinem Brustschild und seinen Kürassierwaffen sah er recht eindrucksvoll aus. Seine Haltung Jessica gegenüber verriet höchste Ehrerbietung. Er gab sich jede erdenkliche Mühe, gegen die Schande seiner Trunkenheit anzugehen.
»Idaho«, sagte sie, »hier geht Seltsames vor sich. Behalten Sie diese Leute genau im Auge. Der Herzog wird davon erfahren wollen.«
Idaho ließ einen kalten Blick durch den Raum schweifen.
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