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Dunkel ist die Sonne

Dunkel ist die Sonne

Titel: Dunkel ist die Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip José Farmer
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gestellt hatte, verstand Deyv soviel, daß es sich bei den Spuren um solche der Psyche handelte. Als er soweit war, daß er sich mit Sloosh unterhalten konnte, fragte er nach weiteren Einzelheiten.
    „Ja. Was Vana gesagt hat, ist alles wahr. Ihr Menschen tut mir wirklich leid. Eure Welt muß sehr blaß und vergleichsweise uninteressant sein. Ich sehe nicht nur das, was ihr seht – und mit weit mehr Verstand, möchte ich wohl behaupten –, sondern ich sehe auch erheblich mehr. Meine Welt ist erfüllt von den Formen des Gegenwärtigen, aber auch des Zukünftigen. Sie ist ganz erfüllt von den Mustern dieser Abdrücke, die Muster von atemberaubender Schönheit und Vielfalt sind. Das brauche ich natürlich nicht erst sagen. Ich meine, Vielfalt ist schließlich gleich Schönheit und Schönheit gleich Vielfalt.“
    Sloosh hielt einen Moment inne und fuhr dann fort: „Vana irrt sich, wenn sie sagt, daß diese Formen alle rötlich aussähen. Ich habe ihr gesagt, daß die Abdrücke des Diebs rötlich sind. Aber jede Lebensform hinterläßt ihre eigene Farbe. Ich sehe Hunderte von Farbtönen und Farbabstufungen. Die Abdrücke des Diebs sind nicht wie Fußabdrücke, sondern sehen aus wie ein einziger fortlaufender Abdruck, alle miteinander verbunden, wie tausend Yawtl, die alle eng hintereinanderstehen. Tausend Yawtl, die doch alle nur einer sind. Alle blaßrot. Durchsichtig und doch deutlich sichtbar.“
    „Du und Vana, ihr habt allerdings ein blasses Rot, das mit schillernden grünen, scharlachfarbenen und schwarzen Strichen durchwirkt ist, und jeder hat das Muster seiner Gattung und ist doch zweifelsfrei ganz individuell. Eure Formen ziehen sich hinter euch her wie riesige Raupen, die zum Ende hin blasser werden. Ein Ende, das ich natürlich nicht sehen kann, weil es über den Horizont hinausreicht. Aber wenn ich eure Spuren zurückverfolgen müßte, könnte ich viele Ruhezeiten lang gehen, bevor eure Eindrücke ganz verschwunden wären.“
    „Schade, daß ihr sie nicht auch sehen könnt. Aber so ist das. Manche Lebensformen haben eben die Fähigkeit und andere nicht.“
    Deyv ärgerte sich etwas über Slooshs Selbstgefälligkeit, seine Überheblichkeit. Er ließ sich seinen Ärger jedoch nicht anmerken. Er brauchte den Archkerri.
    „Dann werden wir den Dieb ganz leicht einholen können?“
    „Das habe ich nicht gesagt. Ich habe nur gesagt, daß wir imstande sein werden, seinen Abdrücken zu folgen. Aber es kann sein, daß er irgendwohin geht, wohin wir ihm nicht folgen können. Vielleicht werden wir auch von irgendeinem Tier getötet. Oder wir …“
    Deyv entfernte sich. Der Archkerri redete immer so gewunden über Dinge, die die Menschen für selbstverständlich ansahen oder nicht aussprachen, weil das unnötig war.
    Auch war Sloosh durchaus nicht so überlegen, wie er tat. Erstens einmal war er sehr langsam. Entweder wollte oder konnte er nicht so schnell laufen wie seine Kameraden. Er ging in seinem eigenen Tempo. Die Bitten der anderen, doch etwas schneller zu gehen, ignorierte er. Deyv machte dies eine Zeitlang nervös, weil der Yawtl mit jeder Ruhezeit mehr an Vorsprung gewann. Nach einigem Überlegen hatte er sich jedoch wieder beruhigt. Wenn es auch länger dauern würde, den Dieb zur Strecke zu bringen, machte doch der Archkerri die Gefangennahme unausweichlich. Seine Gegenwart ließ es ihnen als unzweifelhaft erscheinen, daß sie seine Spur nicht aus den Augen verlieren würden.
    Dennoch stellte die Zeit, die Sloosh zur Nahrungssuche und zur Aufnahme derselben benötigte, Deyvs Geduld hart auf die Probe. Der Mund des Archkerri war unter den Blättern an der sogenannten Brust des Oberkörpers verborgen. Als er das merkte, war Deyv zunächst schockiert. Es war ihm grotesk und auch ein wenig erschreckend erschienen. Seine Großmutter hatte ihm einst von einem Ungeheuer erzählt, das, anders als Sloosh, die Gestalt eines Menschen besaß, dessen Mund sich aber an der Brust befand und dessen Nahrung sich ausschließlich auf die Kinder von Menschen beschränkte. Als Kind hatte man Deyv damit gedroht, wenn er sich nicht ordentlich benahm.
    Sloosh pflegte Fleisch zu essen, das verfaulteste Aas mit eingeschlossen. Meistens aber aß er Obst und Gemüse, und das in rauhen Mengen. Um die Nahrungssuche zu beschleunigen, durchstöberten die beiden Menschen den Rand des Dschungels. Sie hatten sich aus Rohr einige Körbe geflochten, in denen sie die Früchte aufbewahrten. Auf diese Weise kamen sie schneller voran und

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