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Dunkel

Dunkel

Titel: Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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immer noch vor sich haltend, und sein Blick verweilte auf der Gruppe im Korridor. Sie hörten, wie sich seine Eingangstüre schloß und der Riegel vorgeschoben wurde.
    »Nett zu sehen, daß der alte Kameradschaftsgeist wieder zu rückkehrt«, bemerkte Bishop kraftlos.
    »Sie sollten ihm keine Vorwürfe machen«, sagte Edith. »Es muß Millionen wie ihn geben, die durch die Ereignisse völlig verwirrt sind. Er hat keinen Grund, uns zu trauen.
    »Hoffen wir, daß er wenigstens die Polizei anruft.« Bishop schaute zu dem Balkon und sah, daß das Glühen des Feuers noch schwächer geworden war. »Wir gehen besser weiter«, sagte er zu beiden Frauen.
    »Wohin können wir uns flüchten?« fragte Jessica. »Raus kommen wir nicht.«
    Bishop deutete nach oben. »Es gibt nur eine Stelle, wohin wir können. Das Dach.«
    Im Innern des Apartments versuchte der Mann, seine verängstigte Familie zu beruhigen. »Ist schon gut, waren nur Leute, die in Schwierigkeiten stecken — nichts, worüber wir uns Sorgen machen müßten.«
    »Was tun sie hier, Fred?« fragte seine Frau mit großen Augen und hielt ihre zehnjährige Tochter an sie gepreßt. »Waren sie an dem Unfall unten beteiligt?«
    »Weiß nicht. Sie wollten, daß ich die Polizei rufe.«
    »Tust du's?«
    »Ich werd's versuchen, schadet ja nichts.«
    Er ging an seiner Frau vorbei ins Wohnzimmer hinüber zum Telefon. »Keith!« rief er seinem Sohn zu. »Stell irgendetwas vor die Tür — etwas Solides.« Er legte die Eisenstange ab, beugte sich über das Telefon und nahm die Kerze, um die Wählscheibe sehen zu können.
    Er ließ es zwei Minuten lang klingeln, bevor er den Hörer wieder auflegte. »Kannst du dir das vorstellen?« sagte er ungläubig zu seiner Frau, die ihm in das Zimmer gefolgt war. »Es ist besetzt, verdammt. All ihre Leitungen müssen blockiert sein. Entweder das, oder sie haben Feierabend.«
    Bedauernd schüttelte er seinen Kopf. »Sieht aus, als seien die armen Leute da draußen ganz auf sich allein gestellt.«

6

    Sie hatten erst die sechste oder siebente Etage erreicht, als sie Schritte auf den Treppen unten hörten.
    Er lehnte sich an das Geländer, rang nach Atem und versuchte zu lauschen. Jacob Kulek lag jetzt über seiner Schulter, und mit jedem Schritt, den Bishop machte, schien der alte Mann schwerer zu werden.
    »Sie sind im Haus.« Er blickte in die Schwärze da unten und konnte nichts sehen. Der beißende Rauchgeruch schien das ganze Treppenhaus zu füllen, obwohl offensichtlich war, daß das Feuer abnahm.
    Edith Metlock leuchtete mit dem Lampenstrahl nach unten, und sie sahen etwas am Treppengeländer hochschleichen, was winzigen weißen Kreaturen glich; sie erkannten die Formen bald als die Hände der hochsteigenden Menschen, deren Körper durch die überhängenden Treppen verborgen waren. Es war ein schrecklicher Anblick, da die Hände körperlos zu sein schienen, ein Alptraum heranmarschierender Klauen.
    »Wir schaffen es nie!« schrie Jessica. »Sie werden uns haben, bevor wir das Dach erreichen!«
    »Nein, sie bewegen sich langsam — wir haben noch eine Chance.« Bishop stieß sich wieder hoch und verlagerte das Gewicht des Mannes auf seiner Schulter. »Nimm die Pistole aus meiner Tasche, Jessica. Wenn sie zu nahe kommen, schieß!«
    Sie gingen weiter, Edith voran, die Ihnen mit der Taschenlampe leuchtete. Bishop spürte, daß seine Beine schwach wurden, daß sein Körper immer mehr unter der Last nachgab. Er biß sich vor Anstrengung in die Unterlippe, und seine Rückenmuskeln protestierten schmerzhaft. Sie erreichten die nächste Etage, und er sank auf seine Knie. Kulek glitt von seiner Schulter, und Jessica fing den Oberkörper ihres Vaters gerade noch auf, bevor er auf den Beton schlagen konnte. Bishop atmete schwer und seine Brust bebte. Er lehnte seinen Kopf an die Stäbe des Geländers, sein Gesicht war schweißnaß.
    »Wie weit sind sie?« fragte er zwischen keuchenden Atemstößen.
    Edith leuchtete wieder mit der Taschenlampe nach unten. »Drei Etagen unter uns«, sagte sie ruhig.
    Er packte das Geländer und zog sich hoch. »Hilf mir«, sagte er und griff nach Kulek.
    »Nein.« Kuleks Augen waren geöffnet, und er brachte sich in eine sitzende Position. »Ich kann laufen. Bringen Sie mich nur auf die Beine.«
    Die Art, wie der blinde Mann zu Bewußtsein kam und es dann wieder verlor, war für Bishop irgendwie beunruhigender, als wenn er einfach bewußtlos geblieben wäre. Kulek stöhnte laut und griff sich an den Bauch, als sie

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