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Dunkel ueber Longmont

Dunkel ueber Longmont

Titel: Dunkel ueber Longmont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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silbernen Eber bestickte Tracht des Hauses Sylvarresta.
    Sein Angreifer, ein kleinerer Mann, dessen Atem nach Anis und Curry roch, trug einen sackartigen schwarzen Baumwollburnus in einem Stil, wie er bei den Meuchelmördern aus Muyyatin beliebt war.
    Obwohl Unterkommandant Dreys den Angreifer um fünfzig Pfund an Gewicht übertraf, die Gabe der Muskelkraft von drei Männern besaß und mühelos sechshundert Pfund über den Kopf stemmen konnte, befürchtete er. diesen Kampf nicht zu gewinnen. Nur Sternenlicht erhellte die Straße, und herzlich wenig davon gelangte bis hierher in die Katzengasse. Sie war kaum sieben Fuß breit, die Häuser hier waren drei Stockwerke hoch und stützten sich auf absackende Fundamente, so daß die vorspringenden Partien ihrer Dächer ein paar Schritte über Dreys’ Kopf fast aneinanderstießen. Unterkommandant Dreys konnte hier unten so gut wie nichts erkennen. Alles, was er von seinem Angreifer sah, war das schwache Leuchten der Zähne und Augen des Mannes, des Perlenrings in seinem linken Nasenflügel und das Aufblitzen des Messers. Der Geruch des Waldes hing in seinem Baumwollhemd.
    Nein, Dreys war nicht darauf vorbereitet, hier in der Katzengasse zu kämpfen. Er hatte keine Waffen bei sich und trug nur den leinenen Überwurf, der normalerweise über seinen Kettenpanzer gehörte, dazu Hose und Stiefel. Man zieht nicht bewaffnet und gepanzert los, wenn man seine Liebste treffen will.
    Er hatte die Gasse erst einen Augenblick zuvor betreten, um sich zu vergewissern, daß die Straße frei von Stadtgardisten war, als der Meuchelmörder zuschlug. Hinter einem Stapel gelber Kürbisse hatte er ein leises Rascheln gehört und geglaubt, er habe einen Ferrin bei der Mäusejagd aufgescheucht. Er hatte sich umgedreht, erwartet, die plumpe, menschenähnlich gewachsene Kreatur in Deckung huschen zu sehen, als der Kerl aus dem Dunkel vorgesprungen war.
    Und nun bewegte sich der Meuchelmörder geschickt, hielt das Messer fest umklammert, verlagerte das Gewicht, verdrehte die Klinge. Sie blitzte gefährlich nahe an Dreys’ Ohr auf, doch der Unterkommandant wehrte sie ab bis der Arm des Mannes sich herumwand und nach seine Kehle stieß.
    Dreys gelang es, das Handgelenk des kleineren Mannes für einen Augenblick zurückzuhalten. »Mörder, ein verdammter Mörder!« rief Dreys.
    Ein Spion! dachte er. Ich habe einen Spion gefaßt! Denn er konnte sich nur vorstellen, daß er den Kerl beim Aufzeichnen des Burggeländes gestört hatte.
    Er bohrte seinem Gegner das Knie in die Leistengegend und hob ihn von den Füßen. Zog den Messerarm des Mannes zu voller Länge und versuchte ihn zu verrenken. Der Mann ließ das Messer mit einer Hand los und versetzte Dreys einen Schlag auf die Brust.
    Dreys’ Rippen brachen. Offenbar war der Meuchler ebenfalls mit dem Runenzauber der Macht gezeichnet worden. Dreys schätzte, daß er die Muskelkraft von fünf Männern besaß, vielleicht mehr. Beide Männer waren zwar unglaublich kräftig, doch die Gabe der Kraft verstärkten nur Muskeln und Sehnen.
    Den Knochen verlieh sie keine erhöhte Festigkeit. Demzufolge artete die Auseinandersetzung rasch in etwas aus, das Dreys eine »Knochendrescherei« nannte.
    Dreys hörte tiefe Stimmen rufen: »Da entlang, glaube ich!
    Dort drüben!« Sie kamen von links. Eine Straße weiter lag die Billigstraße, wo die eng aneinanderstehenden Häuser nicht so weit nach innen drängten und Sir Guilliam sein neues, vierstöckiges Stadthaus gebaut hatte. Die Stimmen mußten von der Stadtgarde stammen ebenjener Wache, der Dreys aus dem Weg gegangen war und die von Sir Guilliam bestochen wurde, damit sie häufiger unter dem Laternenpfahl vor seinem Tor ein Päuschen einlegte.
    »In der Katzengasse!« schrie Dreys. Er mußte dem Meuchelmörder nur noch einen Augenblick länger Widerstand leisten und dafür sorgen, daß dieser ihn nicht erstach und nicht entkam.
    Der Kerl aus dem Süden schlug ihn erneut gegen die Brust.
    Weitere Rippen brachen. Dreys spürte fast keinen Schmerz.
    Wenn man um sein Leben kämpft, neigt man dazu, derlei Ablenkungen zu ignorieren.
    Verzweifelt riß der Meuchelmörder das Messer zurück.
    Plötzlich überkam Dreys eine ungeheure Angst. Er trat gegen den rechten Knöchel seines Gegners und spürte mehr, als daß er hörte, wie das Bein zersplitterte.
    Der Mann versuchte mit blitzender Klinge einen Ausfall.
    Dreys drehte sich zur Seite und verpaßte dem Kerl einen Stoß.
    Die Klinge verfehlte ihr Ziel und schlitzte Dreys

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