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Dunkel ueber Longmont

Dunkel ueber Longmont

Titel: Dunkel ueber Longmont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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herauszureißen. Die Klinge ließ sich nicht bewegen.
    Gaborn drückte sich auf Hände und Knie hoch und starrte Borenson keuchend an. Der wälzte sich auf den Bauch und übergab sich auf die verbrannte Erde.
    »Schönes Wiedersehen, mein Freund«, meinte Gaborn lächelnd. Ihm war, als lächelte er zum erstenmal seit Wochen, dabei hatte er sich erst zwei Tage zuvor von Borenson getrennt.
    Borenson spie auf den Boden, säuberte seinen Mund und erwiderte das Lächeln.
    »Ich glaube wirklich, Ihr solltet machen, daß Ihr von hier verschwindet, bevor Raj Ahten die Straße heruntergeritten kommt.«
    »Ich freue mich auch, Euch wiederzusehen«, antwortete Gaborn.
    »Ich meine es ernst«, brummte Borenson. »Er wird Euch nicht so einfach entkommen lassen. Ist Euch nicht klar, daß er den ganzen weiten Weg gemacht hat, nur um das Geschlecht der Orden auszulöschen?«

KAPITEL 21
Abschied
    Im Bergfried der Übereigner mühte sich Chemoise unter Stöhnen ab, ihrem Vater von seinem Bett aus Stroh und getrocknetem Lavendel aufzuhelfen, dann schleppte sie ihn hinaus auf das grüne Gras des Innenhofs, damit er für seine Reise zurück in den Süden in den großen Karren klettern konnte.
    Nein, es war nicht sein Gewicht, das es so schwer machte, ihn zu stützen. Es war die Art, wie er sich festhielt, sich verbissen an ihre Schultern klammerte, seine kräftigen Finger wie Krallen in ihre Haut grub, unfähig, seine Beine so weit zu entspannen, daß er laufen konnte.
    Ihr kam es vor, als hätte sie ihn schon vor Jahren im Stich gelassen, als sie ihn nach Süden hatte gehen lassen, um gegen Raj Ahten zu kämpfen. Sie hatte befürchtet, er würde nicht zurückkommen, würde getötet werden. Sie hatte gehofft, ihre Sorgen wären lediglich die Ängste eines Kindes. Jetzt jedoch, nach seinen Jahren als Gefangener, glaubte Chemoise, damals schon eine Vorahnung gehabt zu haben, vielleicht eine kalte Gewißheit, die ihr von ihren Ahnen jenseits des Grabes übermittelt worden war. Daher hatte sie jetzt nicht nur ihren Vater zu tragen, sondern auch an der ganzen Last ihres Versagens all die Jahre zuvor, einer Last, die sich irgendwie mit dem Gefühl der Unzulänglichkeit vermischte, weil sie schwanger war. Sie, die Hofdame der Prinzessin.
    Der Große Westsaal im Bergfried der Übereigner war gewaltig, drei Stockwerke hoch, jede Nacht schliefen dort fünfzehnhundert Männer. Glattgescheuerte Dielen aus Walnußholz bedeckten die Böden, und jede Wand hatte einen riesigen Kamin, damit der Saal den ganzen Winter über angenehm warm gehalten werden konnte. Der Große Ostsaal auf der gegenüberliegenden Seite des Innenhofs beherbergte ein Drittel so viele Frauen.
    »Wohin…?« fragte Chemoises Vater, als sie ihn an den Reihen der Pritschen vorbeischleppte, auf denen die Übereigner lagen.
    »Nach Süden, nach Longmot, glaube ich«, antwortete Chemoise. »Raj Ahten hat befohlen, dich dorthin zu bringen.«
    »Nach Süden«, wiederholte ihr Vater mit einem besorgten Flüstern.
    Chemoise mühte sich ab, ihren Vater an einem Mann vorbeizutragen, der in sein Bett gemacht hatte. Hätte sie Zeit gehabt, sie hätte sich um den Mann gekümmert. Doch der Karren würden jeden Augenblick abfahren, und sie durfte nicht riskieren, daß sie von ihrem Vater getrennt wurde.
    »Du… kommst mit?« fragte ihr Vater.
    »Aber sicher«, antwortete Chemoise. Eigentlich konnte sie ihm das nicht versprechen. Sie war der Gnade von Raj Ahtens Männern ausgeliefert und konnte nur darauf hoffen, daß man sie für ihren Vater sorgen lassen würde.
    Sie werden es erlauben, redete sie sich ein. Übereigner waren auf Pfleger angewiesen.
    »Nein!« brummte ihr Vater. Er gab den Versuch zu gehen auf, zog plötzlich die Beine nach und lehnte sich mit seinem ganzen Gewicht auf sie, was sie zur Seite wanken ließ. Sie fing das Gewicht auf und versuchte ihn gegen seinen Willen weiterzutragen.
    »Laß… sterben!« stieß er wütend hervor. »Hol… hol Gift.
    Krank werden. Laß… uns sterben.«
    Sein Flehen bereitete ihr Sorgen. Es war seine einzige Möglichkeit, sich gegen Raj Ahten zur Wehr zu setzen. Aber Chemoise ertrug den Gedanken nicht, diese Männer zu töten, obwohl sie wußte, wie grausam das Leben, angekettet an einen dreckigen Fußboden, für sie sein würde. Sie mußte darauf hoffen, daß ihr Vater eines Tages gesund und von seiner Schande befreit wiederkommen würde.
    Also nahm sie ihren Vater in den Arm und schleppte ihn durch die große Eichentür ins Freie. Der frische

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