Dunkel ist die Sonne
gänzlich unter Wasser. Es plagte sich weiter vorwärts, und kurz darauf zeigte die Neigung des Bodens an, daß es sich auf einem Steilhang befand. Nachdem die Shemibob noch eine Weile gewartet hatte, damit sie auch bestimmt hoch genug wären, öffnete sie die Tür. Phemropits Lichtfächer ließ etwa einen Meter vor ihnen einen ausgedehnten Felsvorsprung erkennen. Sie ging hinaus und wies dem Geschöpf den Weg bis unter den Vorsprung. Hier waren sie vor dem direkten Ansturm des Windes sicher, aber der Regen, der sich den Berg hinunter ergoß, bildete unter der Kante des Vorsprungs eine Art Vorhang; es war ein Wasserfall, der alles, was sich dahinter befand, unsichtbar machte.
Es kam eine weitere Ruhezeit. Sie aßen wenig, da sie nicht wissen konnten, wie lange sie noch festsitzen würden. Plötzlich begann der Wind nachzulassen, und der Regen hörte auf. Als dann der Wasserfall endlich soweit abgenommen hatte, daß es nur noch an einzelnen Stellen ein wenig rieselte, blickten sie den Berg hinunter. Die Wolken verloren allmählich ihr grimmiges Schwarz, und der helle Himmel hinter dem Schwarzen Tier ließ zur Linken die Silhouetten der Berge erscheinen. Sie konnten immer noch nicht allzuviel sehen, so daß sie sich wieder in das Fahrzeug begaben. Nach einer weiteren Ruhezeit waren die Wolken jedoch verschwunden, und es war ein so großer Teil des Schwarzen Tieres über sie hin weggezogen, daß sie die Lage überschauten.
In der Ferne ragte der obere Teil des Daches aus dem Wasser.
„Das Wasser kann nirgendwohin abfließen“, sagte Sloosh. „Es wird wohl verdampfen müssen. Inzwischen …“
„Wir könnten mit dem Schiff zu dem Haus hinfahren und aufs Dach klettern“, schlug die Shemibob vor. „Vielleicht sind obenauf Fenster.“
Der Yawtl und die Menschen stöhnten, erhoben aber keinen Einspruch, was auch sinnlos gewesen wäre. Die Shemibob löste das Schiff von Phemropits Rücken, nachdem dieses bis zum Wasser hinuntergefahren war. Dann wickelte sie das hauchdünne, leichte, aber sehr starke Seil noch ein Stück ab und klebte das, was sie nun abgewickelt in der Hand hielt, zusammen. Nachdem sie das eine Ende an Phemropit und das andere am Rumpf des Schiffes befestigt hatte, gab sie dem Geschöpf weitere, detaillierte Anweisungen. Die Tür wurde geschlossen, und die Passagiere ließen sich zu einer langen Fahrt auf dem Boden nieder.
Ab und zu öffneten sie die Tür, um sicher zu sein, daß sie sich in die richtige Richtung bewegten. Auch mußten sie sich davon überzeugen, daß das Seil lange genug war, damit sie auf der Wasseroberfläche blieben. Als Phemropit die Sohle des kleinen Tales erreichte, waren von dem Seil nur noch dreißig Zentimeter übrig. Das aber genügte.
Das Geschöpf, das seine Anweisungen genau befolgte, hielt an, als es sich längsseits neben dem Haus befand. Sie ließen Feersh mit dem Baby und den Tieren zurück im Schiff und kletterten auf das steile Dach. Auf halber Höhe zwischen Dachkante und Säule waren Fenster zu sehen, die genauso groß waren wie die in Bodenhöhe.
Sie stellten sich um eines herum und sahen hindurch. Unter ihnen war ein riesiger Raum, den das Gerät der Shemibob schwach erleuchtete. Die Wände waren kahl. Der Boden war staubbedeckt, und hier und da stand auf Postamenten etwas, was sie zuerst für grob aus Stein gemeißelte Säulen hielten.
Die Shemibob aber sagte: „Nein. Das waren einst Statuen aus Granit.“
Keiner reagierte darauf.
Sie fuhr fort: „Ist euch eigentlich nicht klar, was das bedeutet? Seht sie euch an. Man kann die Umrisse noch ungefähr erkennen. Ein paar von den Statuen stellten einst menschliche Wesen dar, andere wiederum irgendwelche anderen Zweibeiner, und wieder andere vierbeinige Wesen. Das da …“ Sie richtete das Licht darauf. „… war einst ein Vogel. Man kann noch erkennen, daß die vorspringenden Teile einmal Flügel darstellten.“
Sloosh begann zu summen, überlegte es sich dann aber anders.
Die Shemibob sprach mit einen Anflug von Erbitterung weiter. „Das waren aus Granit gemeißelte Statuen. Aber nun sind sie zerfressen. Obwohl es da drinnen keinen Wind gegeben hat. Ich bin sicher, daß die Luft da drinnen vollkommen stillsteht oder daß sie, falls sie sich doch bewegt, dies nur sehr langsam tut. Und ich wette, daß sich da drinnen seit der Erbauung des Hauses weder Temperatur noch Feuchtigkeitsgehalt geändert haben.
Aber der feste Granit ist zerfallen und zerfressen, als wäre er eine halbe Ewigkeit lang
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