Dunkel ist die Sonne
damals.“
„Du hast keine Ahnung, warum der Yawtl uns die Eier und dir den Kristall weggenommen hat?“ fragte Deyv.
„Ich könnte den Grund herausfinden, wenn ich die Spuren des Diebs zurückverfolgen würde und diese Spuren nicht allzu schnell verblassen. Das wäre aber ganz unsinnig. Wenn wir ihn stellen und dann fragen, warum er es getan hat, geht alles viel schneller. Ich könnte auch mit meinen Pflanzenbrüdern Kontakt aufnehmen und auf diese Weise den Grund herausfinden. All das würde aber sehr lange dauern. Außerdem brauche ich dazu den Kristall.“
Dann verfiel der Archkerri in eine Träumerei, aus der er nicht geweckt zu werden wünschte. Ein Teil seines Bewußtseins mußte aber doch weiterhin mit der Außenwelt in Verbindung gestanden haben, denn er kam nicht einmal vom Wege ab. Und als man ihm Obst anbot, streckte er die Hand aus und steckte es sich in den Mund.
Deyv wollte von Vana wissen, wieso die Stämme ihres Landes Sloosh nicht angegriffen hatten, als er das erste Mal aufgetaucht war.
„Wir glaubten, er sei ein Dämon oder vielleicht ein Gott oder eine Göttin in fremder Gestalt“, antwortete sie. „Als wir dann herausgefunden hatten, daß er weder das eine noch das andere war, wußten wir bereits, daß er nicht gefährlich war. Außerdem erzählte er uns vieles, was wir interessant fanden.“ Sie machte eine Pause und fuhr dann fort: „Manches von dem, was er erzählte, war auch erschreckend. Zum Beispiel, daß die Welt bald untergehen wird.“
9
Sie sagte dies so ruhig, daß Deyv nicht sicher war, ob er sich nicht verhört hatte.
„Was meinst du? Die Welt wird untergehen? Wie? Wann?“
„Frage Sloosh. Er weiß alles. Ich selbst kann es nicht so genau sagen.“
Der Archkerri war auch willens, ihn aufzuklären. Es vergingen jedoch eine ganze Reihe von Gesprächen, bis Deyv sich das, was er ihm beschrieb, vorstellen konnte. Und selbst danach war er nicht sicher, ob die Bilder in seinem Geist der Wirklichkeit entsprachen.
Dies sagte er Sloosh, und jener entgegnete darauf: „Niemand, nicht einmal ich, kann die Wirklichkeit sehen. Unsere Sinne filtern sie für uns, damit wir uns ein Bild von ihr machen können. Wir bauen uns etwas auf, das wir verstehen können. Die wahre Wirklichkeit zu sehen, das heißt, ihre Totalität, erfordert den Geist desjenigen, der sie geschaffen hat. Wenn jemand sie geschaffen hat.“
Deyv verstand dies nicht, und er war sich nicht einmal sicher, ob Sloosh selbst es verstand. Egal. Er war jedenfalls überzeugt, daß das, was Sloosh ihm erzählt hatte, daß also der Ausschnitt der Wirklichkeit, den er ihm beschrieben hatte, wahr war. Wenigstens war er so schlau, Sloosh nichts davon merken zu lassen, denn der Archkerri hätte unweigerlich eine lange Abhandlung über die Natur der Wahrheit folgen lassen.
Laut Sloosh war die Welt zu Beginn ein unvorstellbar großer Feuerball und eine ebenso unvorstellbar große Menge leeren Raumes gewesen. Wirklich leer, mit nichts, absolut nichts, nicht einmal einem Staubkörnchen, darin. Oder vielleicht war es auch so gewesen, meinte Sloosh, daß nur der Feuerball existiert und dieser die gesamte Materie enthalten hatte. Was bedeutete, daß es ringsum nur ein winziges Bißchen leeren Raums gegeben haben konnte – wenn überhaupt. Dann, als der Ball explodierte, schuf seine Masse den Raum, während sie sich nach außen hin ausdehnte. Oder vielleicht dehnte sie sich auch nach innen hin aus. Wenn es keinen Raum gab, dann gab es natürlich auch kein Innen oder Außen.
Ob der Raum nun geschaffen wurde, als der Ball nach außen oder innen explodierte, oder ob es schon ein gewaltiges Nichts gegeben hatte, in dem es explodieren konnte, spielte gar keine Rolle. Außer für Sloosh und seinesgleichen. Wichtig war allein die Tatsache, daß der Ball bei der Explosion auseinandergerissen wurde.
„War der Ball zu jenem Zeitpunkt schon glühend?“ fragte Deyv.
„Dazu komme ich noch. Ich bitte um etwas Geduld.“
Die durch die Explosion ausgestoßene Masse wurde um so dünner, je länger sie durch den Raum flog. Sie kühlte ab und wurde zu Staub. Einige dieser Staubteile waren größer als andere. Sie zogen kleinere Stücke an, und viele bildeten allmählich größere Körper. Diese zogen wiederum Teile an. Mit der Zeit dehnten sich die Staubteile im ganzen Raum aus, und die größeren unter ihnen versammelten mehr und mehr Materie um sich, bis der sie umgebende Raum von fast jeglicher Masse entleert war.
Von diesen
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