Dunkel ueber Longmont
voller Staub. Weiter vorne führte sie vorbei an einigen verbrannten Bäumen in den verheißungsvollen Schutz des dahinterliegenden Waldes. Dort war das Kriegshorn erklungen. Aber wenn Gaborn die Straße hier verließ und sich geradeaus hielt, würde er die Bäume schneller erreichen.
Einmal im Wald, außer Sicht der Flammenweber, wäre er sicherer.
»Rechts, los!« brüllte er und drängte das Pferd von der Straße herunter. Iomes Pferd gehorchte seinem Kommando, und der König folgte ihr. Wegen des plötzlichen Schwenks schrie Sylvarresta vor Angst auf und klammerte sich an den Hals seines Pferdes. Gaborn ließ sein Pferd wie einen Hasen eine
Böschung
hinaufpreschen
und
schoß
über
schwarzverbranntes, geschlagenes Holz hinweg.
Links von Gaborn flog die Feuerkugel vorbei – nachdem sie sich bis zur Größe eines kleinen Karrens ausgeweitet und über die Entfernung an Kraft verloren hatte.
Das Getöse aus Hitze und Licht schlug krachend in den verkohlten Waldboden ein und explodierte. Schwarze Asche und Feuer rangen miteinander in der Luft.
Dann
galoppierte
Gaborn
zwischen
schwarzen
Baumstämmen hindurch, tanzte durch die Bäume, benutzte sie, um seinen Rücken zu decken. Selbst abgestorben boten sie noch einiges an Schutz.
Raj Ahtens Reiter stürmten hinterher, Männer, die in den Sprachen des Südens lauthals fluchten. Auf ihren Gesichtern zeichnete sich Wut ab.
Allein die Tatsache, daß er kein Hemd trug, nichts, was ihn schützte außer seiner Haut, erinnerte Gaborn an Binnesmans Kräuter in dem Beutel an seinem Hals.
Gartenraute.
Er packte den Beutel, riß ihn sich vom Hals und schwenkte das Ding durch die Luft. Die pulverisierten Blätter standen in der Luft wie eine Wolke.
Die Wirkung war verheerend.
Die Reiter, die auf diese Wolke aus Gartenraute trafen, fingen heftig an zu husten. Pferde wieherten vor Schmerz, stolperten und stürzten. Männer fluchten. Metall schepperte.
Gaborn sah sich um.
Ein
Dutzend
Ritter
lag
röchelnd
auf
dem
schwarzverbrannten Hang. Die anderen waren alle von ihren ohne
ersichtlichen
Grund
gestürzten
Kameraden
abgeschwenkt. Die meisten hatten es für klug gehalten, sich vor dem hartnäckig ertönenden Kriegshorn zurückzuziehen, denn nun ritten sie in vollem Tempo zurück nach Burg Sylvarresta.
Gaborn erklomm eine kleine Anhöhe und sah, daß die unbefestigte Straße sich durch ein schmales Tal wand.
Zwischen den schwarzen Bäumen oben nahe des Grats saß ein einzelner einsamer Krieger auf einem nicht gepanzerten grauen Pferd. Er trug seinen Schild am linken Arm – ein kleines, rundes Ding, nicht viel größer als ein Teller.
Borenson, der auf ihn wartete. Weiße Zähne blitzten unter seinem roten Bart auf, als der große Leibwächter seinen Prinzen lächelnd begrüßte. Gaborn hätte nie geglaubt, daß er sich so freuen würde, den grünen Ritter der Familie Orden auf dem Schild eines Kriegers zu erblicken.
Sein Leib setzte das Kriegshorn erneut an die Lippen, blies zum Angriff und jagte Gaborn entgegen. Seine Stute setzte über den Leichnam eines Frowth-Riesen hinweg, stürzte den Hang hinunter.
»Bogenschützen,
spannen!«
brüllte
Borenson, eine
offenkundige Finte. Jenseits des Tales gab es nichts als verkohlte Bäume und Steine. Der Krieger zog eine langstielige Streitaxt aus der Hülle an seinem Sattel, schwenkte sie über dem Kopf und galoppierte donnernd an Gaborn vorbei, um dem Prinzen Deckung zu geben.
Nur einer von Raj Ahtens Reitern hatte sich über den Grat hinweggetraut und kam ihm entgegengestürmt.
Ein riesiger Kerl auf einem schwarzen Pferd – die weiße Kriegslanze in der Schwebe, ein Speer aus Licht Gaborn blickte noch in der derselben halben Sekunde zurück, in der er sein Pferd herumriß.
Der Ritter trug ein schwarzes Kettenhemd unter einem goldfarbenen Wappenrock. Seine elfenbeinfarbene Lanze war blutverschmiert.
Auf den hohen Helm des Ritters waren weiße Schwingen aufgemalt, die zu erkennen gaben, daß er kein gewöhnlicher Soldat war – sondern der Kommandant von Raj Ahtens Garde, ein Unbesiegbarer mit nicht weniger als fünfzig Gaben.
Borenson konnte es mit dem Mann unmöglich aufnehmen.
Dennoch gab er seinem Pferd die Sporen, um dem Krieger entgegenzureiten, während seine Stute mit jedem Trampeln ihrer Hufe Erde in die Höhe schleuderte.
Dann dämmerte es Gaborn: die Truppen seines Vaters waren geflohen, würden ihm nicht zu Hilfe kommen.
Borenson mußte diesen Ritter töten, mochte es ihn auch das
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