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Dunkel ist die Sonne

Dunkel ist die Sonne

Titel: Dunkel ist die Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip José Farmer
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Familie und die gefangenen Tharakorm mit Nahrung versorgt.
    Deyv, der beobachtet hatte, wie die Fühler hervorkrochen, um das Fleisch zu packen, oder wie Riesenstachel sich bereitmachten, es aufzuspießen, hielt die Fütterung für einen Fehler im System der Sandfallen. Ein im Wald sich aufhaltender Beobachter würde so den Aufenthaltsort der Shishvenomi, wie Hoozisst die Sandungeheuer bezeichnete, bemerken und daraufhin den Fallen ausweichen können. Aber dazu mußte er allerdings schon ein sehr gutes Gedächtnis haben.
    Hoozisst hatte ihnen ebenfalls erzählt, daß die Shishvenomi nicht sehr oft Nahrung benötigten. Sie gingen so lange in eine Art Winterschlaf, bis ihre Sinnesorgane Schwingungen an der Oberfläche registrierten. Dann wurden sie hellwach, um nach dem Essen – oder, wenn ihnen die Beute entgangen war, ohne Essen – wieder in Schlaf zu fallen.
    Deyv hatte gefragt, warum die Sklaven nicht versuchten zu fliehen.
    „Sie haben gar kein so schlechtes Leben“, hatte Hoozisst geantwortet. „Und sie sind die Abkömmlinge von Sklaven. Bereits Feershs Ur-Urgroßmutter nahm ihre Vorfahren gefangen. Tatsächlich verehren sie Feersh sogar als Göttin und bringen ihr Opfer dar. Wenn die Bevölkerungszahl zu sehr wächst, verringern sie sie wieder, indem sie die nutzlosen alten Leute und jene kleinen Kinder, die keine ordentlichen Seeleneier haben, töten.“
    Das Schicksal der kleinen Kinder war Deyv gleichgültig, da sein Stamm den gleichen Brauch hatte. Aber was man den alten Leuten widerfahren ließ, empörte ihn. „Diese Sklaven sind ja Tiere! Sie verdienen ja gar nichts anderes!“
    Der Yawtl hatte gelächelt, aber nichts darauf gesagt.
    Nun, da er dabei war, die Khratikl zu beobachten, fühlte sich Deyv nicht mehr so abgestoßen. Es kam ihm so vor, als habe Feersh vielleicht doch das Richtige getan. Immerhin würden die Sklaven, wenn sie zu zahlreich würden, hungern müssen. Und sie konnten die Alten schließlich nicht einfach in den Dschungel jagen, damit sie für sich selbst sorgten. Da war es tatsächlich besser, ja menschenfreundlicher, ihnen ein solches Schicksal zu ersparen.
    Vielleicht hatte er die Hexe falsch beurteilt. Konnte denn jemand, der einen solchen Wald hervorgebracht hatte, einen so wunderbaren Ort, wirklich schlecht sein? Das war unwahrscheinlich. Und wenn sie gar keine Hexe, sondern eine gute Zauberin war, dann war vielleicht auch ihr Motiv für den Eierdiebstahl gut. Möglicherweise hatte sie den Bestohlenen etwas Gutes tun wollen, und das war sogar sehr wahrscheinlich. Da diese jedoch wegen ihres schlechten Rufes – zweifellos die Folge der Lügen, die ihre Feinde über sie verbreiteten – mit ihren Eiern kaum freiwillig zu ihr gekommen wären, hatte sie den Yawtl die Eier stehlen lassen. Auf diese Weise hätten die Betroffenen ihm nachspüren und bis zu Feersh folgen müssen. Und dann hätte sie ihnen erklärt, warum sie etwas getan hatte, was ihnen nur deshalb als so furchtbar erschienen war, weil sie ihr wahres Motiv nicht kannten.
    Hatte der Yawtl nicht gesagt, er habe darauf geachtet, daß seine Verfolger die Spur nicht aus den Augen verloren? Wenn er Deyv und seinen Gefährten keine sehr deutlichen Spuren hinterlassen hatte, so war dies nur deshalb geschehen, weil er Sloosh bei ihnen gewußt hatte. Im Gegensatz zu der Behauptung des Pflanzenmenschen war Hoozisst Slooshens Fähigkeit des psychischen Spurenlesens sehr wohl bekannt. Deyv konnte nicht genau sagen, in welchem Zusammenhang dies mit seinem immer stärker werdenden Glauben stand, daß Feersh gegen sie nichts Böses im Sinne habe, aber er war sicher, daß es sein Urteil über sie bestärkte.
    Er verstand allerdings nicht, warum Feersh die gefährlichen Shishvenomi ihnen hatte auflauern lassen. Ein Akt der Freundlichkeit war das gewiß nicht gewesen. Aber sie konnte auch dafür vortreffliche Gründe haben. Vielleicht hatte sie die ungeeigneten Bewerber für die Wohltaten, die sie für sie vorgesehen hatte – welche auch immer dies sein mochten –, aussortieren wollen. Deyv und seine Begleiter hatten sich jedenfalls als würdig erwiesen.
    Da sie nun schon einmal so weit gekommen waren und das Ziel in Sicht war – warum sollten sie eigentlich nicht aus ihrem Versteck herauskommen und sich zeigen?
    Gesagt, getan. Jedenfalls beinahe. Er mußte nur noch mit seinen Kollegen reden, um festzustellen, ob sie dafür oder dagegen waren. Falls sie dagegen waren, was kaum sein konnte, da Deyvs Logik zwingend war, würde er

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