Dune-Stories: Träume vom Wüstenplaneten
Er war der ausgebildete Killer, der die Anwesenden wissen ließ, dass er sie zerquetschen konnte, währen sie ihn nicht einmal anzukratzen vermochten. »Ja, Mylady«, sagte er.
Kynes schluckte. »Mylady, ich verstehe nicht. Das ist ...«
»Ja«, sagte sie. »Was ist das?«
Paul schaute zu Duncan Idaho auf und versuchte, seinen kalten Blick in die Runde nachzuahmen. Sein eigener Körperschild lief auf voller Kraft. Er konnte das leichte Kribbeln an der Stirn spüren, wo das Energiefeld am stärksten war.
»Mein Herzog ist sehr großmütig zu Untertanen, die sich ihm gegenüber ehrlich und ehrenhaft verhalten«, sagte sie. »Zu Menschen, die ihn anlügen oder versuchen, ihn zu betrügen, hat er allerdings eine völlig andere Haltung, das versichere ich Ihnen.«
Kynes kaute auf seiner Unterlippe und versuchte, seine besondere Stellung geltend zu machen. »Mylady, mit allem gebotenen Respekt, diese Station ist nach wie vor Teil der imperialen ...«
»Und dem Imperator hat man mit Sicherheit erzählt, dass diese Station verlassen ist«, blaffte sie. »Spielen Sie nicht mit mir!«
Sie atmete ein und roch Zimt! Durch den Ozongeruch war das Aroma so abgeschwächt, dass nur ihre geübten Sinne ihn wahrnehmen konnten. Das Gewürz! Hier wurde etwas gemacht, das mit Gewürz zu tun hatte! Und das Ozon sollte den Geruch überdecken. Jetzt, mit hellwachen Sinnen, formte sie ein Gestalt-Abbild des Raums. Sie wusste, dass sie später dazu in der Lage sein würde, die verschiedenen Eindrücke zu sortieren und sich eine genaue Vorstellung der hier stattfindenden Experimente zu machen.
»Wirklich, Mylady«, sagte Kynes. »Wir alle sind einfache Untertanen des ...«
»Sie haben mit Gewürz experimentiert«, warf sie ihm vor.
Kynes und seine Wissenschaftler erstarrten. Alle Blicke waren auf Jessica gerichtet. Die Angst war greifbar, erfüllte den Raum wie eine zähflüssige Masse.
Jessica entspannte sich und lächelte. »Das haben die Harkonnens natürlich verboten«, sagte sie. »Aber begreift denn keiner von Euch Dummköpfen, dass mein Herzog kein Harkonnen ist, dass er Ihre Forschungen vielleicht mit anderen Augen sieht?«
Sie erkannte einen ersten Schimmer von Hoffnung in Kynes' Augen und warf Idaho einen Blick zu. »Sie können sich entspannen, Idaho. Wir sind gerade auf ein Symptom der Harkonnen-Krankheit gestoßen. Die Leute hier haben noch nicht das Atreides-Gegenmittel erhalten.«
Paul schaute zu seiner Mutter und dann wieder zu Kynes. Woher hatte sie von dem Gewürz gewusst? Es musste an ihrer Spezialausbildung liegen, begriff er. Aber wie? Das Wissen, dass sie so etwas konnte und dass auch er es vielleicht lernen würde, bestärkte ihn in seiner Entschlossenheit. Ich werde lernen, sagte er zu sich selbst.
Kynes begann: »Aber ...«
»Versuchen Sie nicht, sich zu entschuldigen«, unterbrach sie ihn. »Wir wissen, wie es auf einem Lehen der Harkonnens zugeht.« Sie blickte zum Arbeitstisch, holte ein Detail aus dem Gestaltbild hervor und dachte: Lassen wir sie glauben, dass wir allmächtig sind. »Sie haben die Gabelung der Karbolkette nachverfolgt. Gut. Sagen Sie Ihren Leuten, dass sie ihre Arbeit wieder aufnehmen sollen. Der Herzog wird einen ausführlichen Bericht über Ihre Fortschritte wünschen.«
Kynes sackte in sich zusammen. Jede Falte in seinem Gesicht verriet Unterwerfung. Wenn sie sogar wusste, in welche Richtung ihre Forschungen gingen ...
»Sagen Sie Ihren Leuten, dass mein Herzog solche Aktivitäten belohnt«, fügte Jessica hinzu. »Insbesondere, wenn sie von Erfolg gekrönt sind. Und eines noch: Sie müssen nicht weiter darüber nachdenken, diesen Ort zu verlassen. Die Lage scheint ausgezeichnet für Ihre Arbeit zu sein. In der Nähe des Gewürzsands. Ein Ort, wo Sie keine Gelegenheitsbesucher haben ...« Sie lächelte. »Wir sind keine Gelegenheitsbesucher.«
Nach und nach erhob sich leises Gelächter unter den Anwesenden und verriet ihr viel. Die Art, wie jemand lacht, zeigt dir, wo die Anspannung liegt, lautete ein Axiom der Bene Gesserit. Einer der Männer im Labor hatte nur vorgeblich gelacht. Sie merkte sich, dass sie ihn später genauer unter die Lupe nehmen musste. »Gibt es einen Ort, wo wir uns unterhalten können, ohne Ihre Gehilfen zu stören oder selbst gestört zu werden, Doktor?«
Kynes zögerte und neigte dann den Kopf. »In meinem Büro, Euer Hochgeboren.« Er wies auf eine Tür, die gegenüber von der Wand mit den Tierkäfigen lag.
»Paul, du bleibst bei Idaho«, sagte
Weitere Kostenlose Bücher