Dunkel ist die Sonne
Stamm sie leben sollten. Es war nicht so, daß ihnen dieses Problem nun jeden Augenblick vergällt hätte, aber das Zusammenleben wurde doch ein wenig getrübt.
Kurz bevor sie weiterziehen wollten, schlug der Yawtl vor, Feersh zurückzulassen.
„Sie ist von keinerlei Nutzen. Sie ist nichts als eine Last, ein Mund, der unser Essen ißt und nichts dafür zurückgibt. Wenn wir sie nicht weiter mitnehmen, haben wir selber mehr zu essen. Seht, ich bin wirklich kein Unmensch. Wir könnten sie von ihrem Elend erlösen, damit sie nicht verhungert oder von irgendeinem Tier gefressen wird.“
Die Hexe öffnete den Mund, wie um zu protestieren, machte ihn dann aber wieder zu. Ihr würdevoller Gesichtsausdruck ließ erkennen, daß sie es den anderen überlassen wollte, sie zu verteidigen, falls sie es wünschten.
„Laßt die niederen Geschöpfe zuerst sprechen“, befahl die Shemibob.
Da Sloosh sich selbst als nicht zu dieser Klasse gehörig fühlte, schwieg er. Deyv und Vana sahen sich an. Obwohl sie keine Worte gewechselt hatten, dachten sie doch das gleiche. Standen auch sie unter Anklage? Würde ihre Entscheidung sie in der Wertschätzung der Shemibob steigen oder sinken lassen? Oder waren sie vielleicht nur zu empfindlich?
Was immer die Wahrheit in ihrem Falle war, auch der Yawtl stand unter Anklage. Er wußte nichts davon, da er nicht fähig war, solche Feinheiten wahrzunehmen. Schlau wie er war, fehlte es ihm doch an gewissen Fähigkeiten, die die Menschen besaßen. Manche jedenfalls.
Vana sagte: „Die Hexe hat sich sehr nützlich gemacht, auch wenn sie blind ist. So bereitet sie zum Beispiel, wenn sie schon nicht jagen kann, die Nahrung, die wir ihr bringen, zu. Sie kann kochen, und sie räuchert das Fleisch und den Fisch. Und sie hat mir angeboten, auf das Kind aufzupassen, damit ich auf die Jagd gehen und mich ausruhen kann. All das hat sie getan, obwohl sie nicht daran gewöhnt war, als sie noch die Herrin war und über viele Sklaven gebot.“
„Und gejammert und geklagt hat sie auch nicht, obwohl sie ein schlimmeres Schicksal als irgendein anderer von uns erlitten hat“, fügte Deyv hinzu. „Wohingegen Hoozisst, obwohl er stark ist und sein Augenlicht hat, sich ständig über irgend etwas beklagt.“
Der Yawtl knurrte und sagte: „Das werde ich dir nicht vergessen!“
„Schön, daß du so ein gutes Gedächtnis hast“, mischte sich jetzt die Shemibob ein. „Und wie schade, daß du so nachtragend bist. Du wußtest genau wie Deyv und Vana, wie nützlich sie trotz ihrer Behinderung ist. Und ebenfalls müßtest du bemerkt haben, daß sie einen starken und anpassungsfähigen Charakter hat. Seht sie an, sie, die einst der unumschränkte Herr über ihre unmittelbare Umgebung war, die einst auf ihren Tharakorm nicht einmal zu gehen brauchte, wenn sie keine Lust dazu hatte, sondern sich von ihren Sklaven tragen lassen konnte. Doch seit ihr Leben sich geändert hat und auf eine niedrigere Stufe als das ihrer Sklaven abgesunken ist, seitdem hat sie ihr Bestes getan, um mit den Veränderungen fertigzuwerden. Nach dem, was ich bei den Menschen beobachtet habe, wären viele in ihrer Lage zusammengebrochen, einfach gestorben oder zu Parasiten geworden. Bei ihr geschah nichts von alledem. Sie hat ihr Bestes getan, um zu überleben und sich nützlich zu machen.“
„Na und?“ gab Hoozisst zurück. „Sie mag vielleicht einen vortrefflichen Charakter haben, auch wenn ich da nicht zustimmen würde. Aber was sie für uns tun kann ist doch, was zählt. Ich sage, daß sie eine Behinderung, eine Bürde, eine schwere Belastung ist.“
Deyv entgegnete darauf: „Wenn du schwer verwundet und für länger von keinem Nutzen wärst, ja es uns Zeit und Mühe kosten, sogar in Gefahr bringen würde, dich am Leben zu halten, würdest du dann wollen, daß wir dich allein zurücklassen oder töten?“
„Aber ihr wüßtet dann auch, daß ich, wenn ich erst wieder gesund wäre, von höchstem Wert für euch sein würde“, sagte der Yawtl.
Sloosh mußte wohl zu der Überzeugung gekommen sein, daß die niederen Geschöpfe mittlerweile genug gesprochen hätten. Er sagte: „Du haßt Feersh, weil sie einst über dich herrschte und du es nicht wagtest, dich gegen sie aufzulehnen. Sie beraubte dich auch deines Seeleneies, welches du nun wieder hast, und sie versuchte, dich zu töten. Aber wenn du an ihrer Stelle gewesen wärst, hättest du das gleiche getan. Also, wieso bist du in dieser Beziehung anders?
Der Unterschied besteht
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