Dunkel ist die Sonne
war nackt. Aber er trug den Smaragden, und er hielt Speer, Schwert und Tomahawk fest umklammert.
Er rief Deyv etwas zu, aber seine Stimme wurde von all dem Getöse erstickt. Am Ende des Korridors wehte eine Staubwolke um die Ecke, als irgendwo eine Wand einstürzte. Ein riesiger Block aus Stein fiel herab und blockierte den halben Flur.
Da kamen Sloosh, die Hexe und ihre Tochter angelaufen; Jowanarr zog Feersh an einer Hand hinter sich her. Einen Augenblick später stürzte Vana, die ihren Besitz zusammengerafft hatte, aus ihrem Zimmer. Die Katze war dicht hinter ihr.
„Zum Tor hinunter!“ summte Sloosh laut in Deyvs Ohr.
Deyv bedurfte dazu keines Befehls, aber er zögerte trotzdem. Es schien – fast – besser, zu bleiben und sich von der Decke zermalmen zu lassen, als sich jenem Grauen auszusetzen.
Sloosh, der sich den Würfel unter den einen Arm geklemmt hatte und die Axt in der anderen Hand hielt, summte noch etwas, das übertönt wurde, als es in der Wand am anderen Ende des Korridors zu krachen begann.
Dann fingen alle an zu rennen. Als sie den Aufzug erreichten, trafen sie die Shemibob, die einen großen Lederbeutel bei sich hatte, und Phemropit, der in dem Aufzug auf sie wartete.
„Schnell, schnell!“ schrie sie ihnen zu. „Wenn der Schacht einstürzt, sitzen wir in der Falle!“
Es hätte keiner besonderen Aufforderung bedurft. In dem Moment, in dem der letzte einstieg, sprach die Shemibob das Codewort. Der Aufzug sank nun wesentlich schneller als beim letzten Mal. Er blieb schließlich mit einem solchen Ruck stehen, daß die meisten von ihnen in die Knie gingen. Sie fielen alle nebeneinander heraus – der Türeingang war sehr breit – und rannten durch den Korridor. Phemropit blieb, obwohl es sich mit seiner Höchstgeschwindigkeit bewegte, fünfzehn Meter hinter den anderen zurück.
Als sie an dem brennenden, flackernden, sich hin und her windenden Tor angelangt waren, zögerte die Shemibob nur eine einzige Sekunde. Dann verschwand sie mit einem lauten Schrei, der wohl dazu gedacht sein mochte, ihre Furcht zu überwinden, mitten in die Helligkeit.
Sloosh folgte ihr mit zitternden Blättern.
Die Menschen und der Yawtl standen wie erstarrt. Während sie noch versuchten, ihren ganzen Mut zusammenzunehmen, rollte das Geschöpf aus Metallstein einfach weiter. Es hatte sich nie zu der Wirkung geäußert, die das Tor auf es haben könnte. Vielleicht teilte es Entsetzen und Ekel seiner Gefährten nicht. Aber was immer es davon hielt, es fuhr einfach weiter, als ob es überhaupt keine Gefühle hätte.
In der Halle hinter ihnen krachte es. Über und unter ihnen bebte alles. In diesem Moment begriff Deyv, daß unter Umständen das gesamte Schloß zusammengedrückt und zu Staub zermahlen durch das Tor gesaugt werden würde. Wenn sie schneller als die vielen Tonnen zerstoßenen Materials sein wollten, mußten sie sofort handeln. Auch fiel ihm auf, daß die Luft allmählich sehr heiß wurde. Die Maschine, die den Hitzeüberschuß durch das Tor pumpte, wurde mit der Belastung nicht mehr fertig. Die durch den Druck entstehende Reibungshitze würde sie bald braten lassen.
Vana rief: „Deyv! Hoozisst! Helft mir, Aejip hinüberzuschaffen!“
Das war weitaus leichter gesagt als getan. Die Katze hatte sich geduckt, die Zähne entblößt und die Krallen ausgefahren und fauchte, fast wahnsinnig vor Angst. Als Vana sich ihr näherte und die Hand ausstreckte, wobei sie beruhigend auf sie einzureden suchte, mußte sie vor den Fängen zurückspringen.
Noch mehr Blöcke fielen aus dem Zement, der sie während zahlloser Generationen des menschlichen Geschlechts zusammengehalten hatte. Der steinerne Boden wölbte sich, und ein heißer Luftstoß blies ihnen den Schweiß von der Stirn. Der hereinwehende Staub brachte sie fast zum Ersticken und brannte in den Augen.
Hoozisst schrie noch lauter als zuvor die Shemibob. Mit schützend vor die Augen gehaltenem Arm sprang er in das Leuchten.
Deyv verfluchte ihn, weil er sich gedrückt hatte; jetzt mußten er und Vana mit der Katze allein fertig werden. Er blieb stehen, hob Jum, ein zappelndes, winselndes Bündel von hundertsechzig Pfund hoch, und schleuderte den Hund durch das Tor. Dann nahm er den Tomahawk, der ihm zu Boden gefallen war, und lief damit auf die Katze zu.
Aejip machte einen Buckel; ihre Krallen schlugen ihm entgegen. Deyv schlug ihr mit der flachen Seite der Waffe seitlich an den Kopf, wofür er mit tiefen Fleischwunden am ganzen rechten Arm büßen
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