Dunkel ist die Sonne
handelte. Rasch sank er in die Tiefe; sechs offene Türeingänge und Flure zuckten an ihnen vorbei. Er wurde langsamer und blieb ganz sanft vor dem siebenten Türeingang stehen. Die Shemibob führte sie durch eine hellerleuchtete Halle, ging dann um eine Ecke und blieb erst wieder stehen, als sie halb durch den folgenden Korridor hindurch war.
Nach weiteren sechs Metern etwa kam die gefürchtete Helligkeit, die halb in der Wand steckte, halb heraushing. Wieder wurden Deyv die Knie schwach, und der Magen drehte sich ihm um.
„Die Vertrautheit damit hat mein Grauen nur leicht verringert“, sagte die Shemibob. „Aber ich kann schon nahe genug heran, um ein Experiment zu wagen. Seht zu, wenn ihr könnt.“
Sie nahm einen von einem Dutzend langer Holzstöcke, die an die gegenüberliegende Wand gelehnt standen. Deyv beobachtete sie aus dem Augenwinkel heraus, und die Hand hielt er sich noch zusätzlich vor die Augen, um sich vor der Helle zu schützen. Eigentlich wäre er gern weggelaufen, aber die Erfahrung mit der früheren Erscheinung hatte ihm gezeigt, daß er den Anblick ertragen konnte, wenn er nicht allzu lange hinsah. Wenn er den Kopf ab und zu drehte, ließ der Ekel immer ein wenig nach.
Die Shemibob trat zu dem leuchtenden Etwas, das ständig größer und wieder kleiner wurde, hin. Sie hatte die Augen voll darauf gerichtet. Sie stieß den Stock hinein und bewegte sich dann so weit darauf zu, bis ihr Gesicht nur noch wenige Zentimeter davon entfernt war. Deyv fand, daß sie wirklich sehr mutig war. Aber sie war ja auch die Shemibob.
Der Stock war fast ganz in die Helligkeit eingedrungen.
Sie sagte: „Ich untersuche jetzt das Innere. Da ist etwas, was sich wie eine Wand anfühlt. Es ist fest. Zumindest wird der Stock dadurch gebremst. Es scheint eine Art Tunnel zu sein; ich kann den Boden und die Decke fühlen.
Man beachte, daß die helle Scheibe hier in einem Winkel zur Wand steht. Den Teil, der in der Wand drinsteckt, könnt ihr nicht sehen, aber der Stab läßt sich in die Wand hineinstoßen. Er reicht also in die andere Welt jenseits der Wand hinüber. Die andere Seite des Tunnels, falls es wirklich einer ist, befindet sich drüben. Ich habe irgendwie das Gefühl, daß sich auf dem Boden des Tunnels Wasser befindet, aber genau kann ich das nicht feststellen. Das Tor leitet nämlich nicht.“
Sie zog an dem Stock. Nur das Stück, das nicht ins Helle eingedrungen war, kam wieder. Der Rest blieb im Tor.
Sloosh sagte: „Heißt das etwa, daß jeder, der versucht hindurchzugehen, praktisch geteilt wird?“
„Nur wenn er versuchen würde, auch wieder zurückzukommen“, antwortete sie. „Ich habe verschiedene Versuche mit Tieren gemacht. Die Tiere, die ich ganz hineinsetzte, blieben am Leben. Ich band sie an Seile, und sie zerrten deutlich daran. Wenn man die Seile losläßt, werden sie ganz hineingezogen. Die Tiere, die nur teilweise von mir hineingesetzt wurden, wurden praktisch zweigeteilt, sobald ich versuchte, sie zurückzuholen.“
„Sehr merkwürdig“, sagte Sloosh. „Aber Tatsachen sind Tatsachen, auch wenn wir nichts Genaueres über sie wissen. Was hat dich davon abgehalten, selbst hineinzugehen?“
„Ich habe auch schon längere Stöcke benutzt. Nach etwa drei Metern konnte ich feststellen, daß sich der Tunnel verengt. Die Frage ist nun, ob es sich dabei um eine Verengung an einer einzelnen Stelle handelt oder ob sich der Tunnel dann wieder verbreitet. Leider sieht es ganz so aus, als ob der Tunnel für mich nicht breit genug zum Wenden wäre. Auch fragt es sich, ob er in einer Sackgasse endet, nahe an der Oberfläche der anderen Erde oder tiefer liegt, wie hoch die Temperatur in dem Tunnel ist, ob man die Luft darin atmen kann und so weiter.“
Der Archkerri schloß für einen Moment die Augen. Als er sie wieder geöffnet hatte, sagte er: „Besitzt du irgendein Kommunikationssystem, das auch über größere Entfernung hinweg funktioniert? Wenn ja, dann könnte ja jemand hineingehen und berichten, wie es da drinnen ist.“
„Ja, ich habe ein Mittel, um auch über größere Entfernung hinweg zu sprechen. Und ich habe schon einmal eine Maschine in dem Tunnel aufgestellt, mit der ich hätte Verbindung aufnehmen können. Aber, wie ich schon sagte, es kommt weder Licht noch Schwingung noch Shenrem -Fluß durch.“
„Ach ja“, sagte Sloosh. „Dumm von mir, das zu fragen. Aber ich mußte das tun.“
„Mit dem Stab kann ich wenigstens schätzen, wie weit die Hindernisse entfernt
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