Dunkel ueber Longmont
saß darauf, den Mund zu einem überraschten Rund verzogen. Sie überschlug sich, flog über den Kopf des Tieres – in ihrem Rücken steckte ein schwarzer Pfeil – und stürzte kopfüber in das verkohlte Feld.
Ein halbes Dutzend Bogenschützen hatten abgezogen, die Pfeile senkten sich in hohem Bogen auf Gaborn. Er schrie: »Rechts, los!« Wie ein Mann schwenkten alle übriggebliebenen Pferde ab, tauchten unter der Flugbahn der Pfeile hinweg.
»Feuer einstellen, Bogenschützen!« tobte Raj Ahten. Seine dummen Bogenschützen würden am Ende noch seine Übereigner töten.
Fünf Dutzend Ritter hetzten über die verbrannten, mit toten Nomen und Frowths übersäten Felder auf die nahen Hügel zu, wo abgebrannte Bäume ihre verdrehten Äste in den Himmel reckten. Wenn die Ritter den Prinzen nicht einfingen, bevor er den Wald erreichte, dann würde Gaborn, so vermutete Raj Ahten, bei König Ordens Streitkräften Unterschlupf finden.
Oder schlimmer, die Wälder selbst würden den Jungen beschützen.
Wie um Raj Ahtens Verdacht zu bestätigen, erscholl ein einzelnes Kriegshorn aus dem Wald – ein hoher, einsamer Ton, von der Anhöhe des ersten Hügels. Ein Signal für Ordens Männer zum Angriff.
Wer wußte, wie viele Ritter sich dort versteckten? Zwei Flammenweber rannten zu Raj Ahten, der oben auf der Mauer stand. Die haarlosen Männer sprangen neben ihn, die Hitze, die von ihren Körpern aufstieg, brodelte wie ein Inferno.
Der Wolflord zeigte bloß hinaus auf die Felder. Er konnte das Gesicht des Jungen nicht sehen. Selbst als Gaborn sich umdrehte, konnte er aus irgendeinem Grund das Antlitz des Jungen nicht erkennen. Aber er kannte den Rücken, die Gestalt. »Rahjim, seht Ihr den jungen Mann, der sich zurückfallen läßt und sich zum Kampf bereit macht?
Verbrennt ihn!«
Ein zufriedenes Licht leuchtete in den dunklen Augen des Flammenwebers auf. Rahjim atmete nervös aus, Rauch trat aus seinen Nasenlöchern hervor. »Ja, Großmächtiger.«
Rahjim zeichnete mit dem Finger eine Rune der Feuermacht in die Luft, dann hob er die Hand und griff eine halbe Sekunde lang nach der Sonne, die hoch am Himmel strahlte.
Plötzlich verdunkelte sich der Himmel, als er das Sonnenlicht zu Fasern bündelte, zu Fäden, geschmolzener Seide gleich, und sie zu energiegeladenen Seilen gedreht herunterzog, bis sie sich in seiner Hand sammelten dann war seine Hand voll geschmolzener Flammen. Rahjim hielt das Feuer einen Sekundenbruchteil fest – lange genug, um einen passenden Brennpunkt zu finden. Dann schleuderte er es mit aller Macht hinaus.
Gaborn fiel nach vorne, als ihn ein Stoß aus Wind und Energie in den Rücken traf und er plötzlich ein Brennen spürte. Er fragte sich, ob ihn ein Pfeil getroffen hatte, und bemerkte, daß sein Rock in Flammen stand.
Einer von Raj Ahtens Rittern hetzte sein Pferd neben Iome und versuchte, ihre Zügel zu greifen.
Gaborn zerriß den schmutzigen, verrotteten Stoff, der ihn umhüllte, warf das lichterloh brennende Ding gerade rechtzeitig in die Luft, um zu sehen, wie die Lumpen in Flammen aufgingen. Vermutlich hatte nur der Schlamm auf seinem Umhang verhindert, daß er in dieser kostbaren halben Sekunde verbrannte. Das Kleidungsstück fiel über den Kopf des Schlachtrosses von Iomes Verfolger, verfing sich am Helm des Pferdes. Es wirkte fast wie ein Zaubertrick.
Das Pferd wieherte erschrocken, strauchelte, warf seinen Reiter ab.
Der Prinz blickte über die Schulter zurück. Er war jetzt Hunderte von Schritten von den Flammenwebern entfernt – außer Reichweite ihrer gefährlichsten Zauber.
Der Flammenweber hatte sein Ziel mit seiner ersten Attacke verfehlt und würde nun versuchen, seine Macht durch rasende Wut unter Beweis zu stellen.
Oben auf dem Hügel, weiter vorn auf der gewundenen Straße, erscholl zum zweiten Mal ein Kriegshorn, das König Ordens Soldaten zum Sturm rief. Wenn König Orden angriff, würde Raj Ahten erfahren, wie wenig Soldaten Gaborns Vater in Wirklichkeit zur Verfügung standen.
Der Himmel verdunkelte sich ein zweites Mal, doch diesmal währte die Dunkelheit länger. Gaborn drehte sich um, sah den Flammenweber mit erhobenen Armen. Eine Kugel aus Feuer, leuchtend hell und geschmolzen wie die Sonne, formte sich zwischen seinen Fingern.
Gaborn drückte das Gesicht dicht an das Pferd, roch den Pferdeschweiß, den süßlichen Duft des Fells.
Vorne schwenkte die Straße nach Osten, obwohl sie bald nach Süden führen würde. Sie war breit und zu dieser Jahreszeit
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