Dunkel ist die Zukunft
zögerte. »Wir haben ... die Tiefen gefunden«, sagte er. »Ich weiß«, erwiderte Stone unwillig. »Und?« »Die Gefangenen«, sagte Skudder. »Was tun wir mit ihnen? Es sind zu viele, um sie hierzubehalten.« »Gefangene?« Stone runzelte unwillig die Stirn. »Ihr habt Gefangene gemacht? Das war ... nicht vorgesehen.« »Sie haben aufgegeben«, erklärte Skudder. »Es gab kaum einen Kampf. Sie hatten keine Chance, und sie wußten es.« Stone überlegte einen Moment. Dann zuckte er mit den Schultern. »Tötet sie«, sagte er. Charity unterdrückte im letzten Moment einen ungläubigen Aufschrei, und auch Skudder fuhr sichtlich zusammen. »Das ... das ist nicht dein Ernst, Daniel«, stammelte er. »Es sind über vier ... « »Du hast meinen Befehl verstanden?« unterbrach ihn Stone kalt. Skudder erstarrte, aber irgend etwas in seinem Blick erlosch. Dann nickte er. Die Bewegung wirkte abgehackt wie die einer Puppe, die an Fäden geführt wurde. »Ja«, sagte er. »Ich habe verstanden.« Stone nickte. Der Bildschirm wurde dunkel.
Kapitel 12
Charity war allein mit Skudder in dem großen, fast leeren Zimmer, das ihm als Wohn- und Schlafraum diente. Net, der Gnom und Niles waren fortgebracht worden, wohin, wußte sie nicht, und nach einer Weile war auch Raoul gegangen, nachdem er Skudder dreimal hintereinander vergeblich angesprochen und auf eine Antwort gewartet hatte. Niemand außer Charity wußte bisher von Stones Mordbefehl, aber Raoul mußte schon ziemlich dumm sein, um nicht zu spüren, daß irgend etwas passiert war, was Skudder bis ins Innerste erschüttert hatte. Sie hatten gegessen, aber kaum miteinander gesprochen, und Skudders Blick ging noch immer ins Leere. Charity las ein Entsetzen in seinen Augen, als hatte er geradewegs in die Hölle geblickt. »Was wirst du tun?« fragte sie leise. Skudder war bleich, als er sie ansah. Charity spürte, welche Mühe es ihn kostete, überhaupt auf ihre Frage zu reagieren. »Das kann nicht sein Ernst sein«, murmelte er. »Er ... er kann nicht von mir verlangen, daß ich das tue.« »O doch«, flüsterte Charity. »Er kann. Stone ist verrückt.« Skudder schluckte mühsam. Seine Hände zitterten. »Du kennst ihn.« »Ja«, antwortete Charity und verbesserte sich sofort: »Das heißt - nein. Ich habe ihn gekannt, aber das ist ... lange her. Der Stone, den ich gekannt habe, war ein anderer.« »Er kommt aus der gleichen Welt wie du, nicht wahr?« fragte Skudder. »Wir waren zusammen, als der Bunker angegriffen wurde«, erwiderte sie. »Es war seine Idee, in die Kälteschlaftanks zu gehen. Ich wollte es gar nicht. Er hat mich gezwungen.« »Dann ist alles wahr, was der alte Mann erzählt hat?« »Niles?« Charity nickte. »Natürlich. Die Welt war nicht immer so, wie du sie kennst.« Sie lächelte traurig, lehnte sich auf dem unbequemen Plastikstuhl zurück und sah ihn nachdenklich an. Durch das Fenster fiel gelbes Sonnenlicht herein, und die Helligkeit ließ sein Profil scharf und überdeutlich hervortreten. Plötzlich fragte sie sich, wieso sie nicht gleich gemerkt hatte, was er war. »Du solltest nicht für sie arbeiten, Skudder«, sagte sie. »Gerade du nicht.« Skudder blickte sie an. »So?« »Du bist ein Indi ... ein Hopi«, verbesserte sie sich. »Dieses Land hier hat einmal euch gehört. Es ist lange her, aber es gab eine Zeit, da hat dein Volk hier geherrscht.« »Bis die Weißen kamen und es uns weggenommen haben, ja«, sagte Skudder heftig. »Ich kenne die Geschichten. Mein Vater hat sie mir oft genug erzählt.« Er zog eine Grimasse. »Und dann kamen die Moroni und haben es euch weggenommen. Wo ist der Unterschied?« »Vielleicht gibt es keinen«, gestand Charity. »Aber wir waren wenigstens Menschen. Und wir sind ... Freunde geworden. Es hat lange gedauert, aber aus unseren beiden Völkern ist am Ende eines geworden.« »So?« sagte Skudder bitter. »Ist es das? Mein Vater war da anderer Meinung.« »Und vielleicht hatte er sogar recht«, sagte Charity. Sie war selbst ein bißchen überrascht, wie leicht ihr diese Worte von den Lippen kamen. Aber es machte ihr nichts aus, es zuzugeben. »Vielleicht hätte es noch einmal zweihundert Jahre gedauert, bis wir uns gegenseitig akzeptiert und geachtet hätten, aber wir waren auf dem richtigen Weg.« »Und mit Moron wird uns das nie gelingen, nicht wahr?« Skudder nickte grimmig. »Das willst du doch damit sagen, oder? Was soll ich tun? Mein Gesicht bunt anmalen und das Kriegsbeil
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