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Dunkel

Dunkel

Titel: Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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bin zu Haus!« rief er.
    Seine Frau kam aus der Küche geeilt. »Du kommst spät«, sagte sie und er war durch ihren ängstlichen Tonfall beunruhigt.
    »Ja, ich hab' mit Geoff am Bahnhof einen Drink genommen. Alles in Ordnung.«
    »Oh, ich bin wohl ein bißchen nervös.«
    Er küßte sie auf die Wange. »Dafür gibt's keinen Grund, Dummchen. Da draußen geht das Gesetz auf und ab.«
    Sie nahm ihm den Mantel ab und hängte ihn in einen
    Schrank.
    »Wenn du da bist, ist alles gut. Es ist nur, wenn ich alleine bin. Diese Straße ist ein bißchen unheimlich geworden.«
    Harry lachte. »Der alte Geoff sprach von nichts anderem. Er möchte wissen, wer als nächster umgelegt wird.«
    »Das ist nicht komisch, Harry. Ich kannte die anderen nicht sehr gut, aber Mrs. Rowlands war sehr nett, wenn ich mit ihr sprach.«
    Harry schob seinen Aktenkoffer mit dem Fuß an die Korridorwand und ging in die Küche. »Das ist 'ne Art zu sterben. Die Kehle mit einer Heckenschere durchgeschnitten. Dieser Kerl muß verrückt gewesen sein.«
    Jill schaltete den Elektrokessel ein. »Ich mochte ihn nicht besonders. Ich glaube, sie auch nicht, so wie sie über ihn sprach. Sie sagte, er hasse ihren Hund.«
    »Na ja, ich mag Pudel auch nicht besonders.«
    »Ja, aber dem armen Geschöpf so etwas anzutun.«
    »Vergiß es Liebes. Ist alles vorbei.«
    »Das hast du letzte Woche schon gesagt.«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich weiß, aber wer hätte gedacht, daß danach noch etwas passieren würde? Ist völlig unlogisch. Aber ich bin sicher, daß es jetzt das letzte Mal war. Trinken wir einen Tee, ja?«
    Sie wandte sich ab, griff in den Küchenschrank und wünschte sich, sie würde sich auch so zuversichtlich fühlen.
    In Nummer 27 lag ein älterer Mann in seinem Bett und sprach mit zitternder Stimme zu der Krankenschwester.
    »Sind sie noch da, Julie?«
    Die Krankenschwester zog die Vorhänge zu und drehte sich um. »Ja, Benjamin, sie sind gerade vorbeigekommen.«
    »All die Jahre, die ich hier wohne, brauchten wir nie Polizeipatrouillen.«
    Sie ging zum Bett hinüber, und die Tischlampe daneben warf ihren großen Schatten in einen Winkel des Zimmers und schuf eine tiefe, schwarze Leere. »Möchtest du jetzt etwas Milch?« fragte sie ruhig.
    Er lächelte zu ihr hoch, sein runzliges altes Gesicht pergamentgelb in dem schwachen Licht. »Ja, ein bißchen. Du bleibst heute nacht bei mir, Julie, ja?«
    Sie lehnte sich über ihn, und ihre vollen Brüste preßten sich gegen das hochgeschlossene, gestärkte Kleid, das sie statt einer Uniform trug. Sorgsam richtete sie die Decken um seine Schultern. »Ja, natürlich werde ich das. Ich hab's doch versprochen.« »Ja, du hast es versprochen.«
    Er griff nach ihrer fleischigen, festen Hand. »Du bist so gut zu mir, Julie«, sagte er.
    Sie tätschelte seine Hand, und schob sie dann wieder unter die Decke.
    »Du wirst bei mir sitzen, nicht wahr?« fragte er.
    »Ich habe es doch gesagt«, antwortete sie geduldig.
    Er ließ sich zurücksinken und kuschelte seine Schultern behaglicher in die Laken. »Ich werde jetzt die heiße Milch trinken«, seufzte er.
    Die Krankenschwester erhob sich vom Bett, und auf den feinen Haaren über ihrer Oberlippe glitzerten winzige Schweißtropfen. Sie durchquerte das Zimmer und schloß leise die Tür hinter sich.
    In Nummer 33 funkelte Felicity Kimble ärgerlich ihren Vater an. »Aber warum darf ich nicht raus, Dad? Das ist nicht fair.«
    »Ich hab's dir gesagt. Ich möchte, daß du heute abend im Haus bleibst«, sagte Jack Kimble matt. »Ich möchte nicht, daß du nach all dem so spät noch draußen bist.«
    »Aber ich bin fünfzehn. Ich kann auf mich selbst aufpassen.«
    »Niemand ist dafür heutzutage alt genug. Ich sag's nicht noch einmal — du gehst nicht hinaus.«
    »Mami!« jammerte sie.
    »Dein Vater hat recht, Felice«, sagte ihre Mutter mit weicher Stimme. »Man kann nie wissen, was für Leute durch diese Geschichten in die Gegend gekommen sind.«
    »Aber was soll denn schon passieren? Draußen sind die Bullen.«
    »Die Polizei, Felice«, korrigierte ihre Mutter.
    »Außerdem kann mich Jimmy ja heimbringen.«
    »Ja«, sagte ihr Vater, der mit der Zeitung raschelte, »und das ist der andere Grund, warum du nicht hinausgehst.«
    Felicity schaute sie beide an, ihr Mund eine schmale Linie. Ohne ein weiteres Wort marschierte sie aus dem Zimmer und trat dabei »zufällig« auf den Lego-Turm ihres jüngeren Bruders.
    »Vielleicht sollten wir sie gehen lassen, Jack«, sagte ihre

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