Dunkel ist die Sonne
sind, auf die ich damit stoße.“
„Was ist ein Shenrem?“ fragte Deyv.
„Das sind Energieteilchen, für das bloße Auge unsichtbar, die sich an einem Leiter in verschiedene Richtungen dirigieren lassen. Man kann sie so weit beeinflussen, daß sie etwas Bestimmtes anzeigen, zum Beispiel Temperaturgrade oder Bilder. Ich erkläre es euch irgendwann.“
Sloosh meinte: „Der Kern wäre groß genug, um Phemropit durchzulassen. Und den engeren Teil des Tunnels könnte es mit dem Strahlenschneider erweitern. Allerdings glaube ich kaum, daß es sich freiwillig dazu bereitfinden wird.“
„Frage es.“
Das tat der Pflanzenmensch auch. Dann sagte er: „Phemropit sieht keinen Grund, so etwas zu tun. Verständlich, wie ich meine. Was hätten wir davon, wenn wir ihm nicht folgen könnten?“
„Irgendwann werde ich mich aufraffen müssen“, sagte die Shemibob. „Wenn mir die Luft ausgeht, kann ich entweder warten, bis ich an Sauerstoffmangel sterbe, oder ich gehe durch das Tor. Im Grunde gibt es keine Wahl, zumindest nicht für ein intelligentes Wesen.“
Sie kehrten ins Erdgeschoß zurück. Deyv war niedergeschlagen, und nach Gesichtsausdruck und Schweigen der anderen zu urteilen, ging es ihnen genauso. Trotz allem, was die Shemibob gesagt hatte, wollte er lieber ersticken als durch diese Hölle gehen.
Sechs Ruhezeiten vergingen. Während dieser Zeit erfuhr Deyv noch einiges über die Vergangenheit der Schloßbesitzerin. Sie war von einer Welt herübergekommen, die sich um einen Stern drehte, der so fern war, daß er sich die Entfernung überhaupt nicht vorstellen konnte. Ihr Stern hatte kurz davor gestanden, sich in eine Nova zu verwandeln, und ihr Volk konnte, obgleich es große Macht besessen hatte, ihren Planeten nicht weit genug verlagern, um der Raserei des explodierenden Sterns zu entfliehen. Darum fuhr sie mit vielen anderen zusammen in einem Raumschiff davon. Als dieses auf der Erde ankam, war nur noch sie am Leben. Die anderen waren auf der Suche nach einer bewohnbaren Welt gestorben – durch Unfälle, feindliche Tiere, durch Selbstmord und durch Strahlen.
Deyv wurde nur noch schwermütiger dadurch. Das Leben war ohnehin so kurz, aber selbst die großen Shemibobs waren verwundbar. Und wenn sie schließlich starb, würde sie, wenn sie bis dahin auch viele, viele Generationen von Menschen überlebt haben würde, genauso tot sein wie sie. Das war nicht eben tröstlich.
Er lag gerade auf dem Bett und wälzte schwere Gedanken, als Vana hereinkam. Er setzte sich auf.
„Was ist passiert?“
Sie legte sich neben ihn.
„Unsere Zeit ist begrenzt“, sagte sie leise. „Bald werden wir tot sein, und wir haben schon jetzt zuviel Zeit verschwendet, weil wir den Gedanken nicht ertragen konnten, jemanden ohne Ei zu lieben. Aber das ist nun ohne Bedeutung. Ich habe gewartet, daß du zu mir kämst und mir das sagtest, was ich dir gerade gesagt habe. Du hast es nicht getan, und darum habe ich meinen Stolz überwunden und bin zu dir gekommen.“
Deyv nahm sie in die Arme und sagte: „Ich habe schon daran gedacht. Aber ich hatte Angst, daß du mich abweisen würdest.“
„Bin ich etwa abweisend?“ sagte sie, und sie fing an, ihn zu küssen.
Einen Augenblick später fuhren sie auseinander. Ihre Herzen klopften heftig, und sie starrten sich gegenseitig an; unter der braunen Haut waren beide grau geworden.
„Was bei Thriknil ist denn das?“ fragte Deyv.
Das war ein lautes Poltern, ein Krachen wie von vielen schweren Gegenständen, ein wackelndes Bett und gellende Schreie aus dem Korridor.
Jum und Aejip sprangen in den Raum hinein.
„Ein Erdbeben!“ schrie Vana.
„Das kann nicht sein“, rief Deyv. „Etwas, das auf der anderen Seite der Schranke ist, kann dem Schloß nichts anhaben!“
Da kam der Yawtl mit weit aufgerissenen Augen hereingerannt.
„Kommt mit!“ kreischte er. „Die Shemibob sagt, daß wir durch das Tor müssen!“
Deyv stürzte aus dem Bett.
„Warum?“
„Sie sagt, daß sich die Schranke zusammenzieht! Sie wird das ganze Schloß mit allem, was in ihm ist, zermalmen!“
36
Obwohl er von Entsetzen gepackt war, blieb Deyv besonnen genug, seinen Lendenschurz anzulegen, den Gürtel mit dem Schwert umzubinden und nach dem Tomahawk zu greifen. Vana rannte aus dem Zimmer, vermutlich, um ebenfalls Kilt und Waffen zu holen. Deyv trat in den Korridor hinaus und wäre dort fast mit dem Yawtl zusammengestoßen, der aus seinem Zimmer gestürzt kam. Seine Augen blickten wild, und er
Weitere Kostenlose Bücher