Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dunkel ist die Sonne

Dunkel ist die Sonne

Titel: Dunkel ist die Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip José Farmer
Vom Netzwerk:
Sonne, Wind, Sand und extremen Temperaturunterschieden ausgesetzt gewesen.
    Könnt ihr euch jetzt vielleicht vorstellen, wie alt dieses Haus ist?“
    Sie waren von Ehrfurcht ergriffen.
    Die Shemibob hatte noch ein Gerät in ihrem Beutel. Sie klappte es zu etwas auseinander, das wie die eine Hälfte eines durchgeschnittenen Eies aussah, bei dem die Schnittfläche mit einer silbernen Scheibe abgedichtet worden war. Aus diesem Artefakt ließ sich wiederum ein Dreifuß herausklappen. Sie stellte nun die drei Beine gegen das Fenster, wobei das runde Ende des Eies nach unten wies. Die Scheiben an den Enden der Beine hafteten auf dem durchsichtigen Material.
    Sie drehte an einer kleinen Wählscheibe an der Seite. Am flachen Ende des Geräts erschien darauf ein Bild. Sie verstellte die Scheibe ein wenig, und die Gegenstände in der Mitte des Raums wurden groß und klar.
    Da war ein riesiger Block aus einem dunklen Stoff, dem gleichen, unveränderlichen Stoff, aus dem das ganze Haus bestand. Zwölf Stufen führten hinauf zu einem großen Sessel aus dem gleichen Material. Er hatte eine hohe Rückenlehne und mit Mustern bedeckte Seitenlehnen. Deyv konnte sie nicht genau sehen, weil der Blickwinkel zu ungünstig war, und außerdem, weil die Arme der Person, die in dem Sessel saß, sie zum Teil verdeckte.
    Der Mann saß steif, gerade aufgerichtet und unbeweglich da und starrte geradeaus.
    Deyv beschlich irgendwie das Gefühl, daß der Mann in die Ewigkeit, vielleicht in die Unendlichkeit sah.
    Er trug eine scharlachrote, mit weißem Pelz besetzte Mütze. Die lang herabreichende, mit Quasten geschmückte Spitze lag hinter dem Kopf an der Rückenlehne des Sessels. Darunter kam ein breites, rundes Gesicht mit einer roten Nase, roten Wangen und roten Lippen. Die dicken Augenbrauen waren weiß wie das lange Haar, das unter der Mütze hervorquoll.
    Ein langer und dicker weißer Bart fiel über einen großen, runden Bauch bis zum Gürtel hinab. Die Jacke war scharlachrot mit weißem Pelzbesatz. Der Gürtel war breit und schwarz. Die Hosen waren scharlachrot. Die wadenhohen Stiefel waren scharlachrot mit weißen Pelz an den oberen Enden. Am dritten Finger der linken Hand war ein einfacher, goldener Ring.
    „Sieht ganz schön naturgetreu aus“, kommentierte Sloosh. „Das müßte aber aus dem gleichen Material wie das Haus selbst sein.“
    „Ich bin mir nicht so sicher, daß das nur eine Statue ist“, sagte die Shemibob.
    Deyv hätte am liebsten alles sofort stehen- und liegengelassen. Wäre er allein gewesen, hätte er es vielleicht auch getan. Allerdings wäre er von allein auch nicht auf den Gedanken gekommen, daß es sich um irgend etwas anderes als eine Statue der Alten handeln könnte.
    „Warum sagst du so etwas?“ fragte Sloosh.
    „Es ist kein Staub drauf. Außerdem …“
    Sie drehte das Gerät so, daß sie den Fußboden vor dem Block sehen konnten. Im Staub zeichneten sich Fußspuren ab. Sie führten von dem Block weg und wieder darauf zu.
    „Laßt uns von hier weggehen!“ sagte der Yawtl.
    Niemand sagte etwas, aber Deyv fragte sich, ob die anderen wohl auch ein Prickeln auf der Haut verspürten.
    Die Shemibob bewegte das Gerät nun so, daß sie auf dem Schirm die dünne Tafel sehen konnten, die hinter dem Block aufragte. Diese trug einen gigantischen gelben Pfeil, der mit dem einen Ende an einem Knauf in der Mitte der Tafel befestigt war. Rund um den Pfeil waren kreisförmig und in gleichen Abständen ganz kleine Zeichen angeordnet. Diese überraschten Deyv und vergrößerten sein Unbehagen noch. Es waren die gleichen Zeichen wie die, die am Himmel schwebten. Sie waren so angeordnet, als ob das Zeichen ganz oben das erste sein sollte und die folgenden nach rechts gelesen werden sollten.
    Etwas links unterhalb des obersten Zeichens war ein Knauf. Die Spitze des Pfeils ruhte auf diesem Knauf.
    „Aha!“ sagte die Shemibob laut.
    Einen Augenblick später sagte Sloosh: „Jetzt weiß ich, was du meinst.“
    Deyv fragte, wovon sie eigentlich redeten.
    „Der Zeiger und die Figuren stellen ein Thrigz dar“, erklärte er. „Eure Sprache besitzt kein Wort dafür. Es ist eine Maschine, die den Ablauf der Zeit angibt.“
    „Sei still“, sagte die Schlangenzentaurin. „Ich zähle gerade.“
    Als eine lange Zeit verstrichen war, blickte sie von dem Schirm auf. „Eintausendundfünfzig Zeichen“, erklärte sie. „Genauso viele, wie über der Erde erschienen sind, seit ich hier bin und vermutlich schon lange, lange vorher.

Weitere Kostenlose Bücher