Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dunkel ist die Zukunft

Dunkel ist die Zukunft

Titel: Dunkel ist die Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
Erfahrung damit, ganze Welten zu versklaven. Viele Menschen leben relativ frei, aber sie achten scharf auf gewisse Dinge. Sie haben mit den Wastelandern gesprochen? Dann wissen Sie, wie die Welt aussieht. Moron herrscht, und Moron weiß alles. Sie kontrollieren die Schulen. Sie haben Bücher verboten und das Erzählen alter Geschichten. Es ist nicht erlaubt, einen Kalender zu führen. Oder eine Uhr zu besitzen.« »Aber warum?« wunderte sich Skudder. Niles lächelte. »Ein Volk ohne Geschichte ist weniger gefährlich«, antwortete er. »Es gibt nichts, worum sie kämpfen würden, wenn sie glauben, daß es schon immer so war. Und es gibt nichts, wofür sie sterben würden, ohne eine Geschichte.« »Aber es gibt die Rebellen.« Niles seufzte. »Die hat es immer gegeben. Unzufriedene und Querulanten. Aber sie sind harmlos. Moron läßt sie gewähren, weil sie nicht wirklich gefährlich sind. Ganz im Gegenteil - ein bißchen ähneln sie Ihnen und Ihren Sharks, Mister Skudder. Sie bilden sich ein, frei zu sein, und wissen nicht einmal, daß sie in Wahrheit den Invasoren dienen.« »Das ist nicht wahr!« widersprach Skudder heftig. »Ich weiß«, seufzte Niles. »Die Sharks sind frei und gehorchen niemandem, nicht wahr? Deswegen sind Sie ja auch jetzt hier, Skudder.« »Sie ... Sie sprechen von Moron, als wäre es der Teufel persönlich«, murmelte Charity. »Vielleicht ist er es«, erwiderte Niles ernsthaft. »Ich glaube, daß es das Prinzip des Bösen an sich ist.« »Unsinn.« »Dann lassen Sie es mich anders formulieren«, sagte Niles. »Sie werden mir zustimmen, daß es zwei Arten von Kräften im Universum gibt - konstruktive und destruktive, nicht wahr? Wenn es so ist, dann symbolisieren die Herren Morons mit Sicherheit die negativen Kräfte.« »Die dunkle Seite der Macht, wie?« sagte Charity. Die Worte hatten spöttisch klingen sollen, aber sie wirkten nur hilflos. Niles nickte auch wieder. Charity antwortete nicht mehr. Plötzlich mußte sie mit aller Macht gegen die Tränen ankämpfen, die ihre Augen füllten.

Kapitel 10

    Raoul zog den Dolch aus dem Hals des Mannes, ließ den reglosen Körper vorsichtig zu Boden sinken und wischte die Klinge an dessen Uniformhemd sauber. Der Wächter hatte nicht einmal gespürt, wie er gestorben war; ebensowenig wie die drei anderen, denen Raoul auf dem Weg nach unten begegnet war. Und er war der letzte gewesen. Sie waren ihrem Ziel jetzt sehr nahe. Der rote Leuchtpunkt befand sich wieder genau im Zentrum des Suchers, er glühte so kräftig, daß er kaum noch mehr als ein paar hundert Meter von seinem Ursprung entfernt sein konnte. Trotzdem beging Raoul nicht den Fehler, in letzter Sekunde leichtsinnig zu werden. Die Wächter waren unaufmerksam gewesen, weil sie sich viel zu sehr auf ihre technischen Spielereien verlassen hatten: ein halbes Dutzend unterschiedlichster Alarm- und Sicherungsanlagen, die Raoul der Reihe nach und auf die unterschiedlichsten Arten ausgeschaltet hatte, während er den Weg für Bart und die anderen ebnete. Aber das bedeutete nicht, daß es so einfach weitergehen würde, und Raoul wußte das. Es war eine kleine Armee, die hier unten auf sie wartete, und sie hatten nichts zu verlieren. Lautlos schob sich Raoul weiter, öffnete die Tür, vor der der Wächter gedöst hatte, einen Spaltbreit und spähte hindurch. Auf der anderen Seite der fingerdicken Tür aus Panzerstahl erstreckte sich eine gut fünfzig Meter lange, von kaltem, weißen Licht erfüllte Halle, von der zahlreiche Türen abgingen. Einige standen offen und gewährten Raoul einen Blick in die dahinterliegenden Räume. Menschen bewegten sich darin, und gerade als er die Tür wieder schließen wollte, rollte ein kleiner, summender Elektrokarren durch die Halle und blieb vor einer Tür stehen. Eine junge Frau stieg von dem Gefährt herunter, klopfte und trat nach kurzem Zögern ein. Raoul hatte genug gesehen. Lautlos schloß er die Panzertür wieder, trat einen Schritt zur Seite und zog seine Waffe. Mit der anderen Hand löste er das Funkgerät vom Gürtel, hob es an die Lippen und drückte die Sprechtaste. Er war sich der Tatsache bewußt, daß das Funkgerät vermutlich angepeilt werden konnte und daß in längstens einigen Sekunden die Alarmsirenen losheulen würden. Aber das spielte jetzt keine Rolle mehr. »Es geht los«, sagte er. Er wartete die Antwort nicht ab, sondern steckte die Maschinenpistole wieder ein, stieß die Tür mit einem Fußtritt auf und stürmte

Weitere Kostenlose Bücher