Dunkel ist die Sonne
hundert menschliche Krieger, die sämtlich Tücher aus feuchtem Feigenbast über Nase und Mund trugen, waren mit den Hügelwesen in einen Kampf verwickelt. Sie besaßen die helle Haut, die dünnen Lippen und das gelbe Kraushaar von Vanas Stamm. Deyv vermutete, daß sie drei verschiedenen Stämmen angehörten, die sich lediglich für den Angriff zusammengetan hatten. Ein Drittel von ihnen trug einen Kopfschmuck aus Federn, ein weiteres Drittel mit Hörnern versehene Pelzmützen und der Rest hohe, kegelförmige Hüte aus geflochtenem Schilf. Alle führten sie Schilde mit den jeweiligen Stammesabzeichen mit sich, und sie kämpften mit Speeren, Äxten und Dreschflegeln. Einige trugen Schlingen bei sich, aber diese Krieger blieben so lange hinter den anderen zurück, bis einer von den pelzigen Zweibeinern angegriffen wurde. Dann stürzten auch sie hinzu und warfen die Schlingen über den Gefangenen, fesselten ihn damit und schleppten den sich heftig Wehrenden an den Rand der Lichtung.
„Die Athmau“, sagte Deyv. „Von denen habe ich schon gehört, wenn sie auch weit von meinem Stamme entfernt leben. Mein Großvater hat einmal erzählt, daß er einst einen mitgebracht hat.“
Er bemerkte den moschusartigen Geruch und meinte: „Dieser sonderbare Duft kommt von den Athmau. Wir täten besser daran weiterzuziehen.“
Sloosh war wie gewöhnlich neugierig. „Warum die Gesichtsmasken?“
„Die Athmau geben einen Duft ab, der denjenigen, der ihn einatmet, sehr glücklich aber auch sehr träge macht. Deshalb greifen die Stämme auch an. Sie wollen die Athmau in ihre Dörfer bringen, wo sie sie in Käfige stecken und sich an ihnen erfreuen. Der Haken ist nur der, daß sich die Athmau in Gefangenschaft nicht vermehren und daß sie zu schnell sterben.“
Etwa zehn der kleinen Tiere lagen nebeneinander in den Schlingen; fünf der Krieger hielten bei ihnen Wache. Ihre Häscher aber hatten für sie bezahlt. Die Giftschlangen hatten vier Männer niedergestreckt, und die langen Kiefer der Ameisengeschöpfe hatten sechs schwer verwundet und drei getötet. Und die Athmau mit ihren Klauen hatten fünf zu Boden geworfen und zerrissen.
„Warum bleiben sie nicht einfach in ihrem Hügel?“ fragte Vana.
„Weil sie dann ausgeräuchert würden. Das wissen sie, und darum kommen sie heraus und kämpfen. Das hat mir jedenfalls mein Großvater erzählt.“
Die Männer waren mittlerweile zahlenmäßig sechs zu eins unterlegen. Obwohl die Dreschflegel die Ameisentiere zermalmten und die Speere die Schlangen durchbohrten, waren nicht genug Männer vorhanden, um den Hügelwesen Einhalt zu gebieten. Ein großer Krieger in orangefarbenem Kilt – er war der einzige, der auf diese Weise unter all den Angreifern derartig auffiel – ließ auf einer Knochenpfeife einen durchdringenden Ton erschallen. Gleich darauf wandten sich die Krieger ab und rannten auf den Dschungel zu. Die gefangenen Athmau nahmen sie mit.
Einer der pelzigen Zweibeiner wurde jedoch noch von zwei Männern weiterverfolgt. Er rannte genau auf das Versteck der fünf Wanderer zu.
Deyv sagte: „Lauft schnell!“
Es war zu spät. Bevor sie wieder den Pfad erreicht hatten, war der Athmau durch das Laub gebrochen und mitten unter ihnen. Hinter ihm kamen die beiden Krieger. Einer von ihnen schleuderte seine Axt und erwischte das Tier mit der stumpfen Seite am Hinterkopf. Es war ein meisterlicher Wurf, der genau das bewirkte, was er hatte bewirken sollen. Er betäubte den Athmau, der Deyv vor die Füße fiel.
Aejip sprang dem Werfer der Axt an die Gurgel. Jum schnappte sich das Bein des anderen, der den Speer erhoben hatte, um ihn dem Hund in den Rücken zu stoßen. Vana kam ihm zuvor, indem sie ihm mit der scharfen Kante ihrer Axt auf den Kopf schlug. Dann jagte sie dem anderen Krieger den Tomahawk in die Schläfe. Aejip besorgte den Rest.
Inzwischen hatte sich Deyv mit dem Athmau in den Armen hingesetzt. Er wiegte ihn liebevoll hin und her und sah dabei zufrieden und verträumt aus.
Vana wollte auf ihn zugehen. Sloosh aber summte ihr zu: „Halt! Der Duft hat ihn erwischt! Komm ihm nicht zu nahe, ich mache das schon!“
Der Archkerri griff nach dem immer noch halb bewußtlosen Tier. Deyv drückte es noch fester an sich. Sloosh befahl: „Loslassen!“
Er hob den Athmau hoch, während Deyv ihn weiter umklammert hielt. In diesem Augenblick kam ein weiterer Krieger, der aus einem dutzend Wunden blutete, durch den Sumpf gewankt. Aejip sprang ihn an, und schreiend ging der Mann
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