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Dunkel

Dunkel

Titel: Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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heute nicht viel Spaß.«
    Draußen patrouillierten die beiden Polizisten im Gleichschritt.
    »Verdammt kalt, Del«, sagte der eine und blies in seine behandschuhten Hände.
    »Ja weiß nicht, warum die keinen Wagen einsetzen.«
    »Die können ja nicht jede Nacht auf jeder Straße einen Wagen fahren lassen. Wir haben ohnehin zu wenig für das Revier.«
    »Aber viele Helme.«
    »Was?«
    »Nicht genug Streifenwagen, aber viele Helme. Ich hatte dieses Jahr drei. Wurden mir bei den Spielen eingebeult.«
    »Erzähl weiter.«
    »Bei jedem Einsatz. Die Burschen sollten langsam mal eingesperrt werden, statt daß man sie laufen läßt.«
    »Ich hab' die Einsätze beim Fußball genossen. Du hattest also drei Helme?«
    »Und ein neues Funkgerät. Einer der Burschen ist mit dem letzten abgehauen. Die Menge öffnete sich vor ihm wie das Rote Meer und stürzte sich auf mich, als ich ihm nachrannte.«
    Sie gingen schweigend weiter. »Sind einfach zu viele da.«
    »Was, Helme?«
    »Nein, du blöder Hund. Fußballfans. Zu viele von denen, zu wenig von uns. Die haben wir nicht unter Kontrolle. Früher gab's nur ein paar Störenfriede, jetzt sind's fast alle. Mit denen werden wir nicht fertig.«
    »Ja, die meisten sind verrückt.«
    »Nee, lassen sich nur mitreißen.«
    »Ich weiß, was ich mit denen machen würde.«
    Del schnalzte. »Das darfst du nicht, Kleiner, Sie sind nur Opfer ihrer Umwelt.«
    »Umwelt? Ich hab' noch keinen Gebrechlichen darunter gesehen, 'ne satte Tracht Prügel täte denen gut.«
    »Aber, aber. Laß das bloß nicht den Sozialarbeiter hören.«
    Der jüngere Polizist warf einen Blick nach links auf das große, verlassene Gebäude, das aus der Finsternis ragte.
    »Dieses Haus ist mir unheimlich«, bemerkte er.
    »Ja? Ist mir ziemlich egal.«
    »Noch ein Haufen Wahnsinniger.«
    Del nickte zustimmend. »Gibt's in dieser Straße reichlich.«
    Der jüngere Polizist schaute die Straße entlang. »Möchte wissen, wer heute nacht dran ist.«
    Del grinste. »Nee, hier ist Ruhe und Frieden fällig. Hat genug Ärger gegeben. In den Häusern dürfte es keine Mörder mehr geben.«
    »Hoffentlich hast du recht«, sagte der Jüngere, während sie ihren Streifengang fortsetzten. Das Geräusch ihrer Schritte wurde von der Dunkelheit verschluckt, als sie an dem Haus namens Beechwood vorbeigingen.
    Julie goß die lauwarme Milch in die Tasse und trank prüfend einen kleinen Schluck. Ihr was es egal, ob der alte Bastard sich die Kehle verbrannte, außer daß das eine Nacht voller Gejammer bedeutete. Und sie war sich nicht sicher, ob sie noch mehr ertragen konnte.
    Sechs Jahre war sie schon bei ihm — sechs Jahre niedrigste Hausarbeit, Krankenpflege, Trösten, seinen Dreck wegräumen und ... diese andere Sache. Wie lange würde er noch leben? Als sie gekommen war, hatte sie geglaubt, daß er es allenfalls noch zwei oder drei Jahre machen würde. Aber er hatte sie reingelegt. Sechs Jahre! Die Versuchung, etwas in seine Suppe oder Milch zu tun, war fast unwiderstehlich, aber sie wußte, daß sie vorsichtig sein mußte. Die Umstände wären zu eindeutig. Sein Testament würde sofort den Verdacht auf sie lenken; es konnte auf niemand anderen verweisen. Und es gab sonst auch niemand, dem er sein Geld vererben konnte. Sie wußte, daß er nicht reich war, aber er hatte genug, ihr all diese Jahre ihren Lohn zu zahlen, ohne daß er irgendein Einkommen hatte, und ihm gehörte das Haus, in dem sie wohnten. Gott, wenn er starb, würde sie das zu einem großartigen Haus machen. Vielleicht zu einem kleinen Altenpflegeheim. Dazu war es groß genug. Es gab nur wenige ähnliche Häuser in der Willow Road - alte viktorianische Häuser, die bessere Tage gesehen hatten, aber auch sie waren so schmutziggrau wie die anderen ringsum. Ja, es würde ein schönes Pflegeheim werde. Nur fünf oder sechs alte Leute, keiner mit schweren Krankheiten - das wäre zu aufwendig. Und nur wenig Personal. Keine Schinderei mehr für sie! Sie würde nur alles überwachen. Wieviel Geld hatte der alte Mann? Ihre Augen glitzerten im Küchenlicht gierig. Er hatte oft genug auf diesen »kleinen Notgroschen« angespielt, den er für sie gespart hatte. Sie hatte - heimlich natürlich — versucht herauszufinden, wieviel dieser »kleine Notgroschen« wert war, aber der alte Narr grinste sie nur schlau an und rieb seinen Finger an der Nase. Listiger alter Bastard.
    Sie stellte den Milchbecher auf das Tablett neben seine Medizinflasche, den Löffel und verschiedene Pillen. Gott,

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