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Dunkel ist die Sonne

Dunkel ist die Sonne

Titel: Dunkel ist die Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip José Farmer
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Nachdem du Gelegenheit gehabt haben wirst deinen Mut zu beweisen, indem du während der Marter nicht schreist.“
    „Vielleicht war ich doch zu bescheiden“, sagte der Yawtl.
    Mit ausdruckslosem Grinsen verließ der Schamane die Hütte.
    Das Training begann sofort. Nach sechs Ruhezeiten hatten die Gefangenen gerade damit angefangen, die K ä fer unter Kontrolle zu bringen. Blauvogel-Frau sagte, daß sie nach weiteren zehn Ruhezeiten genug Übung haben müßten.
    Inzwischen hatte Sloosh von einem Wächter etwas e r fahren, was ihn in helle Aufregung versetzte. Die anderen fanden es nur leidlich interessant. Was ging es sie an, ob in einer Entfernung von einem nur drei Ruhezeiten da u ernden Marsch landeinwärts ein See war? Oder daß er in einem Krater entstanden war, den ein gewaltiger Meteor verursacht hatte?
    „Er ist vor vielen, vielen menschlichen Generationen heruntergekommen“, sagte der Archkerri. „Die verschi e denen denkenden Wesen hatten damals hochentwickelte Kulturen, wenn sie auch nicht annähernd so hoch en t wickelt waren wie die der Alten, die die Erde bewegten und den Mond und die großen äußeren Planeten in kleine Sonnen verwandelten.
    Wenn sie nämlich so hoch entwickelt gewesen wären, hätten sie den Meteor lange vor seinem Zusammenstoß mit der Erde vom Kurs abbringen oder vernichten kö n nen. Dieser hier kam ganz in der Nähe herunter, und die folgende Explosion und das Erdbeben verbrannte oder entwurzelte auf der halben Landmasse die Wälder. Ein Viertel des Tierbestandes wurde getötet, und alle großen Städte wurden verwüstet. Innerhalb weniger Minuten waren die Kulturen zerstört. Und die wenigen Überl e benden wurden zu Barbaren. Sie vergaßen, was sie an Kenntnissen gehabt hatten, und auch die Nachkommen erreichten den vorherigen Wissensstand nie wieder. Die Küstenlinie hier wurde aufgerissen, und das Meer ergoß sich in den noch heißen Krater. Aber seitdem haben kle i nere Erschütterungen den Meeresboden angehoben, und eine neue Küste hat sich gebildet.“
    „Es gibt bei jedem Stamm eine Legende darüber“, bemerkte Vana, „obwohl die Gründe für diese Erschütt e rungen und die weiteren Einzelheiten sehr unterschie d lich dargestellt werden.“
    „Ich bin überrascht, daß man sich an diese Dinge nach so langer Zeit überhaupt noch erinnert. Aber andererseits war der Sturz des Meteors so schlimm, daß sich leichte Spuren des Ereignisses noch bis heute erhalten haben. Auf meine Brüder, die Bäume und Gräser, hat es gerad e zu betäubend gewirkt. Ihre Erinnerungen sind ve r schwommen, verzerrt. Die Pflanzen haben alle einen Schock erlitten, und viele Arten sind sogar daran gesto r ben. “
    „Wie dem auch sei, der Gott befindet sich am Rande dieses alten Kraters. Es wird mir ein Vergnügen sein, den See persönlich zu sehen und nicht nur durch das Prisma.“
    „Ein kurzes Vergnügen“, bemerkte der Yawtl säuerlich.
    Der gefürchtete Zeitpunkt trat schließlich ein. Die G e fangenen wurden mit Ausnahme der beiden Tiere aus der Hütte geholt und schwarz angemalt. Die Katze und der Hund würden gegessen werden, so sagte der Schamane, sobald die Stammesleute zurückgekehrt wären. Deyv bat um Erlaubnis, Jum und Aejip Lebewohl sagen zu dürfen. Sie wurde ihm verweigert. Weinend und nach den Tieren rufend wurde Deyv weggetragen. Auch Vana weinte, aber sie schwor, daß sie zurückkommen und sie befreien würden. Jum heulte, und Aejip warf sich fauchend gegen die Tür.
    Mit auf dem Rücken gefesselten Händen und aneina n dergebundenen Knöcheln wurde jeder von ihnen auf eine besondere, leuchtend bunt bemalte und mit vielen Federn geschmückte Sänfte gelegt. Vier Männer hoben jeweils eine hoch. Zu wilder Musik und pfeifenden Stimmen wurden sie dann durch das Tor aus der Einfriedung g e tragen. Drei Ruhezeiten später erreichten sie das Ende der Reise.
    Im Schein von hundert Fackeln erkannten sie, daß sie sich oben auf einem langen, sanft abfallenden Hang b e fanden. Dieser flachte sich zu einem steinigen Ufer hin ab, hinter dem offenes Wasser begann. Am Ufer standen fackeltragende Tsimmanbul, und andere waren über den ganzen Hang verteilt. Gewaltige Felsblöcke, halb im B o den vergraben, säumten den Kamm; andere ragten hier und da empor.
    Hohe Bäume mit dicken Stämmen wuchsen in großen Abständen auf dem Hügel. Ein Baum jedoch, der ung e fähr fünfzig Meter von der Spitze des Hügels entfernt war, war vollkommen entwurzelt. Das hatte nicht die Erosion getan.

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