Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dunkel ist die Sonne

Dunkel ist die Sonne

Titel: Dunkel ist die Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip José Farmer
Vom Netzwerk:
lernte die Sprache des Stammes schnell. Nach einer gewissen Zeit gelang es ihr, das Entsetzen der Frau ein wenig zu mildem. Als sie dann der Frau erlaubte, auf Drossel aufzupassen, faßte diese noch mehr Vertrauen zu ihr.
    Be’nyar sagte, daß ihr Stamm sich Chaufi’ng nannte, was „Das Volk“ bedeutete. Das Götzenbild stellte keinen Gott, sondern den Gründer des Stammes Tsi’kzheep dar. Sie kannte keine Götter. Für sie gab es nur Naturgewalten, und zwar einige gute, einige schlechte und einige unbedeutende. Die Welt war von einem Vogel, von Ngingzhkroob, geschaffen worden, oder besser gesagt, der Vogel hatte ein erstes Ei gelegt, aus dem fast alles, was lebte, geschlüpft war, Tsi’kzheep eingeschlossen.
    Und wann sie sie wieder freilassen würden?
    Bald, versprach Vana. Sie erzählte der Frau auch, daß die Welt bald untergehen werde. Aber daß die Stämme in der Gegend durch das Tor in eine junge Welt gehen und auf diese Weise gerettet werden könnten.
    Be’nyar zitterte und sagte, daß das flimmernde Etwas eine böse Macht sei. Es war tabu – wie Sloosh bereits vermutet hatte –, und ihr Volk würde niemals den Mund dieser Macht betreten. Es wäre Selbstmord; die Macht würde sie verschlingen.
    Vana sagte Be’nyar, daß das nicht stimmte. Sie sei schon einmal durch eine flimmernde Stelle hindurchgegangen, und ihr sei nichts geschehen. Be’nyar hörte ihrer Geschichte höflich zu – es blieb ihr auch nichts anderes übrig –, aber es war klar, daß sie Vana für eine Lügnerin hielt.
    Deyv, der dem Gespräch gelauscht hatte, erfuhr, daß die Chaufi’ng glaubten, sie könnten sich erfolgreich gegen alle Feinde verteidigen und glücklich leben, solange sie die Statue des Tsi’kzheep in ihrem Besitz hatten und diese unversehrt blieb.
    Er bat Vana, der Frau zu sagen, daß Tsi’kzheep beim Kampf gegen die Rotohren versagt habe.
    Be’nyar erwiderte entrüstet, daß Tsi’kzheep sie schon losgeworden wäre, wenn er sich die Mühe gemacht hätte. Aber er sei wegen irgend etwas auf den Stamm zornig gewesen. Worum es sich genau handelte, war noch nicht bekannt, aber der Schamane sei dabei, es zu untersuchen.
    Deyv entschloß sich, in ihrer Sprache zu reden. Das war die einzige Möglichkeit, sie jemals fließend zu lernen.
    „Wenn wir die Rotohren töteten – würde dein Volk uns dann als Freunde betrachten?“
    Er mußte das Gesagte langsam wiederholen, damit sie ihn verstand.
    Sie antwortete: „Ich weiß es nicht. Vielleicht wäre das für Tsi’kzheep eine Beleidigung, vielleicht aber auch nicht. Ihr müßtet den Schamanen fragen.“
    Weitere Fragen ergaben, daß die Zeit-des-Handels nach dem nächsten Durchlauf des Schwarzen Tieres beginnen würde. Sechs Stämme trafen sich am Platz-des-Handels. Dieses Mal waren die Chaufi’ng an der Reihe, bei dem Treffen die Gastgeber zu spielen. Eine Verkehrssprache, die von allen verstanden würde, gab es nicht. Statt dessen benutzte man eine Zeichensprache.
    Deyv stöhnte. Noch eine Sprache, die er würde lernen müssen! Aber es mußte sein, wenn er seinen so plötzlich gefaßten Plan wirklich ausführen wollte.
    Er rief die anderen beiseite und erzählte ihnen, was er sich ausgedacht hatte.
    Die Shemibob meinte daraufhin: „Das könnte klappen. Man sollte den Aberglauben in einem Volk nie bekämpfen, sondern sich immer für die eigenen Zwecke zunutze machen. Normalerweise geschieht das leider aus schlechten oder egoistischen Motiven; in diesem Falle wird es einem guten Zwecke dienen.“
    In der folgenden Ruhezeit weckte Vana die andern auf, weil bei ihr die Wehen einsetzten. Um bei Be’nyar das Gefühl zu verstärken, daß sie ihr nichts Böses wollten, wurde ihr erlaubt, bei der Entbindung zu helfen. Ein hübsches Mädchen wurde geboren. Alle außer Drossel waren glücklich darüber. Kurz nachdem das Kind gewaschen worden war, brachten die Eltern es auf den Hügel und gaben ihm seinen geheimen Namen. Der andere Name, der allgemein bekannt sein sollte, war Keem.
    Deyv brach mit der Shemibob, Sloosh und Jum zusammen auf, um nach dem Bau der Rotohren zu suchen. Er nahm Be’nyars Seelenei mit, um sicherzugehen, daß sie nicht weglaufen würde, solange die vier nicht da waren. Es war allerdings unwahrscheinlich, daß sie einen Fluchtversuch machen würde, da Aejip ein Auge auf sie hatte. Aber Deyv wollte kein Risiko eingehen.
    Sie kehrten zurück, ohne ein einziges Rotohr gesichtet zu haben. Beim nächsten Ausflug sahen sie, wie eines gerade den Stamm eines

Weitere Kostenlose Bücher