Dunkel ist die Sonne
mußte, aber die Katze fiel betäubt um. Ein zweiter Schlag, leichter als der erste, setzte sie gänzlich außer Gefecht. Er hievte den schlaff gewordenen Körper vorn hoch, und Vana ergriff die Hinterbeine.
Deyv kommandierte: „Eins, zwei, drei“, und bei „drei“ warfen sie Aejip hindurch.
In einer Entfernung von sechs Metern ging krachend ein gewaltiger Steinklotz nieder. Deyv packte seinen Tomahawk und sprang durch das widerliche Leuchten. Seine Angst, zerschmettert zu werden, war so groß, daß er weder Grauen noch Übelkeit empfand. Er landete an einer Stelle, die durch einen Strahl von Phemropit hell erleuchtet war. Bevor er wieder richtig zu sich kam, wurde er von Vana, die hinter ihm hergesprungen war, umgeworfen.
Als er wieder aufgestanden war, begann er Aejip ins Gesicht zu schlagen, damit sie ihre Sinne wiedererlangte. Das war an sich kein Mittel, das man einem unbedingt, sei er nun bei klarem Verstand oder nicht, empfehlen sollte, aber mittlerweile war ihm schon alles egal. Nach einigen kräftigen Schlägen mit der flachen Hand öffnete die Katze ihre grünen Augen. Deyv fuhr zurück. Unsicher erhob sie sich. Statt ihn anzugreifen, duckte sie sich jedoch, so als wollte sie sich in sich zusammenziehen, um sich mit geheimnisvollen Katzengedanken zu beschäftigen.
Deyv sah sich um. Sie befanden sich in einem in festen grauroten Fels geschnittenen Tunnel. Der Boden stand dreißig Zentimeter hoch unter Wasser, einige zerschnittene Holzstöcke schwammen obenauf, und der Wasserspiegel stieg merklich an. Vor ihnen lag die Engstelle, die nicht breit genug für die Riesen in der Gruppe war. Die Shemibob und Sloosh befanden sich, obwohl sie als erste gekommen waren, jetzt hinter Phemropit. Offensichtlich waren sie darüber zurückgeklettert, wobei sie sich zwischen ihm und der Decke durchgezwängt haben mußten.
Phemropit war jetzt dabei, seinen stärksten Strahl auf die Wände zu richten. Als ein Stück abgeschnitten war, schwenkte es leicht zur Seite und schnitt noch etwas ab. Die Stücke fielen zu Boden und bildeten eine wachsende Barriere. Wie sollte Phemropit dort jemals hinüberkommen? Auf gar keinen Fall konnten die anderen die Brocken auflesen und über seinen Rücken nach hinten werfen.
Es war heiß in dem Tunnel. Das kam nicht allein durch die einströmende Heißluft. Auch das zerschnittene Gestein gab Wärme ab.
Phemropit fuhr polternd weiter. Seine Nase zeigte nach oben, als es den Haufen dünner Steinplatten erklomm. Der Strahl schoß heraus, und als es so hoch war, daß ihm die Decke den Rücken zerkratzte, setzte es die Arbeit oben fort. Es fuhr rückwärts und ließ den Strahl vorn durch das Geröll hindurchschießen. Es war jetzt ganz in seinem Element, bei der Grubenarbeit, beim Erweitern eines Schachtes. Es bedurfte dazu keiner Anweisungen.
Staub wogte durch das Tor. Deyv drehte sich, um nach hinten zu sehen; er erwartete, abermals von Grauen und Übelkeit geschüttelt zu werden. Aber auf dieser Seite des Tores war es dunkel. Wenn es sich verbreitert oder verengt hätte, hätte er es sicher nur für eine Verfärbung der Wand gehalten.
Vana hatte Aejip die Hände um den Hals gelegt und sprach mit leiser Stimme auf sie ein. Jum sah genauso betäubt aus wie sie, aber er stand aufrecht an der Mauer. Deyv ging vorwärts. Er brüllte, um sich bei dem durch das Tor dringenden Getöse verständlich zu machen.
„Hier können wir nicht lange bleiben! Entweder wird uns die Hitze oder der Staub bald fertigmachen!“
„Offensichtlich“, sagte der Archkerri.
Er tat das in der Situation einzig Mögliche. Er blieb stehen und wartete, daß Phemropit seine Arbeit vollendete; auf diese Weise sparte er Energie. Die Shemibob drehte ihren Oberkörper herum und warf Deyv ein Lächeln zu, das wahrscheinlich ermutigend gemeint war. Die spitzen weißen Zähne ließen es jedoch eher so scheinen, als wollte sie gern jemanden beißen.
Deyv rief: „Ich könnte vorgehen – ich könnte mal nachsehen, was da vorn ist.“
Die Shemibob kreischte: „Nein! Dann müßte Phemropit mit dem Schneiden aufhören – wir haben keine Sekunde zu verlieren!“
Sie hielt in der Hand einen Zylinder, der Lichtimpulse von sich geben konnte. Dieses Artefakt war dafür gedacht, sich mit Phemropit zu verständigen. Sie hatte noch weitere an die anderen ausgeteilt, aber alle hatten versäumt, ihre Geräte mitzubringen. Sloosh hatte seinen Käfig mit den Leuchtkäfern vergessen. Die Shemibob war somit als einzige in der Lage,
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