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Dunkel ueber Longmont

Dunkel ueber Longmont

Titel: Dunkel ueber Longmont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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Wind roch nach Regen. Überall wimmelte es von Raj Ahtens Soldaten, die es auf die Schatzkammer des Königs und auf die Waffenkammer über den Küchen abgesehen hatten. Unten auf der Straße hörte sie Glas zerbrechen und Händler rufen.
    Sie schleppte ihren Vater zu dem riesigen, geschlossenen Karren im Innenhof. Seiten und Dach des Karrens bestanden aus dicken Eichenplanken, und ein kleines Gitter ließ frische Luft und Licht herein. Eine von Raj Ahtens Wachen packte ihren Vater an den Schultern und wuchtete ihn mit ebensowenig Behutsamkeit auf den Karren wie einen Sack Getreide.
    »Endlich, der letzte«, stöhnte der Soldat mit starkem muyyatinischem Akzent.
    »Ja«, bestätigte sie. Alle Vektoren des Raj befanden sich im Karren. Der Mann drehte sich um.
    Chemoise blickte durch das Tor mit den Fallgattern die Straße hinunter und erschrak. Iome, König Sylvarresta, zwei Days und Prinz Orden ritten auf eleganten Pferden die Marktstraße hinunter auf die Stadttore zu.
    Sie wollte mit ihnen reiten oder ihnen einen Segen nachrufen, der ihnen auf ihrem Weg helfen sollte. Sie wartete, während der Soldat ihren Vater durch die Tür bugsierte. Dabei geriet der Karren in Bewegung. Vorn ließen ein paar Fuhrleute gekonnt vier schwere Pferde rückwärts in das Geschirr gehen und machten sie an der Deichsel fest.
    Chemoise kletterte die Stufen des Karrens hinauf und sah hinein. Vierzehn Übereigner lagen in dem dunklen Wagen auf Stroh. Es stank unerträglich nach altem Schweiß und Urin, die sich in die Fußbodenbretter und Wände eingefressen hatten.
    Sie suchte nach einem Platz, wo sie sich zwischen den erniedrigten Männern – den Blinden, den Tauben, den Blöden – niederlassen konnte. Genau in diesem Augenblick sah der Soldat, der ihren Vater auf das Stroh legte, Chemoise über seine Schulter hinweg an. »Nein! Du nicht!« schrie er, kam rasch hoch und stieß sie von der Karrentür zurück.
    »Aber mein Vater! Dort liegt mein Vater!« jammerte Chemoise.
    »Nein! Du kommst nicht mit«, entgegnete er und schob sie hinaus.
    Chemoise versuchte, auf der Leiter hinter sich Halt zu finden. Der Gardist stieß sie weiter nach unten.
    Sie fiel und landete hart auf der festgetretenen Erde des Innenhofs.
    »Militär. Nur für Militär«, erklärte der Soldat mit einer endgültigen Bewegung.
    »Warte!« rief Chemoise. »Da drinnen ist mein Vater!«
    Der Mann starrte sie an, als sei ihm die Liebe einer Tochter für ihren Vater völlig unverständlich.
    Dann legte er warnend seine Hand auf den Griff des gebogenen Dolches in seinem Gürtel. Chemoise wußte, vernünftige Worte oder Mitleid waren nicht zu erwarten. Mit einem Ruf und einem Pfiff scheuchte der Fahrer des riesigen Karrens die Pferde aus dem Bergfried der Übereigner. Vor und hinter dem Karren liefen Soldaten. Chemoise konnte dem Wagen nicht nach Longmot folgen. Sie wußte, daß sie ihren Vater nie wiedersehen würde.

KAPITEL 22
Eine schwere Entscheidung
    Als Borenson Gaborn anlächelte und sah, wie der Prinz plötzlich begriff, daß Raj Ahten in erster Linie gekommen war, um ihn und seinen Vater umzubringen, legte sich ein schwarzer Schatten über sein Gemüt eine Wolke der Verzweiflung.
    Er sah König Sylvarresta an und redete sich ein: Ich bin nicht der Tod. Ich bin nicht der Zerstörer .
    Er hatte sich stets bemüht, ein guter Soldat zu sein. Obwohl er sich seinen Lebensunterhalt mit dem Schwert verdiente, machte ihm das Töten keinen Spaß. Er kämpfte, weil er andere beschützen wollte – weil er seinen Freunden das Leben erhalten, und nicht, weil er es seinen Feinden nehmen wollte.
    Selbst seine Waffenkameraden verstanden das nicht. Er lächelte zwar im Kampf, aber nicht aus Freude oder Gier nach Blut. Er tat es, weil er schon seit langem wußte, daß dieses weltentrückte Lächeln eine fürchterliche Angst in die Herzen seiner Feinde pflanzte.
    Sein Lord hatte ihm einen klaren Auftrag erteilt: Raj Ahtens Übereigner zu töten, auch wenn diese vielleicht die ältesten und geschätztesten Freunde seines Herrn waren, selbst wenn der Übereigner der Sohn des Königs war.
    Borenson erkannte mit einem Blick, daß Lord Sylvarresta eine Gabe abgetreten hatte. Der schwachsinnige König wußte nicht mal mehr, wie man auf einem Pferd saß. Er beugte sich, unzusammenhängend stammelnd, die Augen vor Angst aufgerissen, nach vorn, war jedoch am Knauf seines Sattels festgebunden.
    Dort neben dem König, vermutete Borenson, ritt entweder Iome oder die Königin – er konnte nicht

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