Duniyas Gaben: Roman
werde einen Tisch reservieren«, bot er an. Mit einem Ruck gingen ihre Augen zu und wieder auf, so daß auf ein e gan z kurz e Dunkelhei t augenblicklic h blendendes Sonnenlich t folgte . Si e wa r erschöpft . Al s Fariid a gerad e erst angekomme n war , hatt e Qaasim s Auftauche n di e Lag e noch verkompliziert . Di e beide n ware n zu r Stadtwohnung gekommen , di e beeindrucken d gemütlic h un d einladend ausgesehe n hatte . Si e hoffte , Abshi r würd e si e mögen.
Nu n ka m der Tower des Flughafens in Sicht und B osaaso fragte : »Wi e viel e komme n dan n zu m Abendessen?«
»Ic h hab e siebe n gezählt« , sagt e sie . »Siebe n is t eine bedeutsam e Zahl , di e Glüc k bringt.«
Dan n schlängelt e e r sic h durc h di e eng e Einfahr t zumParkplatz . E r such t e nac h eine r Stelle , w o si e all e dre i Autos nebeneinande r parke n konnten . E r hatt e gerad e ein e gefunden, al s e r da s Flugzeu g einschwebe n sah . Nac h eine r halben Stunde stieg Abshir, ihr geliebter Bruder, aus dem Flugzeug, un d zwa r al s allererste r Passagier . Duniy a pocht e da s Blu t in de n Ohren , d a si e nich t nu r a n Abshi r dachte , sonder n sich auc h fragte , we m si e di e Nachricht , da ß si e sic h entschieden hatte , Bosaas o z u heiraten , zuers t mitteile n sollte : dem Bräutiga m selbs t ode r ihre m Brude r – ein e gut e Nach r ich t zu seine m Empfang.
Wi e ei n Küken , da s au s de m Schoc k eine r äußere n Hülle bricht ; wi e Säuglingsaugen , di e zu m erste n Ma l sehe n können; wie ein Nachtfalter, der seine Flügel zum ersten Flug öffnet; wi e Gestalten , di e kommen , gehe n un d wiederkehren, m e nschlich e Gestalten , di e Stimme n haben , di e au f ihren Name n hören , wen n d u dic h erinnerst , wi e si e heißen, menschlich e Gestalten , di e eine n mi t »Duniya « ansprechen . Ihr fie l wiede r ein , da ß si e sic h noc h vo r kurze r Zei t leich t wi e auf der mythischen Nacht r eis e i m Kora n gefühl t hatt e und weggefloge n war ; ih r fie l auc h wiede r ein , da ß si e noc h vor kurzer Zeit eingeschlafen war und nach dem Aufwachen der Findlin g nich t meh r lebte . Duniy a fragt e sic h nun , o b sie halluzinierte , si e wa r sicher , si e hatt e de n Kon t ak t mi t de r sie umgebende n physische n Wirklichkei t verloren , un d spürte , wie ein Taumel sie erfaßte, ihr Schwindel bereitete, so wie die Wehenschmerze n ein e Fra u desensibilisieren , dami t si e die Pei n nich t meh r s o spürt , wei l zuvie l davo n d a ist.
De r Reis e nde , de r gerad e angekomme n wa r un d unter körperlicher Erschöpfung litt, war sie. Sie konnte sich nicht darau f verlassen , da ß ihr e Füß e si e irgendwohi n brachten , sie hatt e Druc k au f de n Ohren , un d i n ihre m Kop f schwirrten tausendundeins Gedanken, die zu wa r ten hatten, bis der rechte Zeitpunkt gekommen war. Sie war ein Onkel, der seine Nichte n un d Neffe n zu m erste n Ma l persönlic h kennenlernte; si e wa r ei n Bruder , de r nac h s o viele n Jahre n sein e Schwester Duniy a wiedersah ; si e wa r ei n Mann , de r seine m zukünft i gen Schwage r begegnete , jemand , de n e r scho n i n eine m anderen Zusammenhang kennengelernt hatte; sie war ein Mann, der auf zwe i gutaussehend e Teenage r traf . Abe r d a habe n wi r ’ s wieder , vielleich t halluziniers t du !
Duniyas Erinnerung, sie wäre die letzte, d i e die s bestritte, wa r bruchstückhaf t un d volle r Lücke n – es war wie bei einer Fotografin, die, während die Gruppe, zu der sie gehörte, vor de r Kamer a Aufstellun g nahm , de n Selbstauslöse r falsch einstellt e un d sic h nich t genügen d Zei t ließ , u m ihre n eigenen Plat z fü r di e Gruppenaufnahm e einzunehmen.
Nicht s verma g eine m di e eigen e Mitt e s o z u verschiebe n wie ei n erhöhte s Bewußtsein . Duniy a würd e Bosaas o späte r am Aben d erklären , da ß si e wahrscheinlic h unte r eine r For m von psychischer Störung gelitten hatte, w i e si e sic h zeigt , wen n die Gehirnzelle n ein e größer e Meng e a n Eindrücke n erhalten , als si e verarbeite n können . Si e wußt e nicht , wi e si e ihre Empfindunge n ander s hätt e beschreibe n sollen.
Trotzde m wa r alle s gu t gelaufen . Qaasi m hatte es überaus hilfreic h s o eingerichtet, daß Abshir durch den V I P - Korridor gehe n konnt e un d kein e seine r siebe n Tasche n fü r de n Zoll öffne n mußte . All e Anwesende n halfe n mit , di e Tasche n zu de n wartende n Auto s z u
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