Dunkel
nächsten Etage war. Bis nach oben war es knapp einen Meter. Das Öffnen der Dachluke, durch die er in den Korridor hinauskam, war ein bißchen schwieriger, doch er hielt aus und nahm all seine Kraft zusammen, von der die Stimmen in seinem Kopf gesagt hatten, daß er sie hätte. Das Seltsame war: wußte man erst einmal, daß man etwas tun konnte, so fiel es einem viel leichter.
Er hatte seinen Weg zum Obergeschoß des Gebäudes fortgesetzt und war die Treppe hochgestiegen. Die Schwärze ringsum hatte ihn nicht länger gestört. Der Wind hatte um ihn geheult, als er die Schwingtüren der zehnten Etage aufgezogen hatte, aber er grinste, als er über den kurzen Korridor ging und dann nach rechts abbog, zum Apartment des alten Paares. Zuerst hatten sie die Tür nicht öffnen wollen, bis er ihnen gesagt hatte, daß er in offiziellem Auftrag da sein. Die alte Dame hatte als erste dran glauben müssen. Bei ihr hatte er den Besen benutzt, den sie im Korridor des Apartments aufbewahrte. Er hatte sie damit niedergeschlagen und sie dann erwürgt.
Mit dem alten Mann hatte er sich Zeit gelassen, er versuchte nicht einmal seiner Frau zu helfen, sondern war im Schlafzimmer unter das Bett gekrochen. Der Hausmeister hatte nur gelacht, als er durch die Pfütze platschte, die unter dem Bett hervorrann, und dann hatte er den alten Knaben vorgezogen und die krächzenden Schreie genossen, als er ihn über den Korridor in die Küche schleppte, wo so viele unschuldige Geräte warteten. Unglücklicherweise hatte das Herz seines Opfers aufgegeben, bevor er seine Arbeit beenden konnte, doch zumindest war es bis zum letzten Augenblick erfreulich gewesen. Keine Pisserei mehr in den Fahrstühlen. Überhaupt keine Pisserei mehr.
Der Hausmeister hatte sich auf den Boden neben die Leichen gesetzt und sich gefreut, daß er jetzt frei war und tun konnte, was immer ihm gefiel; frei, um neue, verbotene Erfahrungen zu sammeln. Die Freiheit schmeckte gut. Das Geräusch des krachenden Lastwagens kam nur wenig später, und der Himmel draußen flammte kurz orange auf. Der Hausmeister nahm eines der blutigen Küchengeräte und trat auf den Treppenabsatz. Er stand oben am Treppenende und wartete.
Edith Metlock spürte seine Anwesenheit, bevor sie ihn sah. Sie war fast oben an der Treppe, als sie stehenblieb, ihr Verstand verdrängte abrupt die Schreie, Rufe und Geräusche des Kampfes von unten und richtete sich auf das, was vor ihr lag. Mit einer Hand noch immer das eiserne Treppengeländer umfassend und ein Knie auf einer Stufe, richtete sie den Lampenstrahl langsam nach oben — langsam, weil sie das fürchtete, was der Lampenstrahl enthüllen würde. Sie sah die Beine des Mannes, seine Knie, seine Hüfte. Er war mit dem blauen Overall eines Arbeiters bekleidet, und als der Lampenstrahl höher glitt sah sie, daß er ein beflecktes, kurzes Hackmesser vor der Brust hielt; als der Strahl noch höher wanderte, erkannte sie, daß er grinste. Seine Zähne waren rot, und sein Mund war rot, und diese Röte rann an seinem Kinn herunter, und jetzt bemerkte sie auch, daß sein Overall überall mit Blut befleckt war. Sie wußte, daß er wahnsinnig war, denn welcher normale Mensch würde schon rohes Fleisch essen? Er kam eine Stufe herunter, und sie schrie auf.
Der erste Schlag des kleinen Hackmessers ging daneben, weil er vom Licht geblendet war, aber der zweite traf den Arm, den sie zum Schutz gehoben hatte. Ihr ganzer Arm wurde taub, als sei er von einem Hammer getroffen worden und nicht von einem scharfen Instrument; sie taumelte rückwärts, und die Taschenlampe in ihrer anderen Hand warf ihren Strahl nach oben und dann auf die Wände, als sie fiel. Bishop fing sie mit seinem Körper auf, packte das Geländer und hielt Kulek trotzdem fest im Griff. Seine Beine sackten unter dem Gewicht des Mediums fast weg, aber es gelang ihm, Halt zu finden. Sie war seitlich auf den Stufen zusammengebrochen und ihr Körper lehnte am Treppengeländer; zum Glück hatte sie die Taschenlampe nicht losgelassen. Bishop nahm ihr die Taschenlampe ab und richtete sie wieder nach oben. Der Mann kam langsam herunter, und sein Grinsen wirkte durch das klebrige Blut an seinen Lippen und Zähnen noch obszöner. Die Waffe hielt er hoch über seinem Kopf, bereit, zuzuschlagen.
Bishop versuchte zurückzuweichen, doch Kulek behinderte ihn. Edith umklammerte die Beine des Mannes, packte seinen Overall, zerrte daran und versuchte, ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen. Es war sinnlos; der Mann
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