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Dunkel - Hohlbein, W: Dunkel

Dunkel - Hohlbein, W: Dunkel

Titel: Dunkel - Hohlbein, W: Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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mehr, sondern eine tödliche Klaue mit langen, rasiermesserscharfen Krallen und spitzen dornigen Fortsätzen, die den Polizisten zurücktaumeln und mit zerfetztem Gesicht und blutüberströmtem Hals gegen die Aufzugtür prallen ließ.
    Praktisch noch in der gleichen Bewegung drehte sich Vlad herum und schlug auch nach Jan.
    Der versuchte dem Hieb auszuweichen, spürte aber selbst, daß er viel zu langsam war. Vlads Hand traf ihn seitlich am Kopf und schleuderte ihn zurück. Der Vampir hatte seine Hand im letzten Moment gedreht, so daß es kein tödlicher Hieb mehr war, der ihn traf, sondern nur ein Faustschlag. Aber er hatte die Wucht eines Hammerschlages, der Jan drei, vier Meter weit zurückschleuderte und ihn halb bewußtlos gegen die Wand taumeln ließ.
    Trotzdem sah er etwas schier Unglaubliches. Krieger war auf die Knie gesunken. Die linke Hälfte seines Gesichts war eine einzige, grauenhafte Wunde. Aus seiner zerfetzten Halsschlagader schoß Blut in einem daumendicken, pulsierenden Strahl. Und trotzdem besaß er noch die Kraft, die Waffe unter der Jacke hervorzuziehen, nach der er gerade gegriffen hatte, und sie auf Nosferatu zu richten.
    Der Vampir schien die Gefahr irgendwie zu spüren, denn er wirbelte blitzartig wieder herum und versuchte sich aufKrieger zu stürzen. Gleichzeitig begann aber sein Körper zu verblassen und war einen Sekundenbruchteil später einfach verschwunden.
    Krieger kippte nach vorne und gleichzeitig zur Seite, und falls er nicht schon tot und seine Bewegung nur noch ein Nervenzucken war, dann verwandte er seinen letzten Atemzug darauf, den Abzug seiner Pistole durchzuziehen.
    Es war eine halbautomatische Waffe, die sich rasch hintereinander dreimal entlud. Die beiden ersten Kugeln bohrten sich in den Türrahmen, beziehungsweise die Wand daneben, aber das dritte Geschoß traf irgend etwas Unsichtbares zwischen dem sterbenden Polizisten und der gegenüberliegenden Wand. Blut spritzte buchstäblich aus dem Nichts, dann prallte etwas sehr Schweres gegen die Tür zu Jans Wohnung und riß sie halb aus den Angeln.
    Irgendwie gelang es Jan, nicht das Bewußtsein zu verlieren. Mehr aber auch nicht. Die rechte Seite seines Gesichts, wo ihn Nosferatus Hand getroffen hatte, war taub. Er schmeckte sein eigenes Blut und hatte alle Mühe, nicht daran zu ersticken, und sein Körper verweigerte ihm einfach den Dienst. Er wußte nicht, ob eine Sekunde oder eine Minute verging, in der er nur daliegen und hilflos zusehen konnte. Er war selbst zu schwach, um wirkliche Angst zu fühlen.
    Kriegers – hoffentlich – endgültig lebloser Körper sackte vollends nach vorne und schlug mit einem sonderbar weichen, ekelerregenden Laut auf dem Boden auf. Die Pistole entglitt seinen Fingern und schlitterte ein Stück weit auf Jan zu, fast als hätte Krieger noch im Tode versucht, ihm die Waffe zuzuwerfen. Vor der halb aus den Angeln gerissenen Wohnungstür erschien Vlads verkrümmter Körper, aber nicht wirklich. Er … flackerte .
    Jan versuchte sich in die Höhe zu stemmen, aber seine Kraft reichte nicht, und die auf den Rücken gefesselten Hände behindertenihn zusätzlich. Er fiel wieder hin, zog die Knie an den Körper und versuchte sich so herumzuwälzen, daß er Vlad wenigstens sehen konnte. Die Pistole lag zwei Meter von ihm entfernt, aber sie hätte ebensogut auf dem Grund des Meeres liegen können.
    Der Vampir hatte sich mittlerweile vollkommen materialisiert. Er war schwer verletzt. Kriegers Kugel hatte seinen Hals durchbohrt. Seine Atemzüge waren zu einem schrecklichen, nassen Röcheln geworden, und er blutete mindestens ebenso heftig wie Krieger. Seine Beine zuckten unkontrolliert.
    Vielleicht hatte er eine Chance. Jan war klar, daß der Dunkle selbst an diesen gräßlichen Verletzungen nicht sterben würde, falls Krieger nicht zufällig Silberkugeln geladen hatte, aber er war geschwächt. Sogar sein phantastischer Metabolismus brauchte Zeit, um sich von dieser schweren Verwundung zu erholen. Vielleicht Minuten, vielleicht auch nur Sekunden, aber vielleicht lange genug.
    Jan stemmte die Füße gegen den Boden und kroch mit mühsamen, abgehackten Bewegungen auf Krieger zu. Jeder Muskel in seinem Körper tat weh, und plötzlich hatte er Angst, ganz unvorstellbare Angst. Trotzdem kroch er weiter, schlängelte und schob sich auf Kriegers Leichnam zu und erreichte ihn schließlich. Seine Finger tasteten blind durch warme Nässe, suchten Kriegers Taschen und wühlten sich hinein, suchten, gruben …

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