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Dunkel

Dunkel

Titel: Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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Sie uns erst mal, was hier los ist, Werteste.«
    Seine Taschenlampe war stark und warf einen langen, hellen Strahl. »Weshalb hat dieses Mädchen ein Waffe?«
    »Die müssen was mit dem Unfall da unten zu tun haben«, murmelte eine andere Stimme.
    Bishop stand nahe bei Edith, konnte aber von den Leuten darunter nicht gesehen werden. »Leuchten Sie nach unten, Edith«, flüsterte er. »Zeigen Sie denen den Mob, der hochkommt.«
    Das Medium beugte sich über das Geländer und tat, was er gesagt hatte. Die Gestalten, die dort unten krochen, waren plötzlich beleuchtet.
    »Da unten sind noch mehr. Die ganze Treppe ist voll.« Alle Lampen wurden nach unten gerichtet, und die Menschen auf der Treppe bedeckten ihre Augen und stöhnten vor Schmerz.
    »Mein Gott, seht euch diese Figuren an!«
    Einer der Männer, der sich in der Helligkeit zusammenkauerte, begann vorwärts zu kriechen, hielt aber seinen Kopf gesenkt. Ein anderer Mann folgte und bewegte sich ähnlich.
    »Sie kommen hoch!« schrie eine Frauenstimme.
    Der Mann mit der Taschenlampe trat vor, sprang ein paar Stufen hinunter und stieß seinen Stiefel wuchtig auf die kriechende Gestalt, die rücklings nach unten stürzte. »Ich hab' genug davon«, war sein einziger Kommentar.
    In diesem Augenblick brach die Hölle los. Die anderen Männer und Frauen, die auf der Treppe stehengeblieben waren, drängten vorwärts, bedeckten ihre Augen gegen das Licht, brüllten ihre wahnsinnigen Schreie und stürzten über den Mann hinweg, der so töricht gewesen war, ihnen zu trotzen, seine Freunde rannten vorwärts, um zu helfen und weitere Lichter tauchen auf den Etagen darüber und darunter auf, fast als ob den Bewohnern ein Signal gegeben worden wäre, sich aus ihren Apartments herauszuwagen, als ob jetzt ihre Neugier stärker als ihre vorherige Vorsicht geworden wäre. Viele zogen sich sofort wieder zurück, als sie die Menschen auf den Treppen sahen, andere dagegen fanden, daß es genug sei -wenn das Gesetz nichts gegen die Eindringlinge unternahm, dann würden sie selbst etwas tun. Vielleicht hätten sie eine größere Chance in diesem brutalen Kampf gehabt, wenn sich nicht eine Reihe ihrer eigenen Nachbarn bereits dem Dunkel ergeben gehabt hätte, als sie in der Dunkelheit warteten. Und die Bewohner des Gebäudes konnten nicht wissen, wer Freund und wer Feind war.
    Die Schwingtüren auf der Etage über Bishop öffneten sich, und Lichter strahlten hindurch. Er faßte Ediths Arm und rief: »Holen Sie Jessica — wir gehen weiter!«
    Das Medium dachte nicht daran, zu protestieren, da sie die Logik erkannte: Das Dach — falls sie dorthin gelangen konnten — war der sicherste Platz. Sie griff nach Jessica und zog sie hoch, führte sie um die Treppenkehre und holte Bishop und Kulek ein. Sie erreichten die nächste Etage, und die Leute, die dort warteten, beobachteten sie neugierig.
    »Schließen Sie sich lieber ein, bis die Polizei hier ist!« rief Bishop ihnen zu. »Versuchen Sie nicht, gegen den Mob da unten zu kämpfen. Es sind zu viele.«
    Sie sahen ihn an, als ob er wahnsinnig sei, und spähten dann in das Durcheinander von Geräuschen und blitzenden Lichtern nach unten. Bishop hielt sich nicht damit auf, abzuwarten, ob sie seinen Rat befolgten, sondern ging weiter; die kalte Luft, die durch die offenen Türen drang, belebte ihn. Kulek versuchte, bei ihrem Aufstieg zu helfen, hob seine Beine bei jedem Schritt mühsam hoch und zitterte vor Anstrengung.
    »Wir sind fast da, Jacob. Nur noch ein Stück.« Bishop konnte fast spüren, wie die letzte Kraft aus dem blinden Mann wich, der den linken Arm gegen den Bauch gepreßt hielt.
    Jessica schrie erleichtert auf als sie sah, daß die Treppen auf der Etage darüber endeten — sie hatten das Dach des Gebäudes fast erreicht. Ihren Arm um die Hüfte ihres Vaters geschlungen zog sie ihn und hob ihn mit Bishop, brachte ihn langsam die letzte Treppenflucht hoch. Auch Edith keuchte. Der Aufstieg war lang gewesen, und ihr Körper hatte nicht die Kondition für eine solche Anstrengung. Eine Hand nach der anderen, zog sie ihren Körper am Treppengeländer hoch.
    Nicht mehr weit, sagte sie zu sich selbst, nicht mehr weit jetzt, nur noch ein paar Stufen.
    Der Mann, der auf dem Dach auf sie wartete, war der Hausmeister des Apartmenthauses. Eigentlich wohnte er im Erdgeschoß, doch schon früher an diesem Abend war er in den zehnten Stock hinaufgegangen, um das ältere Paar zu verwarnen, das hier wohnte. Er hatte das schon einmal getan - oder

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