Dune-Stories: Träume vom Wüstenplaneten
Mythos«, erklärte English. »Unter den Hoskanners habe ich auf sieben Gewürzerntemaschinen gearbeitet, die verlorengingen.«
»Sind da unten alle davongekommen?« Tuek schaute durchs Fenster des Ornijets und suchte die aufgewühlten Dünen nach Toten ab.
English lauschte auf die abgehackten Berichte. »Alle haben sich gemeldet, mit Ausnahme eines Kundschafters, der in den Sog einer Sanderuption geraten ist.«
»Sanderuptionen? Riesenwürmer?«, rief Gurney. »Bringt die Dünenwelt nur Absonderlichkeiten hervor?«
»Selbst nach einem Dutzend Jahre kenne ich noch nicht all ihre Geheimnisse.«
Bevor sie in die Berge zurückkehrten, die Carthag umgaben, landete English bei einem kleinen Lager, wo gerade zwanzig Arbeiter in abgedichteten Ganzkörperanzügen ausschwärmten und biegsame Stecken im weichen Sand platzierten. Die Stecken ragten aus dem Boden wie Stacheln aus dem Rückgrat eines Ungetüms.
Die drei Männer verließen den Ornijet und atmeten heiße Luft durch ihre Gesichtsmasken. Um sie herum auf den höheren Dünen sah Tuek wirbelnde Windteufel. Die Arbeiter waren über das windgeschützte Tal verstreut, eine weite Leere, die wie ein hungriges Maul jedes Geräusch schluckte. Wie er da stand, umgeben von ehrfurchtgebietender Stille, meinte er fast, das Atmen der Wüste zu hören.
Gurney stapfte durch den weichen Sand zu einem der biegsamen Stecken, den ein Arbeiter dort hinterlassen hatte. Er zupfte daran wie an einer Antenne. »Und was ist das?«
»Sie staken den Sand, um das Wetter besser vorhersagen zu können.«
»Haben wir nicht Satelliten in der Umlaufbahn? Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Hoskanners sie zurückgelassen haben.«
»Die geben uns nur ein grobes Bild, und die Landschaft hier unten ist ein Mosaik von Mikroklimata. Mit den schwankenden Temperaturen und den Sandgezeiten ist das örtliche Wetter gefährlich unvorhersehbar. Jeder dieser Stecken hat einen Signalgeber. Wenn sie sich im Wind beugen und drehen, können wir anhand der Daten den Kurs von Stürmen verfolgen. Flugsand zeichnet Linienmuster in die wachsartige Oberfläche der Stecken. Manche Einheimische behaupten, dass sie die Muster lesen können.« Er zuckte mit den Schultern. »Ich selbst konnte darin nie etwas erkennen, aber ihre Vorhersagen sind genauso zutreffend wie alle anderen auch.«
Einer der Arbeiter am entgegengesetzten Ende des Tals rammte einen Stecken in den Sand und schrie plötzlich laut auf. Er warf die Arme entsetzt in die Höhe, und seine Beine gaben unter ihm nach, als würde ein großer Mund versuchen, ihn nach unten zu saugen.
Der entsetzte Erntevorarbeiter blieb, wo er war, beide Füße fest im Dünensand, doch Tuek und Gurney rannten sofort auf den Mann zu. Als sie sich der Stelle näherten, war der glücklose Arbeiter bereits unter der puderigen Oberfläche verschwunden. Nicht einmal seine Finger oder eine Bewegung im Sand verrieten, wo er war.
Gurney packte Tuek an der Schulter und hielt ihn zurück. »Gehen Sie lieber nicht zu nah ran, General! Vielleicht ist es noch so ein Wurm.«
Tuek wirbelte zu William English herum, der sich ihnen mit grimmiger Miene näherte und sorgfältig darauf achtete, wo er hintrat. »Du liebe Güte! Konnten Sie ihm denn nicht helfen?«
Der Wüstenmann schüttelte den Kopf. »Er war in dem Moment verloren, als er einen falschen Schritt getan hat. Sandstrudel entstehen an unvorhersehbaren Stellen. Es sind Schlundlöcher, die alles in die Tiefe ziehen.«
Tuek, der keine besondere Lust hatte, sich vom Fleck zu rühren, blieb etwa eine Minute lang an Ort und Stelle stehen. Seine Kiefermuskeln bewegten sich wie die winzige Imitation eines Wurms. »Bei den Göttern! Was für eine Teufelswelt ist das hier?«
4
Selbst in der kargsten Einöde wächst immer eine Blume. Erkenne das und lerne, dich an deine Umgebung anzupassen.
Dr. Bryce Haynes,
mit der Erforschung der Dünenwelt beauftragter Planetenökologe
Jetzt, wo ihre Familie vom Untergang bedroht war, schwor sich Dorothy Mapes, dass jeder Augenblick, jede ihrer Handlungen auf der Dünenwelt zählen würde. »Es ist ein ernsthafter Planet, der meine ungeteilte Aufmerksamkeit verlangt«, stellte sie fest, während sie aus dem ovalen Bullauge schaute. Das Transportschiff der Linkams flog über das Dünenmeer auf eine Reihe kahler schwarzer Berge zu.
Sie saß neben Jesse auf der Steuerbordseite des Transporters und sah, dass er sich ganz auf die dräuende Staubwolke konzentriert hatte, die wie
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