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Dunkel

Dunkel

Titel: Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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ihn hochhoben. Sein Körper war steif, doch er richtete sich auf.
    »Es geht schon,« versicherte er Jessica, die ihn festhielt. Mit zitternder Hand faßte er nach Bishops Schulter. »Wenn Sie mich nur stützen«, sagte er.
    Bishop schlang den Arm des blinden Mannes um seinen Hals, und sie bogen um die Kehre der nächsten Treppenflucht. Sie begannen, hochzusteigen und er spürte, daß Kulek bei jedem Schritt zusammenzuckte. »Nicht mehr weit, Jacob«, sagte Bishop. »Wir sind fast oben.«
    Kulek hatte nicht die Kraft, zu antworten.
    »LASS IHN, BISHOP. ER NÜTZT DIR JETZT NICHTS MEHR!«
    Sie erstarrten auf der Treppe, als die Worte nach oben drangen. Es war eine Frauenstimme, und Bishop wußte, daß es die große Frau war, die Lillian hieß.
    »Er stirbt, können Sie das nicht sehen?« Die Worte wurden nicht mehr geschrien, sie hallten wie ein gezischtes Flüstern im Treppenhaus hoch. »Warum sich von einem alten Mann behindern lassen? Laß ihn - andernfalls wirst du uns nie entkommen. Wir wollen nicht dich, Bishop — nur ihn!«
    Als Bishop hinab in die Schwärze starrte, wußte er, daß das Dunkel ringsrum war, von der Nachtluft getragen wie ein unsichtbarer Parasit. Er konnte spüren, wie seine Kälte seine Haut streifte, seine Schweißtropfen zu winzigen Eiskugeln erstarren ließ. Er sah bleiche Schemen, die Gesichter in der schwarzen Grube dort drunten.
    »Laß ihn. Laß ihn«, sagten andere Stimmen in seinem Kopf zu ihm. »Er nützt dir nichts. Eine Last. Ein Ballast. Du stirbst, wenn du bei ihm bleibst.«
    Sein Griff festigte sich am Geländer. Ohne Kulek könnte er es schaffen. Er würde auf das Dach entkommen. Dort würden sie ihn nicht erreichen können ...
    Eine Hand riß seinen Kopf herum. »Hören Sie nicht hin, Chris!« Das Lampenlicht stach in seine Augen, als Edith Metlock ihn scharf ansprach. »Ich kann die Stimmen hören. Sie wollen, daß auch ich ihnen helfe. Verstehen Sie nicht? Es ist das Dunkel - die Stimmen versuchen, uns zu verwirren. Wir müssen weitergehen, Chris.«
    »Ich höre sie auch«, sagte Jessica. »Sie wollen, daß ich dich erschieße, Chris. Sie erzählen mir ständig, daß du meinen Vater in noch größere Gefahr bringst.«
    »BISHOP, ES IST NOCH NICHT ZU SPÄT - DU KANNST DICH UNS ANSCHLIESSEN!« schrie die große Frau. »DU KANNST TEIL VON UNS SEIN!«
    »Vorwärts, Edith«, sagte er, während er sich vom Treppenhaus abwandte.
    Beide Frauen seufzten vor Erleichterung, und wieder setzten sie den beschwerlichen Aufstieg fort. Die Schritte unten wurden lauter, hastiger. Mit äußerster Willenskraft beschleunigte Bishop seinen Schritt, hob den verletzten Mann fast von den Stufen hoch und zog ihn aufwärts. Sie erreichten die nächste Etage, gingen um die Kehre, stiegen die nächste Treppenflucht nach oben. Doch die Schritte kamen näher, rannten, hasteten die Stufen hoch, und andere Geräusche begleiteten sie, Geräusche, die von wütenden Tieren hätten stammen können. Sie waren jetzt unter der Etage, die Bishop und die anderen gerade verlassen hatten, kamen aus der Dunkelheit näher wie Kreaturen, die aus der Hölle kletterten.
    Jessica fühlte sich schwach vor Furcht. Sie lehnte sich an die Wand, hielt einen Arm steif ausgestreckt, und richtete die Pistole auf die schrecklichen, schlurfenden Geräusche, die näher und näher kamen.
    Ein Licht tauchte an einer Stelle zwischen ihr und denen dort unten auf, wurde stärker, begann die Dunkelheit in der Kehre zu füllen. Kalte Luft wehte vom Treppenabsatz herein, als die Schwingtüren aufgestoßen wurden, und plötzlich hörte man Stimmen und sah weitere Lichter, die die Helligkeit des ersten verstärkten.
    »Wer ist da unten?« wollte eine barsche Stimme wissen.
    »Sieh doch, Harry, da ist jemand auf der Treppe!« rief eine andere Stimme.
    Jessica war plötzlich in helles Licht getaucht.
    »Gott, sie hat eine Pistole«, rief dieselbe Stimme aus.
    Edith, die hinter der Kehre auf halbem Weg nach oben verborgen gewesen war, stieg rasch ein paar Stufen hinunter und leuchtete mit ihrer Lampe auf die Stimmen.
    Eine Gruppe von Männern und Frauen stand im Eingang des Balkons dieser Etage und starrte zu Jessica hoch und jetzt zu ihr. Es waren offensichtlich Nachbarn, die sich zur Sicherheit nach dem Stromausfall zusammengetan hatten.
    »Gehen Sie zurück!« rief Edith ihnen zu. »Zu ihrer eigenen Sicherheit. Gehen Sie in Ihre Wohnungen und schließen Sie sich ein!«
    Jemand drängte sich an dem ersten Mann im Türeingang vorbei.
    »Erzählen

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